POLITIK
Kreisel statt Ampel soll kommen
Wiehl – Bauauschuss befürwortet neue Regelung für den Knotenpunkt Ohlerhammer und Oberwiehler Straße – Vorschlag aus Oberwiehl von Unfallkommission abgelehnt – Wenig Rückmeldung zu Luftfiltern – Entlastung für Forst.
Von Lars Weber
Ein überfahrbarer Kreisverkehr soll den Knotenpunkt Ohlerhammer und Oberwiehler Straße künftig entschärfen. Dies hat der Bauausschuss bei seiner Sitzung am Donnerstag in der Wiehltalhalle beschlossen. Die Entscheidung fiel denkbar knapp mit acht Ja-Stimmen bei sieben Nein-Stimmen. Die vorangehende Diskussion zum Votum wurde dementsprechend engagiert geführt. Im Fokus war vor allem ein Vorschlag aus den Reihen der Stadtverordneten. Die Oberwiehler Udo Dabringhausen (CDU), Holger Schmidt und Udo Kolpe (beide SPD) hatten sich zusammengetan, um eine alternative Lösung aufzuzeigen, die ihrer Meinung nach ähnlich effektiv, aber vor allem kostengünstiger als ein Kreisverkehr sei.
Zur Vorgeschichte: Der Knotenpunkt Oberwiehler Straße und Ohlerhammer wurde 2017 zum ersten Mal zum Unfallhäufungspunkt erklärt. Vier Unfälle mit gleicher Ursache gab es damals. 2019 wiederholte sich die Geschichte, dieses Mal mit drei Unfällen. Stets wurde die bestehende Vorfahrtsregelung missachtet. Insgesamt verletzten sich zwei Personen schwer und sechs leicht. In diesen Fällen werden gemäß Straßenverkehrsordnung Unfallkommissionen eingerichtet, die Maßnahmen zur Verbesserung beraten und beschließen sollen. Mitglieder kommen aus dem Straßenverkehrsamt des Kreises, aus der Wiehler Verwaltung, vom Straßenbaulastträger und der Kreispolizeibehörde.
Zunächst wurde 2017 ein Stoppschild aufgestellt. Das Ergebnis: Die Autofahrer missachteten die Regelungen weiter. Die Unfallkommission beschloss daraufhin einvernehmlich eine bauliche Lösung. Die Stadt ist an diesen Beschluss gebunden. Zur Wahl stellte die Unfallkommission eine festinstallierte Ampelanlage oder einen Kreisel. Mit der Ausarbeitung der Varianten wurde ein Planungsbüro beauftragt, und in der Zwischenzeit die bekannte provisorische Ampel aufgestellt.
Inzwischen liegen die Ergebnisse des Planungsbüros vor und wurden von den Beteiligten eingeordnet. Als Beschlussempfehlung für den Ausschuss hatte sich ein überfahrbarer Kreisverkehr herauskristallisiert, der mit geschätzten 241.000 Euro Baukosten zubuche schlägt. Ein großer Fürsprecher der Variante sei die Feuerwehr gewesen. Zwar sei auch eine Ampel hinsichtlich der Unfallvermeidung zielführend, durch diese ginge den Einsatzkräften aber wertvolle Zeit verloren.
Der Vorschlag von Dabringhausen, Schmidt und Kolpe beinhaltete die Beibehaltung der ursprünglichen Vorfahrtsregelung, die Begrenzung auf Tempo 30 an der Stelle sowie die Installation von verkehrsberuhigenden Maßnahmen und die Verlängerung der vorhandenen Fahrbahnteiler. Fachbereichsleiter Pascal Hilgenberg erklärte die ablehnende Haltung der Unfallkommission dieser Idee gegenüber: „Außer der Geschwindigkeit hätte sich aus ihrer Sicht dort nichts geändert. Das Aufstellen eines Stoppschilds hat vorher schon nicht funktioniert.“ Währenddessen würden eine Ampel oder ein Kreisverkehr mit für normale Autos nicht leicht zu überfahrbarer Mitte die Fahrer zwingen, sich korrekt zu verhalten. Der Vorschlag der Gruppe, ihre Idee auszuprobieren, wurde ebenfalls abgeschmettert: „Die Zeit des Ausprobierens ist vorbei“, so Hilgenberg.
Vor allem Udo Dabringhausen konnte die Entscheidung nicht nachvollziehen. Er ist weiter von ihrer Variante überzeugt. Stattdessen solle viel Geld für den Kreisel „verschwendet“ werden. Bestärkt hätten ihn in seiner Meinung zwei Beispiele, wo Unfallkommissionen anders entschieden hätten. Zum einen in der Gemeinde Reichshof, wo an der Auffahrt zum Autobahnzubringer Pochwerk die Reduzierung der Geschwindigkeit einen solch positiven Effekt hatte, dass es an dem Unfallschwerpunkt nicht weiter gekracht habe – und ein Kreisverkehr zunächst nicht mehr infrage komme. Zum anderen ging es um den anvisierten Kreisel am Knotenpunkt Oberwiehler Straße und L 336. Auch hier hätte die Temporeduzierung dazu geführt, dass die Stelle kein Unfallschwerpunkt mehr sei. Dass der Versuch einer Drosselung der Geschwindigkeit an der anderen Stelle der Oberwiehler Straße abgelehnt wird, sorgte bei Dabringhausen für Kopfschütteln.
