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Karstadt-Aus: Kann die Landesregierung helfen?

bv; 28.06.2020, 18:00 Uhr
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Karstadt-Aus: Kann die Landesregierung helfen?

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bv; 28.06.2020, 18:00 Uhr
Gummersbach - Bürgermeister Frank Helmenstein setzt auf Unterstützung, sieht sich ermutigt durch positive Zahlen, zweifelt aber am guten Willen der Karstadt-Eigentümer - Plan B möglich?

Von Bernd Vorländer

 

So ganz genau kann noch nicht mal er selbst seinen Gemütszustand in der derzeitigen Situation beschreiben. Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein ist angefressen und ein Stück weit persönlich getroffen, dass die Firmenleitung von Galeria Karstadt Kaufhof vor wenigen Tagen angekündigt hat, das Karstadt-Warenhaus in der Kreisstadt so mir nichts, dir nichts schließen zu wollen - trotz aller positiven Zahlen. Der Rathauschef ist sauer, dass Briefe unbeantwortet und Kontaktversuche zur Konzernspitze erfolglos blieben. Das sei ganz schlechter Stil, so Helmenstein. Aber an Aufgeben denkt er nicht. Im Gegenteil, er werde jetzt alles in die Waagschale werfen, was denkbar und möglich erscheine, um die 80 Arbeitsplätze in Gummersbach zu halten. "Das sind wir zuallererst den Arbeitnehmern bei Karstadt schuldig, aber auch unserem Standort, der sich überhaupt nicht vor anderen verstecken muss."

 

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Helmenstein hat mit Bodo Löttgen und Peter Biesenbach die beiden heimischen Landtagsabgeordneten mit ins Boot genommen, die in Landesregierung und Parlament an wichtigen Nahtstellen der Landespolitik agieren. Sie sollen darauf hinwirken, dass sich die Politik in den Erhalt einschaltet - und nicht nur den Rückzug der Warenhauskette aus der Fläche finanziell abmildert. Er unterstützt darüber hinaus das Ziel des nordrhein-westfälischen Städte- und Gemeindebunds, die Landesregierung aufzufordern, zeitnah mit Karstadt-Kaufhof Gespräche aufzunehmen, um möglichst viele Filialen zu erhalten. Helmenstein sieht insbesondere Gummersbach gut aufgestellt. "Wir bieten beste Rahmendaten für einen Weiterbetrieb von Karstadt." Der Vermieter der Immobilie sei zu deutlichen Zugeständnissen bei der Miete bereit und werde weiter in die bauliche Modernisierung investieren.  

 

Gerade in den vergangenen Jahren sei schon nachhaltig viel Geld bereitgestellt worden. So habe man  beispielsweise die Mall komplett renoviert sowie die gesamte Innenbeleuchtung auf energiesparende LED-Technik umgestellt. Die Rolltreppen sowie die Kundenaufzüge seien ebenfalls komplett modernisiert worden. Weitere Investitionen würden realisiert oder stünden - gerade im Hinblick auf das Parkhaus - unmittelbar vor der Umsetzung.

 

Aber kommen diese Fakten überhaupt beim Eigentümer von Galeria Karstadt Kaufhof an? Helmenstein hat da so seine Zweifel. Ein Artikel in der "Immobilien-Zeitung" habe ihm da die Augen geöffnet, bestätigt er auf Nachfrage. Dort sei aufgezeigt worden, dass bei den Schließungen die Standorte weitgehend verschont würden, die entweder dem GKK-Eigner selber gehören oder Unternehmen, die mit Signa über Immobilientransaktionen verbunden sind. "Bei dieser Lage der Dinge dürften die hohe Zentralität der Gummersbacher Innenstadt sowie der dort erheblich gestiegene Jahresumsatz für die Entscheidung über den Fortbestand der hiesigen Karstadt-Filiale keine Rolle gespielt haben", mutmaßt Helmenstein.

