POLITIK
Künftig bis zu 900 Schüler am Gymnasium?
Lindlar – Am Abend wurde in der Sondersitzung des Schulausschusses der neue Schulentwicklungsplan vorgestellt.
Aktuell wird das Lindlarer Gymnasium von rund 600 Schülern besucht. In zehn Jahren sollen an der Schule jedoch rund 875 Kinder und Jugendliche unterrichtet werden. Hervor geht diese Prognose aus dem neuen Schulentwicklungsplan (SEP) der Gemeinde, der gestern im Rahmen einer Sondersitzung des Ausschusses für Schule, Sport und Kultur vorgestellt worden ist. Mit Ulrike Lexis vom Beratungsbüro Dr. Garbe, Lexis und von Berlepsch war auch die Verfasserin des SEP vor Ort, die der Politik Rede und Antwort stand.
„Die demographische Situation hat sich massiv geändert“, sagte Lexis zu Beginn ihres Vortrages. Bereits vor sechs Jahren habe sie sich mit der Fortschreibung des SEP für die Gemeinde Lindlar befasst – eigentlich mit einer Laufzeit bis 2023/2024. Doch aufgrund zum Teil starker Abweichungen zwischen prognostizierten und tatsächlichen Anmeldungen habe die Verwaltung mit dem Plan nicht mehr arbeiten können (OA berichtete).
Mit Blick auf die Geburtenentwicklung in Nordrhein-Westfalen spricht Lexis von einem hohen Plateau ab 2016. Im vergangenen Jahr habe es jedoch einen starken Geburtenrückgang von sechs Prozent gegeben. „Allerdings wissen wir nicht, ob das ein Trendwechsel oder ein coronabedingter Ausrutscher war“, so die Expertin, die dazu rät, in den kommenden Jahren einen Blick auf die Geburtenzahlen zu werfen. Berücksichtigt wurden außerdem der Zuzug von Migranten und Geflüchteten sowie der Effekt von Neubaugebieten. Mit Ausnahme von 2025 würden an Lindlars Grundschulen Jahr für Jahr mehr als 200 Kinder eingeschult werden und damit deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Zum Vergleich: 2019 und 2020 gab es in der Gemeinde nicht mal 160 Erstklässler.
Wurden 2021 in Lindlars Grundschulen rund 800 Kinder beschult, werden es Lexis zufolge ab 2024 über 1.000 Kinder sein. Aktuell werden an den Grundschulen zehn Eingangsklassen gebildet – für 2024 werden allerdings bis zu 13 Eingangsklassen prognostiziert. Mit Blick auf den Offenen Ganztag würden rund 250 Plätze fehlen, um die Quote von 75 Prozent ab 2026 zu erreichen. Die höchsten Zugänge auf den weiterführenden Schulen erwartet Lexis 2031. In den nächsten zehn Jahren würden die Gesamtschülerzahlen deutlich ansteigen, um insgesamt über 500 Schüler. Dabei entfalle der größte Teil auf das Gymnasium – nicht zuletzt aufgrund der Wiedereinführung von G9 im Jahr 2026.
Für Lindlars Schulen ergeben sich aus dieser Prognose diverse Herausforderungen. Handlungsbedarfe gebe es aus Sicht der Verwaltung insbesondere an der GGS Frielingsdorf, an der GGS Lindlar-Ost, am Gymnasium und gegebenenfalls an der Realschule. Ab 2026 würden am Gymnasium mindestens drei Klassenräume fehlen. An der Hauptschule gebe es hingegen einen deutlichen Raumüberhang. Ein Teil davon würde allerdings durch die hohe Anzahl an Inklusionskindern genutzt werden, die einen erhöhten Raumbedarf für Differenzierung hätten. Weitere Räumlichkeiten könnten möglicherweise der benachbarten Realschule oder dem Gymnasium zur Verfügung gestellt werden.
Die aktuelle Fortschreibung des SEP gilt bis zum Schuljahr 2027/2028. In der Sitzung des Ausschusses für Schule, Sport und Kultur am 15. August sollen die nötigen Beschlüsse vorberaten werden. Die Beschlussfassung soll in einer Sondersitzung des Gemeinderates am 14. September erfolgen. Christoph Menn-Hilger, Schulleiter des Lindlarer Gymnasiums, richtete nach der gestrigen Präsentation des SEP mit Blick auf die (prognostizierten) Schülerzahlen und der Größe des Schulgebäudes einen Appell an Politik und Verwaltung: „Wie mussten in diesem Schuljahr zum ersten Mal Schüler ablehnen. Schieben Sie den Neubau nicht zu lange vor sich her!“
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