POLITIK

NRW-Ministerin: „Sie haben eine echte Modellregion“

pn; 13.08.2020, 14:50 Uhr
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Fotos: Peter Notbohm ----Dr. Bernd Freymann, Leiter Biologische Station Oberberg, NRW-Ministerin Ursula Heinen-Esser, Heinz Kowalski, stv. Landesvorsitzender NABU NRW, Reinhold Müller, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Landwirtschaft und Verbraucherfragen OBK, Landrat Jochen Hagt und Frank Herhaus, Umweltdezernent OBK beim heutigen Spaziergang durch das Naturschutzgebiet "Steinbruch Bolzenbach".
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NRW-Ministerin: „Sie haben eine echte Modellregion“

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pn; 13.08.2020, 14:50 Uhr
Oberberg – Ursula Heinen-Esser besuchte auf Einladung von Landrat Jochen Hagt das Naturschutzgebiet „Steinbruch Bolzenbach“ - Vertragsnaturschutz soll gestärkt werden - Gespräche über Probleme der Düngeverordnung.

Von Peter Notbohm

 

Vom heimlichen Star des Tages, einer Gelbbauchunke, ließ sich Ursula Heinen-Esser, NRW-Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, am Donnerstagvormittag gerne die Show stehlen. Landrat Jochen Hagt hatte die CDU-Ministerin nach Lindlar in das Naturschutzgebiet „Steinbruch Bolzenbach“ eingeladen, um ihr das Programm „Klima-Umwelt-Natur Oberberg“ (KUNO) an zwei Beispielen vor Ort vorzustellen, gleichzeitig aber auch das Gespräch bezüglich der Probleme der oberbergischen Landwirtschaft mit der neuen Düngeverordnung zu suchen.

 

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Zum 1. Januar des kommenden Jahres gelten die bundesweit einheitlich festgelegten Maßnahmen für nitratbelastete Gebiete. Für oberbergische Landwirte wird das bedeuten, dass sie größere Flächen für die Stickstoffberechnung benötigen. Flächen, die dann nicht mehr dem Vertragsnaturschutz zur Verfügung stehen würden. „Dabei haben wir hier kein Nitratproblem“, sagte Jochen Hagt. Den Vertragsnaturschutz, eine der Säulen von KUNO, stuft er dagegen als enorm wichtig ein. Allein im Jahr 2018 haben der Oberbergische und der Rheinisch-Bergische Kreis in Kooperation und unter Leitung der Biologischen Stationen Oberberg und Rhein-Berg annähernd 15 Prozent des Flächenzuwachses an den Vertragsnaturschutzflächen in NRW beigetragen (261 Hektar von etwa 1.800). „Die Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz hat hier eine lange Tradition“, meinte der Landrat, „sie ist so gut wie nirgends sonst in NRW.“

 

[Natur zum Erleben - Die Gelbbauchunke kam bei Ministerin Ursula Heinen-Esser besonders gut an.]

 

Das Naturschutzgebiet „Steinbruch Bolzenbach“ ist mit seinen 4,2 Hektar eins von insgesamt 128 Naturschutzgebieten (Gesamtfläche 5.000 Hektar) im Oberbergischen. Neben einer Dauerbeweidung mit Exmoor-Ponys zur Offenhaltung der Steinbruchlebensräume wurden hier mit der der Geburtshelferkröte und der Gelbbauchunke zwei bedrohte Tierarten erfolgreich angesiedelt. Eingebunden ist auch das „Wiesenprojekt“, mit dem der Kreis artenreiches Grünland entwickeln und wiederherstellen will.

 

Ministerin Heinen-Esser hatte sichtlich Freude an dem Termin in der oberbergischen Natur, nicht nur weil sie der Hektik des politischen Düsseldorf für ein paar Stunden entfliehen durfte. Die Probleme der neuen Düngeverordnung seinen im Ministerium bekannt, sie bot an, eine oberbergische Delegation in der Landeshauptstadt zu empfangen, um gemeinsam mit den Kollegen aus der Landwirtschaftskammer intensiv über Lösungen zu diskutieren.

 

 

„Es dreht sich immer alles um den Klimaschutz, die Biodiversität wird dabei aber häufig als kleine lästige Schwester betrachtet“, sagte sie. Mittlerweile seien von 43.000 Arten in NRW 45 Prozent vom Aussterben bedroht. „Daher müssen wir mehr Anstrengungen in Natur- und Artenschutz legen und ich finde es gut, dass sie hier eine echte Modellregion für Landwirtschaft und Naturschutz haben und dem Problem gegensteuern.“ Die Bereitschaft, das Projekt weiter zu unterstützen sei von ihrer Seite gegeben, die Frage der Finanzierung ist derzeit das größte Problem, da viele Steuermittel in die Pandemiebekämpfung fließen. „Trotzdem dürfen wir unsere Erde nicht schlechter hinterlassen als wir sie übernommen haben“, so Heinen-Esser.

 

Der oberbergische Umweltdezernent Frank Herhaus hatte der NRW-Ministerin zunächst eine ehemalige Maisacker-Fläche gezeigt, die in ein Dauergrünland unter Verwendung regionalen Saatgutes umgewandelt worden ist. Anschließend stellte Dr. Bernd Freymann, Leiter der Biologischen Station Oberberg, das Projekt zur Wiederansiedlung der Gelbbauchunke vor. „Es ist toll zu sehen, wenn solche Projekte funktionieren“, meinte Heinen-Esser.

KOMMENTARE

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Kleine gelungene Projekte, mit denen sich hier geschmückt wird, ersetzen nicht den Blick auf das Ganze. Der Weltumweltbericht GEO-6 der UN von 2019 , vorgestellt auf der Weltumweltkonferenz in Nairobi im März 2019 vor 5.000 Delegierten aus 193 Ländern (Deutschland war durch Staatssekretär Flasbarth vertreten) unter dem Titel "Gesunder Planet-Gesunde Menschen" zeigt deutlich auf, wei kritisch die Situation in allen Bereichen ist und insbesondere bei Vermüllung und Artenschwund. Kurz danach veröffentlichte das Umweltbundesamt eine studie, dass Deutschland weit entfernt ist von den gesetzten Zielen und durch Exporte die globalen Probleme verschärft. Die EU-Kommission weist darauf hin, dass 50% aller Wirtschaftsleistungen naturbasiert sind. Alle Anstrengungen müssen vervielfältigt werden.

Dr. Ralph Krolewski, 14.08.2020, 07:27 Uhr
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Das klingt, als sei der OBK der Erfinder des Naturschutzes überhaupt. Doch die Frage sei gestattet: warum wird die nachhaltige Wiederaufforstung nicht konsequent betrieben? Allüberall findet man Monokulturen, meist Fichten. Warum werden überall PKW Verkaufsausstellungen unterstützt? Was ist mit den vielen Gewerbeflächen, die NEU ausgewiesen werden? Wo sind bemerkenswerte Fahrradwegeplanungen? [...] Jochen Hagt hat höchstpersönlich anläßlich der FFF Demo im November verkündet, "... man kann nicht alle Orte flächendeckend in den ÖPNV einbeziehen. Schöne Worte sind das Eine, wirksames Handeln das Andere.

F Lothar Winkelhoch, 14.08.2020, 07:28 Uhr
3

Wie ist denn Frau Heinen-Esser ins schöne Oberberg angereist - mit einer Schlafbrille über den Augen, damit sie die toten Fichtenwälder in unserer "Modellregion" nicht sehen muss?

Laus im grünen Pelz, 14.08.2020, 11:48 Uhr
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