Fotos: Katharina Schmitz --- Sven Engelmann (M.), Lindlars neuer Bürgermeister, zusammen mit Armin Brückmann (r.), 1. stellvertretender Bürgermeister, und Lutz Freiberg als 2. Stellvertreter.

POLITIK

Gute Streitkultur statt Dauerzoff

ks; 06.11.2025, 17:15 Uhr

Lindlar – Der neue Gemeinderat kam am Dienstagabend zur konstituierenden Sitzung zusammen – Neuer Bürgermeister und Ratsmitglieder vereidigt.

Der neue Lindlarer Gemeinderat hat zwar weniger Sitze als der letzte, trotzdem sind jetzt mehr politische Farben vertreten. In der vergangenen Wahlperiode wurde eine Reduzierung von 36 auf 32 Mitglieder beschlossen. Und zu den Fraktionen von CDU, SPD, den Grünen und der FDP – wobei letztere den Status einer Fraktion verloren hat und nun als Gruppe auftritt –, gesellen sich neuerdings Die Linke und das BSW. Am Dienstagabend kam der neue Rat im Kulturzentrum zur konstituierenden Sitzung zusammen. Zum Start standen 35 öffentliche Tagesordnungspunkte auf dem Programm. Primär ging es dabei darum zu beschließen, wer welche Aufgaben übernimmt.

Eröffnet wurde die konstituierende Sitzung des neuen Gemeinderats von Gerd Werner. Mit seinen 70 Jahren ist der CDU-Politiker der Älteste in der Runde. Als Altersvorsitzender hatte er die Aufgabe, den neuen Bürgermeister Sven Engelmann in sein Amt einzuführen. „Wir treten ein politisches Erbe an. Ein Erbe, mit dem wir verantwortungsvoll umgehen müssen“, sagte Engelmann in seiner Antrittsrede, nachdem er zu Beginn dem vergangenen Rat und auch seinem Vorgänger Dr. Georg Ludwig dankte. Trotz Krisen wie der Coronapandemie, dem Krieg in der Ukraine oder auch den Herausforderungen des Klimawandels sei in den vergangenen Jahren viel geleistet worden.

„Neue Mehrheiten bedeuten nicht automatisch, alles infrage zu stellen, was zuvor gedacht, geplant oder gehofft wurde“, sagte der neue Bürgermeister. Lindlar stehe vor großen Aufgaben. Es gehe darum, neuen Wohnraum für verschiedene Bedarfe sowie sichere Arbeitsplätze zu schaffen, den Klimaschutz voranzutreiben, sowie sich um die Bildung, Kinderbetreuung und ärztliche Versorgung zu kümmern. Nun gelte es, neue Mehrheiten zu finden, gemeinsame Ziele zu formulieren und verantwortungsvoll zu handeln. „Unsere Bürgerinnen und Bürger erwarten keine endlosen Debatten, sondern gute und schnelle Lösungen“, sagte Engelmann.

In den Lindlarer Sitzungen ging es in den vergangenen Jahren oft hoch her; manche Wortgefechte spielten sich gar unter der Gürtellinie ab. Engelmann appellierte für eine „gute Streitkultur und ein bewusstes Zulassen der Koexistenz verschiedener Meinungen“. Ein Kompromiss um jeden Preis sei seiner Meinung nach aber ebenso wenig hilfreich wie ein Dauerstreit. Wie in der vergangenen Wahlperiode gibt es auch jetzt keine absolute Mehrheit für die CDU-Fraktion, die insgesamt auf 15 Sitze im Gemeinderat kommt. Einbußen mussten auch die SPD (8), die Grünen (4) und die FDP (1) hinnehmen. Die Linke und das BSW sind mit jeweils zwei Sitzen neu dabei.

[Der neue Rat der Gemeinde Lindlar.]

Den Schwur leistete Engelmann mit der religiösen Beteuerung „So wahr mir Gott helfe“. Und auch in seiner Antrittsrede verlieh er seinem Glauben Ausdruck, indem er Worte des Propheten Jeremia (Kapitel 29, Verse 5–7) darüber zitierte, Häuser zu bauen, Gärten zu pflanzen und der Stadt Bestes zu suchen. Auch heute könne die Botschaft „uns Mut machen, ebenso in Zeiten von ‚Bedrängnis‘ – ausgelöst zum Beispiel durch Fachkräftemangel, Bürokratie, knappen Finanzen und dem Gefühl, immer weniger selbst gestalten zu können“, sagte Engelmann zuversichtlich.

Die Fraktionsvorsitzenden gratulierten dem neuen Bürgermeister nach seiner Amtseinführung, wünschten ein glückliches Händchen, sprachen von „offenen Türen“ und einer guten Zusammenarbeit. Dabei betonte aber Ingo Harnischmacher (Grüne), dass Engelmann als Bürgermeister nun „über den Parteigrenzen stehen“ müsse und nicht mehr nur für eine Partei agieren dürfe, „sondern für alle Menschen in Lindlar“. Wichtig sei deshalb die Fähigkeit, Brücken zu bauen, wo Gräben entstehen könnten oder auch schon vorhanden sind.

Als ehrenamtliche Stellvertreter des Bürgermeisters wurden erneut Armin Brückmann (CDU) und Lutz Freiberg (SPD) gewählt. Die Wahl fiel einstimmig aus. Die Ausschüsse bleiben wie gehabt bestehen, wurden aber etwas verkleinert. Als Vorsitzende agieren neben Bürgermeister Sven Engelmann auch Vertreter von CDU und SPD; die Grünen haben keinen Vorsitz mehr.

Vorsitze und Sitzverteilungen

Rat

Vorsitzender: Sven Engelmann

Sitzverteilung: CDU: 15, SPD: 8, Grüne: 4, Die Linke: 2, BSW: 2, FDP: 1

Haupt- und Finanzausschuss

Vorsitzender: Sven Engelmann