POLITIK

„Keine Verbesserungen ohne Verbündete“

lw; 14.02.2020, 15:38 Uhr
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Fotos: Lars Weber --- Thomas Hein (Mitte) stellte bei dem Termin im Brauhaus sein Wahlprogramm vor.
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„Keine Verbesserungen ohne Verbündete“

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lw; 14.02.2020, 15:38 Uhr
Gummersbach – Thomas Hein stellte sich zum ersten Mal offiziell als Bürgermeisterkandidat für die Kreisstadt vor – Unterstützung von FDP unsicher.

Von Lars Weber

 

Das Podium bei der Vorstellung des parteilosen Thomas Hein als Gegenkandidat für den Amtsinhaber Frank Helmenstein heute im Brauhaus ist prall gefüllt gewesen. Vertreter der Grünen, der SPD und der FDP hatten sich neben jenem Mann positioniert, der am 13. September bei der Wahl ihrer Ansicht nach neuer Bürgermeister Gummersbachs werden soll. Dabei ist im Moment alles andere als klar, ob es bei diesem Mitte-Links-Bündnis bleibt. Denn innerhalb der FDP brodelt es. Zwar hat der Vorstand eine klare Empfehlung pro Hein für die Mitgliederversammlung am 27. Februar ausgegeben. Ob die Mitglieder dieser folgen werden, scheint aber offen. Die wichtigsten Erkenntnisse von der Vorstellung:

 

Wie kam es zu der Kandidatur?

 

Bereits seit einiger Zeit hätten zwischen den Parteien Gespräche über einen möglichen unabhängigen Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters stattgefunden. SPD, Grüne und FDP finden es demokratisch und wichtig, den Wählern eine tatsächliche Alternative zu geben. Aufgrund seiner langjährigen Arbeit in Gummersbach, seit 2001 ist er im Rathaus tätig, seit 2005 als Leiter des Fachbereichs Jugend, Familie und Soziales, wurde Hein ins Spiel gebracht. Er sei von SPD-Fraktionschef Thorsten Konzelmann angesprochen worden, so Hein. Um die Weihnachtszeit habe es erste Gespräche gegeben. Klar wurde schon zu dieser Zeit: „Ich werde nur mit breiter Unterstützung kandidieren“. Er habe sich schon seit Längerem Gedanken darüber gemacht, was in Gummersbach zu verbessern sei. Hein nennt vor allem das Thema Kommunikation, insbesondere mit den Bürgern. „Mir war klar: Wenn ich etwas verbessern möchte, geht das nicht ohne Verbündete.“ Die Gespräche mündeten in die Vorstandsbeschlüsse von SPD, Grünen und FDP.   

 

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Wie sieht das Wahlprogramm aus?

 

Besonders in der Kommunikation möchte Hein einiges ändern. Die Bürger möchte er in Zukunftswerkstätten stärker einbinden als beispielsweise bei dem Format Verwaltungsvorstand vor Ort. „Ich möchte keinen Frontalunterricht, sondern einen Dialog.“ Doch nicht nur mit den Bürgern möchte er stärker in Kontakt treten, auch im Rathaus und in der Politik sieht er ungenutztes Potenzial. Zudem möchte Hein den leergefegten Wohnungsmarkt wieder in Gang bringen. Vor allem ältere Menschen sollten möglichst lange selbstbestimmt wohnen können. Um Wohnraum bezahlbar zu halten, könnten zum Beispiel Genossenschaften ein Thema werden. Die Stadt sollte auf dem Wohnmarkt aktiver werden.

 

[Seltenes Bild: SPD, Grüne und FDP möchten für Thomas Hein an einem Strang ziehen. Gabi Müller (v.li.), Sabine Grützmacher (beide Grüne), Gummersbacher FDP-Vorsitzende Gabriele Priesmeier, Thomas Hein, FDP-Fraktionschef Dr. Ulrich von Trotha, Gummersbacher SPD-Vorsitzender Sven Lichtmann und SPD-Fraktionschef Thorsten Konzelmann.]

