POLITIK

Helmensteins Verpackungssteuer bekommt Gegenwind aus den eigenen Reihen

pn; 22.11.2023, 01:30 Uhr
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Symbolfoto: David Maier auf Unsplash --- Im Kampf gegen Müll auf der Straße und in der Natur plant Gummersbachs Verwaltung eine Einwegverpackungssteuer einzuführen.
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Helmensteins Verpackungssteuer bekommt Gegenwind aus den eigenen Reihen

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pn; 22.11.2023, 01:30 Uhr
Gummersbach – Die vom Gummersbacher Rathaus geplante Sondersteuer auf Einwegverpackungen würde 170 Betriebe in der Kreisstadt betreffen - Die CDU kann sich mit den Plänen des Bürgermeisters nicht anfreunden.

Von Peter Notbohm

 

Müll durch Einwegverpackungen ist bundesweit ein großes Problem vieler Kommunen. Nicht nur beim Thema der Entsorgung, sondern auch für die Natur, in der viele Menschen ihren Müll abladen. Bundesweit machen Einwegverpackungen etwa 40 Prozent des Straßenmülls aus. Allein in Gummersbach wurden 2022 etwa 540 Kubikmeter Verpackungsmüll verbrannt. Die Kosten für die Stadt: Etwa 430.000 Euro, die auf die Müllgebühren umgelegt werden. Bundesweit spricht der Verband kommunaler Unternehmen von Kosten in Höhe von 700 Millionen Euro.

 

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Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein hat den Müllbergen schon länger den Kampf angesagt und längst die Einführung einer Einwegverpackungssteuer nach dem Vorbild der Stadt Tübingen angekündigt. Die Pläne dazu hat er nun auch der Gummersbacher Politik erstmals detailliert im Ausschuss für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Mobilität vorgestellt. In der Universitätsstadt in Baden-Württemberg wurde die Steuer bereits Anfang 2022 eingeführt. Laut Helmenstein ist sie dort „ein voller Erfolg“ und trage zu einem „sauberen Stadtbild“ bei.

 

Bei der Verpackungssteuer werden in Tübingen Einwegverpackungen und Einweggeschirr mit jeweils 50 Cent netto besteuert, für Einwegbesteck beträgt die Steuer 20 Cent. Zahlen müssen Betriebe, die Take-away-Gerichte und "Coffee To Go" in nicht wiederverwendbaren Verpackungen verkaufen. Eine Unterscheidung gibt es dabei, ob man eine Pizza im Karton selbst abholt oder sich durch einen Bringdienst liefern lässt (steuerfrei). Die Deckelung in Höhe von 1,50 Euro, die in Tübingen galt, wurde durch das Bundesverwaltungsgericht einkassiert. In der Universitätsstadt wird laut Helmenstein zudem der McDrive nicht besteuert.

 

Eine Klage des Burger-Riesen McDonalds gegen die Steuer vor dem Bundesverwaltungsgericht scheiterte im Mai dieses Jahres. Das Franchise-Unternehmen zog nun allerdings vor das Bundesverfassungsgericht. Das Ergebnis dieser Klage will Helmenstein aber nicht abwarten und in der Kreisstadt für Nägel mit Köpfen sorgen, auch weil man im Rathaus auf juristische Gutachten vertraut. „Wenn ich in meiner 20-jährigen Amtszeit erstmalig eine Steuersatzung vorstelle, muss das was Besonderes sein“, so das Stadtoberhaupt. Bundesweit wäre Gummersbach die zweite Stadt, die eine solche Steuersatzung einführt. Helmenstein will in Nordrhein-Westfalen Pionierarbeit leisten – auch in juristischer Hinsicht. Zwei Ministerien müssen die Satzung genehmigen, sie soll zum 1. September 2024 in Kraft treten.

 

Er sei eigentlich ein Gegner neuer Steuern betont der Bürgermeister, doch für Besteuerung von Einwegverpackungen wolle er aus mehreren Gründen eine Ausnahme machen. Dazu zählen der aus seiner Sicht nachhaltige Ansatz zur Müllreduzierung, was dem Stadtbild diene. Zudem erwartet er eine Ressourcenschonung durch Verwendungen zertifizierte Becher und Boxen durch den Bürger, die in der Regel einen Umlauf von bis 500 Nutzungen hätten. „Und wer nicht bereit ist, dies zu nutzen, den werden wir wenigstens entsprechend des Verursacherprinzips mit einem kleinen Beitrag dafür heranziehen, dass er unsere Landschaft und unser Ökosystem belastet“, so Helmenstein.

 

In Gummersbach gibt es in der Gastronomie seit einem Jahr bereits ein Mehrwegsystem der Firma Vytal. Dieses wird bislang vom Bürger aber fast gar nicht angenommen. In Tübingen gibt es die beiden Anbieter RECUP und REBOWL. Helmenstein hat zudem vergangene Woche das Unternehmen Jokey Plastik besucht und sich die Produkte erläutern lassen. Parallel plant die Stadt ein Förderprogramm für die betroffenen Gastronomen aufzulegen, in dem jeder, der sich dem Poolsystem anschließt 500 Euro Starthilfe erhalten soll. Große Geschirrspülmaschinen zur Reinigung der Mehrwegverpackungen sollen mit bis zu 1.000 Euro gefördert werden.

