POLITIK
Merkur-Areal: Investoren drücken die Pause-Taste
Waldbröl – Wohnungen und Hotel werden noch nicht gebaut - Steigende Baukosten und Zinssituation die Hauptgründe – Stadt möchte zumindest mit der Gestaltung des Grünzugs starten.
Von Lars Weber
Lange mussten die Waldbröler darauf warten, dass die ungeliebten Merkur-Hochhäuser dem Erdboden gleichgemacht werden. Seit nun etwa drei Jahren sind sie verschwunden und die Hoffnung – allen voran der Stadtverwaltung – war es, das Areal im Herzen der Stadt schnell wieder mit Leben zu füllen. Investoren für Wohnungen und sogar ein Hotel wurden gefunden, auch für die Gestaltung des öffentlichen Raums dort gibt es Pläne und Fördermittel. Dieses Jahr sollte es losgehen. Doch nun hat die Realität das Projekt eingeholt. Es ist öffentlich geworden, dass die Investoren die Pause-Taste betätigt haben, der Zeitpunkt der Realisierung ihrer Pläne ist völlig unklar. Bürgermeisterin Larissa Weber möchte trotzdem, dass sich bald etwas tut auf dem Gelände.
Zur Erinnerung: Die KPBAG möchte auf dem Merkur-Areal an der Kaiserstraße ein Hotel und zwei Wohngebäude bauen. Im Gespräch waren zuletzt bis zu 30 Wohnungen. Hinzu kommen flexibel zu gestaltende Gewerbeflächen und eine Tiefgarage unter den Gebäuden für Hotelgäste und Wohnungsinhaber. Ein anderer Waldbröler Investor plant indes ein weiteres Wohn- und Geschäftshaus an der Bahnhofstraße.
Hinter der KPBAG stehen die Gummersbacher Wohnungsbaugesellschaft (GWG), die Sparkasse Gummersbach und drei Unternehmerfamilien. Geschäftsführer Volker Müller erklärt auf Nachfrage von OA die Hintergründe für den Schritt. In den vergangenen Jahren habe es eine „massive Verschiebung der wirtschaftlichen Grundstrukturen“ gegeben. Bekannterweise sind die Baukosten überproportional gestiegen, ebenso wie Zinsen. „Die Kosten sind uns weggeschossen“, sagt Müller über die Projektplanung, an der sie schon einige Jahre dran seien. „Davor konnten wir nicht die Augen verschließen.“
Letztlich müsse sich solch ein Projekt über die Nutzung finanzieren. Dabei sei das Hotel „der Kern des Projekts“ gewesen. Aufgrund der Umstände habe sich Unternehmer Christopher Koch, der sein Engagement in Waldbröl bereits angekündigt hatte, aus dem Projekt zurückgezogen. „Man kann in Waldbröl nicht beliebig die Zimmerpreise erhöhen“, sagt Müller über das Hotel. „Das Risiko ist zu hoch.“ Für den Verkauf von Wohnungen gilt ähnliches. „Die Menschen haben im Moment weniger Geld in der Tasche. Und am Ende muss unser Angebot ja auch irgendwer bezahlen können.“
Doch während andere Wohnungsbaugesellschaften ihre Bauprogramme komplett einstellten, möchte die KPBAG am Standort Waldbröl festhalten, bekräftigt Müller. „Der Bedarf an Wohnungen, vor allem auch seniorengerechten Wohnungen, der ist real.“ Ebenso ist Müller weiterhin von dem Potenzial eines Hotels – geplant war ein Drei-Sterne-Superior-Haus mit 48 Zimmern, einer Gastronomie und Veranstaltungsräumen – in der Marktstadt überzeugt. Die Prognosen seien angesichts des touristischen Angebots und der angesiedelten Industrie positiv gewesen. Die KPBAG wolle nun abwarten, wie sich der Markt entwickelt und sich in dieser Zeit auch auf die Suche nach einem neuen Hotelbetreiber machen. Müller hofft, dann wieder neuen Schwung zu bekommen.
Darauf hofft selbstredend auch Bürgermeisterin Larissa Weber, die zugleich bestätigt, dass auch der Waldbröler Investor für das Wohn- und Geschäftshaus die gleiche Entscheidung wie die KPBAG getroffen hat. Die Entwicklung habe sie deprimiert, schließlich sei gerade das Merkur-Areal „ein Herzstück von Waldbröl“. Schon allein deshalb wolle die Stadt nun mit ihrem Teil der Pläne für das Gelände beginnen, um „positive Signale“ an die Waldbröler zu senden. Abgesehen davon hat die Stadt für die Gestaltung des sogenannten Grünzugs und dem neuen Stadtplatz auch Fördermittel vom Land erhalten, die mit Fristen versehen sind.
Die gute Nachricht: Die Planungen für den Grünzug werden vom Rest der möglichen Bebauung nicht tangiert. Unter anderem ein Spielbereich, eine Parkour-Strecke und allen voran ein breiter Fahrrad- und Gehweg als Teil des City-Radwegs können gebaut werden. Die schlechte Nachricht: Der Stadtplatz, der auch als Veranstaltungsort genutzt werden soll, muss über die von den Investoren geplante Tiefgarage gebaut werden. „Das ist jetzt nicht machbar“, sagt Weber.
Einen Teil der bewilligten Gelder, die auch für den Stadtplatz gedacht waren, möchte die Stadt nun gerne für die anderen Grünzug-Projekte aufwenden. „Denn die Kosten dafür sind ebenfalls gestiegen.“ Mit der Politik soll Anfang September über die Kostensteigerungen diskutiert werden, dabei stehe beispielsweise auch zur Diskussion, mit welchen Materialien gebaut werden soll. Zunächst werde sich ein gemeinsamer Arbeitskreis treffen, dann geht es in die politischen Gremien. Eine Ausschreibung werde bereits vorbereitet, um nach einer politischen Entscheidung schnell reagieren zu können. „Ich hoffe, dass es spätestens Anfang des neuen Jahres mit den Arbeiten auf dem Gelände losgehen kann.“
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