 

Die Kennzahlen sprechen jedenfalls für seine positive Sicht des Standorts. Bei der sogenannten Zentralitätsziffer, die die Lage eines Standorts und den Kaufkraftzufluss aus anderen Kommunen und Regionen bewertet, liegt Gummersbach mit 198,3 Punkten in einer Untersuchung der IHK Köln auf dem 3. Platz. Der Einzelhandelsumsatz in der Gummersbacher Innenstadt konnte zudem von 160 Millionen Euro 2015 auf 200 Millionen Euro im vergangenen Jahr gesteigert werden. "Das sind Fakten, aber wen interessieren die eigentlich?", fragt Helmenstein.

 

Und wenn alle Rettungsmaßnahmen am Ende keine Wirkung haben - Helmenstein ist auch für diesen Fall gewappnet. Er will zwar noch nicht über Einzelheiten sprechen, weil dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu früh wäre, "aber wir haben noch einige Pfeile im Köcher. Aufzugeben ist für mich keine Option".

KOMMENTARE

1

Ich schrieb ähnliches schon vor einer Woche: René Benko und seine Signa-Holding interessieren nur die Einkünfte durch Vermietung der Immobilien und deren Wertsteigerung für evtl. spätere Veräußerung. Der reine Handel mit Konsumgütern ist dagegen weitaus weniger lukrativ, mit viel höherem personellen und administrativen Aufwand verbunden und daher nicht das Hauptinteresse von Benko. Diese Logik sollten auch die Verantwortlichen in der Politik eigentlich kennen …
Und wie bitte sollte die Landesregierung helfen? Etwa einen Unternehmenszweig (Karstadt GM), der gesund ist und schwarze Zahlen schreibt, finanziell unterstützen, damit er nicht geschlossen wird??? Wie sollte denn das der Allgemeinheit vermittelt werden und wäre das haushaltsrechtlich überhaupt erlaubt?

R. Gerhards, 28.06.2020, 19:12 Uhr
2

Jetzt wird sich künstlich aufgeregt. Eiiiiiiiiiiiiinige der Probleme sin gerade von diesen Leuten hausgemacht!

, 29.06.2020, 00:00 Uhr
3

Nachtrag:
Mich würde es nicht wundern, wenn René Benko auf diese Weise versucht, sich die restlichen Immobilien, die bisher nicht in seinem Besitz waren, anzueignen.
Bedeutet also: Benko schließt zuerst die Karstadtfilialen an Standorten, die nicht zu seiner Signa-Holding gehören und erzeugt damit wirtschaftlichen Druck bei den Eigentümern, die diese großen Flächen nicht mehr vermietet bekommen. Die Konsequenz wäre wahrscheinlich auch eine Wertminderung dieser betreffenden Immobilien.
In einem zweiten Schritt könnte Benko diese Immobilien dann vergleichsweise günstig aufkaufen, wenn er Banken findet, die ihm das finanzieren und Eigentümer, die bereit sind, zu verkaufen.
Das wäre dann genau die Art von Raubtierkapitalismus, vor dem schon seit Jahren zurecht gewarnt wird …

R. Gerhards, 29.06.2020, 07:22 Uhr
4

Guten Tag.Ich bin Arbeitnehmer bei Galeria Logistik.Auch unser Standort soll geschlossen werden.Wir verstehen die Welt nichz mehr.Schön wie Sie sich für Gummersbach einsetzen.Großes Lob

Ebert, 29.06.2020, 14:09 Uhr
5

Es scheint von langer Hand geplant. Warum ist Dr.Stefan Fanderl ausgestiegen, wohl weil er dieses schlechte Spiel nicht mitmachen wollte ! Es entwickelt sich zu einem Wirtschaftskrimi, leider zu Lasten der Mitarbeiter/innen.

edwin graumüller, 29.06.2020, 19:38 Uhr
0 von 800 Zeichen
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