 

Für 2025 rechnet die Stadt durch die Steuer mit Einnahmen in Höhe von 350.000 Euro. Insgesamt werden nach Schätzungen im Rathaus etwa 170 Betriebe (Cafés, Bäckereien, Imbisse, Restaurants, Tankstellen, Kioske) betroffen sein. „Entscheidend wird die Kommunikation mit dem Bürger und denjenigen, die es betrifft“, sagt Helmenstein. Für die Gastronomie sind zwei große Informationsveranstaltungen geplant.

 

In Gummersbachs Politik trafen die vorgestellten Pläne auf ein geteiltes Echo. Während SPD und Grüne ihre Unterstützung zusagten und den Entwurf ausdrücklich lobten, bekommt der Bürgermeister Gegenwind aus den eigenen Reihen. Die CDU sieht die Pläne äußerst kritisch. Jürgen Marquardt (CDU) kritisierte, dass maximal 20 Prozent des anfallenden Mülls von der Steuer betroffen seien. Die Belastung der Unternehmen sei außerdem ohnehin schon viel zu hoch, zudem wolle man dem Bürger nicht noch eine Verpackungssteuer zumuten, wo ohnehin alles teurer werde.

 

„Das ist aus unserer Sicht nicht der richtige Gedanke. Wir wollen mehr Aufklärung, aber nicht alles mit Verboten und Steuern regeln“, so Marquardt. Zudem ergänzte er, dass eine Studie der Uni Tübingen festgestellt habe, dass keine Lenkungswirkung in Form von Müllvermeidung durch die Steuer eingetreten sei. „Irgendwo müssen wir anfangen! Nur mit reden, kommen wir nicht weiter“, entgegnete ihm Elisabeth Raupach (SPD). Beraten wird über die Pläne diese Woche auch noch im Hauptausschuss und Ausschuss für öffentliche Ordnung sowie wie im Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschuss kommende Woche.

KOMMENTARE

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Es ist nun wirklich an der modernen Zeit, dass diesem sehr absonderlichem Umweltwahnsinn der To Go Verpackungen welche sodann irgendwo landen, ein so wirklich endgültiges Ende gesetzt wird! - notfalls eben durch eine entsprechende Steuer darauf, damit die sehr verwöhnten Konsumenten dieser Wegwerfverpackungen für ihre persönlichen Waren, somit endlich mal zur persönlichen Vernunft kommen werden, da diese To Go verpackungen die Umwelt ectr. so wirklich sehr massiv belasten!

Klaus Herden, 22.11.2023, 16:04 Uhr
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Endlich wird das Problem des vermeidbaren Mülls angegangen. Der Nutzen einer solchen Maßnahme ist offensichtlich: es wird weniger herumliegenden Dreck in der Stadt und der Natur geben. Das Image der Stadt wird deutlich verbessert, eine Marketingmaßnahme mit ähnlichem Effekt wäre unbezahlbar. Es gibt wohl keinen Menschen in GM, der/die sich nicht freut, wenn wenigstens etwas weniger Müll herumliegt. Und die Stadt hat auch noch ein paar Euro mehr. Da ist es sehr befermdlich, wenn sich die CDU Fraktion gegen ein Projekt stellt, das nur Vorteile bringt. Die Partikulärinteressen einiger Weniger (allen voran Großkonzerne aka Fast Food Ketten) scheinen der Fraktion offenbar wichtiger, als das Allgemeininteresse, das Image der Stadt und das Empfinden der Bürger*innen in GM.

F Lothar Winkelhoch, 23.11.2023, 08:29 Uhr
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Nicht jeder hat eine geregelte Mittagspause und oder Kantine, Mensa oder was auch immer. Wie oft fährt einer zum Imbiss und holt dann für mehrere Kollegen das Gewünschte. Auch Handwerker, Polizei und Rettungsdienst sind auf eine schnelle Mahlzeit angewiesen und dort oft Kunde. Landet die Verpackung auf der Straße oder in der Landschaft- wohl kaum. Oder soll jeder nach Feierabend einzeln mit dem Auto dort vorfahren und die pfandpflichtige, verschmutzte Verpackung zurückgeben? Wie bescheuert ist das denn? Wer erwischt wird soll zahlen oder ersatzweise 1 Tag die Straßen kehren, aber nicht schon wieder höhere Steuern und mehr Bürokratie!!

Von dem der den Müll ordnungsgemäß entsorgt-und dafür bezahlt , 24.11.2023, 20:31 Uhr
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Wenn ich sehe, was zur Zeit noch an Pfandflaschen in die Umwelt geworfen wird, denke ich, dass es manchen Mitbürgen einfach noch zu gut geht.
Dennoch bezweifele ich, dass solch eine Steuer etwas bewirken wird. Es ist ja nicht so, dass nicht jedem mündigen Bürger bewusst wäre, wie sehr er die Umwelt belastet, indem er seinen Müll einfach aus dem Auto wirft, To go Becher benutzt, etc.... Es ist ihm einfach egal.
Leider wird es nur nützen, wenn Verbote heran gezogen werden, gegen die sich dann heftig gewehrt wird, weil der Mensch ja nicht bevormundet werden möchte, aber offensichtlich nichts anderes hilft.
Zudem, liebe Unternehmen, seid ihr auch in der Verantwortung! Solange ihr Geld scheffeln könnt, ist euch doch die Umwelt egal...
Jeder mündige Bürger sollte Mc D. und To go Artikel meiden!

Bibi, 25.11.2023, 21:02 Uhr
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