Aus dem Ausschuss
36 Luftfiltergeräte für die Schulen waren noch im vergangenen Schuljahr angeschafft worden, um nach langen Diskussionen um das Pro und Contra solcher Geräte praktische Erfahrungen in Wiehl zu sammeln. Beim Bauausschuss wurden von Torsten Richling nun die Ergebnisse des Fragebogens vorgestellt, den die Schulen ausfüllen sollten. Das Ergebnis war ernüchternd. Nur 28 der rund 300 Lehrkräfte an den Einrichtungen nutzten die Gelegenheit für eine Rückmeldung. Eine Erkenntnis: Viele nutzten das Gerät aufgrund der Geräuschentwicklung nur auf der ersten Stufe, obwohl es seine Wirkung erst ab der zweiten Stufe entfalten würde. Und – das war schon vorher klar – das Lüften wird durch die Geräte nicht ersetzt. Unter dem Strich sprach sich rund die Hälfte dafür aus, noch mehr Luftfiltergeräte anzuschaffen.
Thomas Seimen (CDU), bisher nie von der Wirkung der Geräte überzeugt, fasste es so zusammen: „Die Dinger sind in einem Jahr Edelschrott.“ Er warb dafür, schrittweise Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung zu installieren.
Bürgermeister Ulrich Stücker wähnt die Stadt nach einer Digitalkonferenz mit der Schulministerin auf dem richtigen Weg. Schließlich werde nun die Anschaffung von CO2-Messgeräten gefördert. „Und die haben wir schon. Alle 200 Schulklassen sind damit ausgestattet.“ Die Fenster werden demnach weiter offenstehen. Stücker sieht die Herausforderung nun zunächst darin, den Spagat zwischen Lüften und Energiesparen zu bewältigen.
Der Ortsteil Forst soll mit einem Durchfahrverbot für Lastwagen, acht Schwellen und der Ausweisung einer 30er-Zone durch den Ort entlastet werden. Seit einiger Zeit werde dort ein massiv erhöhter Lastwagenverkehr beobachtet. Es wird davon ausgegangen, dass diese Entwicklung mit der Autobahnbaustelle zu tun hat. Die Maßnahmen sollen schnell helfen, den Bewohnern zu helfen. Die Laster werden um den Ort herumgeführt. Dieses Konzept wurde mit der Polizei erarbeitet. Wie Kathrin Kautz vom Ordnungsamt weiter erklärte, sind die Maßnahmen für die kommenden zwei Jahre vorgesehen. In dieser Zeit würden immer wieder Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt. Forst sei ein Pilotprojekt, um zu schauen, welche Auswirkungen solche Maßnahmen haben.
KOMMENTARE
1
Aber natürlich freuen wir Wiehler uns über den nächsten Kreisel... Haben ja noch nicht genug und das tägliche Verkehrschaos scheint auch niemand wahr zu nehmen. Manchmal ist man einfach nur Sprach und Fassungslos...
Frank Müller , 23.08.2022, 19:19 Uhr2
"Bestärkt hätten ihn in seiner Meinung zwei Beispiele, wo Unfallkommissionen anders entschieden hätten. Zum einen in der Gemeinde Reichshof, wo an der Auffahrt zum Autobahnzubringer Pochwerk die Reduzierung der Geschwindigkeit einen solch positiven Effekt hatte, dass es an dem Unfallschwerpunkt nicht weiter gekracht habe – und ein Kreisverkehr zunächst nicht mehr infrage."
Was ist das ein Witz? Der soll sich mal für ein zwei Stunden da hin setzen und sich das Spiel am Pochwerk ansehen dann denkt der anders . Da kracht es nach wie vor. Am gleichen Tag wo der Kreisel "in weite Ferne" gerückt ist.
3
Sowohl die Ampel als auch der Kreisel ist schlichtweg überflüssig und reine Steuerverschwendung. Die Kreuzung ist doch gut einsehbar. Man muss doch nicht aus jedem Zwischenfall ein Drama machen.
A. Oettershagen, 01.09.2022, 19:38 Uhr4
"Viele nutzten das Gerät aufgrund der Geräuschentwicklung nur auf der ersten Stufe, obwohl es seine Wirkung erst ab der zweiten Stufe entfalten würde. Und – das war schon vorher klar – das Lüften wird durch die Geräte nicht ersetzt. Unter dem Strich sprach sich rund die Hälfte dafür aus, noch mehr Luftfiltergeräte anzuschaffen."
Die Gerät werden sinnlos verwendet - aber mehr angeschafft. Schildbürg´ ick hör dir trapsen
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