 

Die Entwicklung von Gewerbegebieten sollte interkommunaler gedacht werden und auch der „riesige Flächenverbrauch“ sei ihm ein Dorn im Auge. Er regte an, die Parkplätze auch mal oben auf das Dach zu bauen, statt alles ebenerdig nebeneinander. Auch mehr Projekte mit Wohnraum, zum Beispiel über einem Supermarkt, sollten angestoßen werden. In Sachen Mobilität möchte er die Dörfer zum Beispiel mit Radwegen besser mit dem ÖPNV verketten. Beim Klima könnte Gummersbach besonders mit der energetischen Sanierung von Gebäuden, Dachbegrünungen oder besseren Beleuchtungssystemen einen Teil zur Klimaverbesserung leisten.

 

Im Bereich der Bildung möchte Hein den offenen Ganztag und die Jugendarbeit besser koordinieren. Die bisherige „Gießkannenförderung“ der offenen Ganztagsschulen müsse beendet werden. Es solle klarer geschaut werden, wo Hilfen tatsächlich benötigt werden. Im sozialen Bereich sollten älteren Menschen mehr Hilfsmöglichkeiten an die Hand gegeben werden. Bei der Finanzierung seiner Konzepte hofft er zum einen darauf, dass über Bund und Land ein Schuldenschnitt für die kommunalen Kassenkredite erfolgt. Zum anderen sieht er eine Vielzahl an Fördermitteln, die bislang nicht im ausreichenden Maß angefordert würden, zum Beispiel von der EU. „Da liegt noch Geld.“

 

[Bei der Vorstellung im Gesellschaftszimmer des Brauhauses waren auch viele Mitglieder der unterstützenden Parteien vor Ort.]

 

Wie sieht die weitere Zusammenarbeit mit Helmenstein aus?

 

Im Gummersbacher Rathaus kommt es zu der besonderen Situation, dass der Gegenkandidat und Amtsinhaber unter einem Dach zusammenarbeiten müssen. Hein sieht es pragmatisch. „Ich war als Beamter immer loyal.“ Er sieht bei seiner Arbeit als Sozialamtschef „keine Probleme“ in der Abstimmung mit Helmenstein. Die beiden kennen sich lange. Hein ist seit 2001 in Gummersbach.

 

Was sagen Grüne und SPD?

 

„Wir wollen Thomas Hein als Bürgermeister von Gummersbach“, sagt Sven Lichtmann, Vorsitzender der Gummersbacher SPD. Gerade schwächer gestellte Menschen bräuchten mehr Unterstützung, da sei Hein der ideale Kandidat. Zudem wollen die Parteien den Wählern eine „inhaltliche Alternative“ geben. Sabine Grützmacher von den Grünen bescheinigt den Ideen Heins „innovative Ansätze“. Gerade beim Thema bezahlbarer Wohnraum existierten bei vielen Menschen große Ängste. Die Mitglieder der Grünen entscheiden am 2. März über die Nominierung Heins, die SPD-Mitglieder kommen am 12. März zusammen.

 

 

Was sagt die FDP?

 

Viel spannender wird aber vermutlich die Mitgliederversammlung der FDP am Donnerstag, 27. Februar. FDP-Fraktionschef Dr. Ulrich von Trotha bestätigt, dass es unter den Mitgliedern Diskussionen um den Kandidaten Hein gebe. Er selbst habe einige Anrufe bekommen mit „gewichtigen Meinungen“, wie er sich ausdrückt. Es störe einige Mitglieder, dass mit Hein ein Konflikt in die Verwaltung hineingetragen werde und sich dadurch die Wirksamkeit der Verwaltung nicht erhöhe. Es hätten auch noch Gespräche mit CDU-Fraktionschef Jörg Jansen stattgefunden. Eine Vorstellung von Frank Helmenstein und seinen Ansichten zur Zukunft der Kreisstadt werde es aber im Kreise der FDP nicht mehr geben. „Wir wollen eine Entscheidung“, sagt Dr. von Trotha. Eine Prognose, wie die Abstimmung der 59 Mitglieder ausgeht, möchte er aber nicht abgeben. „Wir können ihnen nichts vorschreiben.“

 

Hein selbst ist zuversichtlich. „Es wäre verwunderlich, wenn die Mitglieder den Beschlüssen der Vorstände nicht folgen würden.“ Er geht also weiter davon aus, von drei Parteien unterstützt zu werden. Falls sich die FDP-Mitglieder sich doch gegen ihn entschieden, wolle er aber auch mit SPD und Grünen in den Wahlkampf ziehen.

