POLITIK

Kommunikativ, konstruktiv, kreativ

lw; 02.09.2024, 15:00 Uhr
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Fotos: Lars Weber --- Angeregt diskutierten die Bürger am Freitag an den einzelnen Tischen über Pro und Contra der jeweiligen Varianten.
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Kommunikativ, konstruktiv, kreativ

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lw; 02.09.2024, 15:00 Uhr
Wiehl – Im Drabenderhöhe arbeiteten Bürger und Fachbüros an einer Vision für das neue Baugebiet „Auf der Höhe“ – Ende Oktober geht es weiter.

Von Lars Weber

 

Selbst mitreden, statt nur darüber zu reden: Diese Gelegenheit haben am Freitag und Samstag rund 80 Bürger vor allem aus Drabenderhöhe und Brächen wahrgenommen. Im Stadtteilhaus ging es an beiden Tagen um das neue Baugebiet „Auf der Höhe“. Nachdem die Pläne der Stadt Wiehl für ein Gewerbegebiet an der prominenten Stelle an der B 56 auch aufgrund erfolgreicher Proteste und der Initiative eines Aktionsbündnisses schon länger begraben sind, wurde nun im Rahmen einer Programmwerkstatt mit den Anwesenden diskutiert: Was soll auf der grünen Wiese entstehen? In dem Mischgebiet soll Wohnen genauso möglich sein wie Arbeiten, aber auch Soziales, Freizeit und Tourismus sind wichtige Themen. Begleitet wird der Prozess von dem Hamburger Büro luchterhandt & partner, zudem waren auch externe Fachleute vor Ort. Die Kölner Architekten des Büros ASTOC wiederum hatten schon drei Vorschläge im Gepäck, betonten aber die Ergebnisoffenheit. Es geht nun Schlag auf Schlag – bis Ende des Jahres soll die Basis für einen Rahmenplan für das Areal stehen.

 

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Daniel Luchterhandt moderierte die Veranstaltungen. Ein städtebaulicher Dialog sei von Anfang an die Idee gewesen. Bürgermeister Ulrich Stücker freute sich darüber, dass so viele Bürger der Einladung gefolgt waren. „Wir wollen schauen: Welche Lösung ist für welche Fläche die richtige? Das Ergebnis soll keine Stangenware sein!“ Drabenderhöhe und die umliegenden Orte seien auch wegen der Autobahn-Nähe attraktiv und nachgefragt, ein Grund dafür, über die Entwicklung der Fläche nachzudenken. Luchterhandt sagte, dass nicht um jeden Preis entwickelt werden sollte. „Es geht nicht darum, Häuser abzuwerfen und Flächen zu fressen.“

 

[Bürgermeister Ulrich Stücker führte in das Thema ein.]

 

Vielmehr solle bei der Fläche von 21 Hektar, immerhin so viel wie 30 Fußballfelder, bedächtig vorgegangen werden, dies erfordere schon allein die Topografie, die direkte Nähe zur Bundesstraße und die Nachbarschaft zu den Loopebachquellen, betonte Architekt Peter Berner von ASTOC. Bei jeder Variante (siehe Kasten) soll eine schrittweise Verwirklichung in Abschnitten mitgedacht werden, sodass man auch auf Veränderungen reagieren kann. Luchterhandt sagte aber klar: Die Bürger haben eine Beratungsfunktion, die Entscheidung – ob gebaut wird, was und wie dicht - wird am Ende bei der Politik liegen, die ebenfalls zahlreich vertreten war bei der Programmwerkstatt.

 

Die drei Konzeptvarianten
 

Das Büro ASTOC brachte folgende drei Ideen mit in die Runde:

 

Straßendorf

 

Hier könnte sich ein langgezogener Straßenzug vom Lidl aus an der Bundesstraße entlang Richtung Brächen ziehen. Beide Orte würden so direkt verbunden, die Bebauung würde als Abgrenzung zwischen B 56 und der Natur- und Freizeitnutzung auf der andere Seite funktionieren. „Nach den beiden Tagen erscheint diese Variante als nicht richtig vorstellbar, es ist nicht ortstypisch“, so Luchterhandt.

