POLITIK
Millionen-Projekt nimmt Formen an
Gummersbach – Berliner Architekturbüro gewinnt Realisierungswettbewerb zur Zentralisierung der Kreisverwaltung – Planungsphase soll im Sommer beginnen – 2025 könnte der Bau fertig sein.
Von Lars Weber
Wie kann die Kreisverwaltung wieder an einem Ort zusammengeführt werden? Das war – ganz vereinfacht – der Auftrag an interessierte Architekturbüros, die an dem Realisierungswettbewerb teilnehmen wollten. Denn mittlerweile sind die verschiedenen Ämter auf mehr als 20 Gebäude im Gummersbacher Stadtgebiet aufgeteilt, diese sind teils im stark sanierungsbedürftigen Zustand. Für die Planungen stand die Fläche rund um das Kreishochhaus inklusive der kreiseigenen Grundstücke in der Moltkestraße und am Wiedenhof zur Verfügung. Etwas mehr als ein Jahr nach dem Beschluss des Kreistags zur Durchführung des Wettbewerbs steht der Sieger nun fest: Die Visionen des Architekturbüros Hascher Jehle Design aus Berlin überzeugten die Jury, in der neben Landrat Jochen Hagt unter anderem auch alle Fraktionen des Kreistags sowie fünf Architekten und Stadtplaner saßen.
Die Entscheidung für das Siegerbüro fiel am Freitag, und das fast einstimmig, wie Kreisdirektor Klaus Grootens und Landrat Hagt bei einer Pressekonferenz heute sagten. Gerade im Vergleich zu den anderen Entwürfen und weiteren Einreichungen ist der Siegerentwurf wie aus einem Guss. Das bestehende Kreishochhaus wird von dem Rundbau eingefasst, zieht sich gemäß der schwierigen Topografie über mehrere Ebenen nach unten. Durch die runde Struktur sollen die Ämter über den weiter bestehenden Haupteingang gut zu erreichen sein. Der Entwurf zeigt weitere runde Formen, viel Grün auf den Dächern und eine Brücke, über die Mitarbeiter wie Besucher durch das Hochhaus in den Rundbau gelangen. Gemäß der Aufgabenstellung ist auch eine Kindertagesstätte mit Außenbereich vorgesehen.
[Foto: Lars Weber --- Sehr zufrieden mit dem Siegerentwurf (v.li.): Reinhold Müller, Vorsitzender des Bauausschusses des OBK, Kreisbaudezernent Felix Ammann, Landrat Jochen Hagt, Fachpreisrichter und Architekt Martin Halfmann sowie Kreisdirektor Klaus Grootens.]
Architekt Martin Halfmann, Mitglied der Jury, sprach von „sehr angemessenen Planungen“. Der Verantwortung gegenüber Umwelt, den Bürgern und der Stadt Gummersbach sei sich das Büro bewusst gewesen. 426 Arbeitsplätze sind vorgesehen. Falls es aufgrund der Digitalisierung und der Veränderung der Arbeitswelt irgendwann weniger sein sollten, sei es möglich, Räume im Gebäude an Dritte zu vermieten, erklärte Hagt. Wenn der Kreis mehr Platz benötigen sollte, sind die kreiseigenen Gebäude am Wiedenhof als Reserve noch in der Hinterhand. Dort könnte in diesem Fall ein weiterer Neubau entstehen. Zunächst blieben die Gebäude am Wiedenhof aber stehen, anders als die alten Gebäude entlang der Moltkestraße. Der Neubau werde das Stadtbild wesentlich prägen, sagte Landrat Hagt weiter, der die Notwendigkeit hervorhob, die Verwaltungsabläufe moderner und ökonomischer zu gestalten.
Verbunden mit dem Sieg beim Wettbewerb ist ein Preisgeld über 75.000 €. Der zweite Platz und 50.000 € gingen an das Architekturbüro Lorber Paul aus Köln, der dritte Rang und 25.000 € gingen an das Büro Sinning-Architekten aus Darmstadt. Bei der europaweiten Ausschreibung gingen 75 Interessensbekundungen ein. Neben vier gesetzten Büros wurden 21 weitere ausgelost, die sich aufgrund der Vorstellungen der Verwaltung an die Schreibtische setzen konnten. 15 Entwürfe gingen fristgerecht ein. Alle Beiträge können nun bis zum 7. Februar im Foyer des Kreishauses begutachtet werden.
[Visualisierungen: Lorber Paul Architekten (oben)/ Sinning-Architekten: Den zweiten Platz machte ein Büro aus Köln (oben). Ebenso wie beim Büro aus Darmstadt, das den dritten Platz machte (unten), würden bei diesem Entwurf drei weitere Gebäude errichtet werden, die sich am Berg entlang hangeln.]
Die Verantwortlichen machten deutlich, dass im Zuge des weiteren Verfahrens mit allen drei Siegerbüros verhandelt wird. Grundlage dafür wird ein Beschluss des Kreistags sein, der am 19. März gefasst werden soll. Da die Entscheidung fast einstimmig auf das Büro aus Berlin fiel, wird davon ausgegangen, dass auch dieser Entwurf weiter verfolgt wird. Diese Phase könnte im Juni abgeschlossen sein, sodass anschließend das Büro beauftragt werden könnte. Hagt geht von einer Planung über zwei Jahre aus, bevor es an die Realisierung des Projekts geht. Drei Jahre Bauzeit werden dabei für realistisch gehalten. Wie viel die Zentralisierung letztlich kosten wird, soll sich im Zuge der weiteren Planungen zeigen. Bisher ging der Kreis von Zahlen bis zu 60 Millionen Euro aus.
KOMMENTARE
1
Da hier schon von Preisgeld die Rede ist, die anderen Architekten mit einem Entwurf gingen ohne Geld nach Hause und haben Quasi nichts für ihre Idee bekommen?
Peter G., 22.01.2020, 20:57 Uhr2
Bevor man ein solches 60 Millionen - Projekt für das Kreishaus angeht, sollte man da nicht zunächst einmal die maroden Kreisstraßen in einen besseren Zustand bringen???
M. Klein, 23.01.2020, 14:15 Uhr3
Ich frage mich ernsthaft wie der Kreistag so einem Projekt zustimmen kann.
Permanent hört man aus den Rathäusern Klagen über die viel zu hohe Kreisumlage und das der Kreis sparen soll.
Die gleichen Leute stimmen dann im Kreistag für so ein Protz und PRUNKBAU.
Wenn ein Unternehmer sich entschließt sich so eine schmucke Firmenzentrale zu bauen ist es sein gutes Recht.
Hier wird wieder unglaublich viel Steuergeld verschleudert.
Es ist durchaus möglich die Arbeitsplätze am Kreishaus zu zentralisieren und das für ein Drittel dieser Summe.
Allerdings hätte man dann nur ein schlichtes Bürogebäude.
Ich hoffe das die Personen die für dieses Projekt gestimmt haben bei der Wahl 2020 aus dem Kreistag fliegen.
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