 

Zur Webseite von Thomas Hein

 

Kommentar:

Wahlkampfstart mit Hindernissen

KOMMENTARE

1

Wofür muß man denn unbedingt Bürgermeister sein um an diesen Dingen zu abreiten? Das hätten ja die Leute die diese Vorschläge hier machen auch vorher mit einbringen können...Aber irgendwas muß man ja erzählen.....

Nadine, 15.02.2020, 11:06 Uhr
2

Wer Herrn Hein aus seiner täglichen Arbeit kennt, wird seine Stimme wohl hoffentlich nicht für ihn abgeben. Herr Helmenstein ist mit Abstand der bessere Kandidat und hat für unsere Stadt in den letzten Jahren sehr viel erreicht. Ich hoffe, die FDP wird sich auch noch für den richtigen Bewerber entscheiden...

Laura Weber, 15.02.2020, 14:27 Uhr
3

Die sollen den Bürgermeister doch einfach darin unterstützen wo sie meinen das was fehlt. Das Tagesgeschäft, die ganzen Verhandlungen die der Herr Helmenstein in den ganzen Jahren gemacht hat um die Gelder zum Aufbau der Stadt zu bekommen, das kann man nicht mit einfachem Reden erreichen. Am Anfang hat keiner geglaubt das aus dem verotteten Steinmüllergelände jemals was wird. Oder die Schwalbearena. Die Uni. Das Kino. Das Krankenhaus Waldbröl. Der Kampf jetzt um die leeren Amts-und Polizeihäuser in Landeshand die er für den sozialen Wohnungsbau will. Verlangte Bürgerstunden gibt es doch wo er sich für die Belange einsetzt. Nur denke ich das das, wie überall, zu wenig genutzt wird...Lieber wird gemotzt. Das ist einfach ne Abwatsche von einer älteren Dame aus der oben genannten Partei ....

Markus, 16.02.2020, 11:46 Uhr
4

@Markus

Sie tun gerade so als wenn Herr Helmenstein alleine jegliches Vorhaben der Stadt Gummersbach in die Wege geleitet hätte. Aufgrund ihrer Aussage gehe ich davon aus, dass Sie ein informierter Bürger sind und da sollten Sie bitte nicht verschweigen, dass die Verwaltung der Stadt Gummersbach aus mehr Akteuren besteht als nur dem Bürgermeister. Es existieren mehrere Fachämter die bei allen von Ihnen genannten Projekten involviert sind. So wie ich es immer der Presse entnommen habe, ist insbesondere der ehemalige Technische Beigeordnete Herr Stücker der Architekt des Aufschwungs unseres revitalisierten Steinmüllergeländes und dafür sollte der Mann auch die entsprechende Anerkennung erhalten.

Horst, 17.02.2020, 19:09 Uhr
5

Bitte verschweigen Sie dies nicht, denn sonst wird ihr Kommentar unseriös und weniger gut informierte Bürger könnten in die Irre geleitet werden. Kein Bürgermeister in Deutschland kann mit einfachen Gesprächen hohe Summen an Fördermitteln für eine Kommune akquirieren. Dafür bedarf es dem Zusammenspiel aller beteiligten Akteure einer Verwaltung.
Ansonsten hat Herr Helmenstein weise Worte gewählt. Die Wahl zu haben ist „gelebte Demokratie“. Ich würde es persönlich sogar begrüßen, wenn sich noch mehr Kandidaten zur Wahl stellen würden. Gerne auch ohne Unterstützung einer Partei.

Horst, 17.02.2020, 19:09 Uhr
6

@Horst: Wie ich schon bei einem anderen Kommentar zu der Sache schrieb ist es selbstverständlich das diese Projekte NIE ein Bürgermeister alleine kann und ich schrieb auch das ich immer den Eindruck hatte das dies Herr Helmenstein betont und zeigt. Vor allem durch die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Parteien und den Beigeordneten etc. Gerade das von Ihnen genannte Beispiel mit Herrn Stücker ist wirklich sehr gut, denn das war eine tolle Zusammenarbeit und leider ging das dann zu Ende, als Herr Stücker nach Wiehl ging. Mehr Kandidaten ist auf jeden Fall aktiver! Hier ging es nur um das plötzliche Auftauchen und die seltsame Vorgehensweise wie es dazu kam! Und das kein Bürgermeister ein Geld bekommt weil er nett redet ist doch klar, oder? Sorry, sowas habe ich im Denken vorausgesetzt.

Markus, 18.02.2020, 12:33 Uhr
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