 

Grüne Mitte

 

Hier könnten die beiden Ortsränder Drabenderhöhes und Brächen weitergeführt werden. In der Mitte zwischen die Bebauung soll ein verbindendes Element liegen, zum Beispiel ein Festplatz, ein Gemeinschaftshaus, Angebote für Kinder und Jugendliche. „Die Gestaltung der Mitte würde entscheidend sein. Wenn das passt, dann kann das was werden“, so ein Bürger.

 

Inseln

 

Hier könnten mehrere Siedlungs-/Mischgebiete zwischen Drabenderhöhe und Brächen auf der Wiese entstehen, vielleicht sogar jeweils mit unterschiedlichen Nutzungsschwerpunkten. Alle werden natürlich verbunden, um sie herum soll es möglichst grün bleiben. Gerade dieser starke Grünbezug gefiel vielen Bürgern, für andere war die Idee zu kleinteilig.

 

Nach einer Einführung ging es am Freitag zunächst an drei Tische, an denen die Bürger wechselweise die Varianten genau in Augenschein nehmen konnten und Lob und Kritik äußern sollten. Am Samstag ging es dann in die Gruppenarbeit. Von den 80 Bürgern waren immerhin noch etwa 40 dabei geblieben. Der Fokus lag dabei darauf, was sich die Drabenderhöher und Brächener in dem Baugebiet vorstellen könnten: Wie soll man dort wohnen? In welchen Wohnformen? Wer soll dort wohnen? Wie soll man dort arbeiten? Wie wird das Thema Mobilität angefasst? Was soll mit den Freiräumen geschehen? Wie kann die soziale Infrastruktur gestaltet werden? Was kann für Kultur oder Tourismus geschehen?

 

Daniel Luchterhandt (Foto) war nach den beiden Tagen sehr angetan von der Diskussionskultur der Anwesenden. „Es war ein sehr gutes, intensives Arbeitsklima. Es wurde sehr darauf geschaut: Was ist für den Ort angemessen. Allen war es wichtig, dass wirklich sparsam mit der Fläche umgegangen wird.“ Einige Themen haben sich herauskristallisiert: Dazu gehört der Quellbereich, um den sich die Bürger Sorgen machen. Dazu gehört der Verkehr auf der Bundesstraße und die Sorge, dass damit an der Kreuzung an der Kirche im Drabenderhöhe endgültiges Chaos ausbricht. Außerdem die Verkehrssicherheit in einem Wohngebiet durch die Nähe zur B 56.

 

„Auch die Landschaft wurde als Bestand verstanden“, lobte Luchterhandt. Was ist zu erhalten, was ist überplanbar, was kann man aufwerten? Ein Thema sei auch gewesen, die Pferde in der Nachbarschaft auf der Kuppe nicht bei der Wegeplanung zu vergessen. „Beim Wohnen soll eine Mischung erzeugt werden, Familien sollen dort ebenso ein Zuhause finden wie Senioren.“ Eine Bebauung solle eher in die Höhe gehen. „Eine Sorge war zudem die Entwicklung des Gebiets Schritt für Schritt.“ Wenn ein Abschnitt fertig ist, der nächste aber vielleicht erst Jahre später entwickelt wird, sollte der erste auch für sich stehen können.

 

 

Viele Hausaufgaben für die Architekten und Planer von ASTOC, die die Varianten überarbeiten, verändern und mit Inhalten füllen werden. Unter anderem mit der IHK soll darüber gesprochen werden, welche gewerbliche Nachfrage überhaupt existiert. Die Beteiligung der Bürger geht anschließend am 28. Oktober weiter, wenn die aus der Programmwerkstatt entstandenen städtebaulichen Szenarien weiter ausgearbeitet werden sollen. Die Präsentation der Ergebnisse schließlich ist für den 28. November vorgesehen.

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