POLITIK

Mobilstationen: Ein Experiment im ländlichen Raum

lw; 30.03.2022, 13:28 Uhr
Foto: Matthias Böckel auf Pixabay
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Mobilstationen: Ein Experiment im ländlichen Raum

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lw; 30.03.2022, 13:28 Uhr
Nümbrecht – Anreize für den Umstieg auf das Rad für Teilstrecken – Konzept funktioniert in Städten – Standorte noch nicht beschlossen – Ausschuss benennt Straßen um.

Weniger das Auto nutzen, stattdessen mehr das Rad und die öffentlichen Verkehrsmittel. Auf dem Land ist das leichter gesagt als getan. Während die OVAG versucht, an ihrer Taktung zu schrauben, schauen sich Kreis und Kommunen ihre Radwege und Mobilitätskonzepte an beziehungsweise erstellen neue. Ein kleines Puzzleteil zur Förderung der sogenannten nicht motorisierten Individualmobilität ist das „Feinkonzept für Mobilstationen“, das der Kreis aufgestellt hat. Mobilstationen sind Knotenpunkte, wo Nutzer ihr (E-)Fahrrad unterbringen können. In Städten fahren Pendler oft mit der Bahn Richtung Mobilstation, holen dort ihr Rad und legen damit die restliche Strecke zum Arbeitsplatz zurück. Oberbergische Kommunen möchten dieses Konzept nun für den ländlichen Raum adaptieren. Auch die Gemeinde Nümbrecht, wie der Bau- und Verkehrsausschuss bei seiner gestrigen Sitzung beschlossen hat.

 

Die Mobilstationen bestehen aus einer Kombination einer überdachten Fahrradabstellanlage (kostenfrei), abschließbaren Fahrradboxen (über App gegen Gebühr buchbar) und einer digitalen Hinweis-Stele. Im gesamten Kreis sollen diese Stationen eingerichtet werden, weshalb ein einheitliches Design angestrebt wird. Dabei kooperiert der Kreis mit dem Nahverkehrsverband Rheinland (NVR). Auch das Buchungssystem soll im gesamten Verkehrsbund gleich sein. Die Einrichtung der Boxen soll gefördert werden, in Nümbrecht in Verbindung mit dem barrierefreien Ausbau von Bushaltestellen. Momentan plant die Gemeinde drei Mobilstationen mit je drei bis fünf Boxen und jeweils acht überdachten Stellplätzen. Die Kosten nur für die Mobilstationen sollen sich insgesamt auf rund 166.000 Euro belaufen. Rund 117.500 Euro werden davon gefördert.

 

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Im Ausschuss wurden vor allem zwei Dinge diskutiert: die möglichen Standorte der Mobilstationen und über das Konzept an sich. „Es ist nicht einfach, das Konzept auf den ländlichen Raum zu übertragen“, sagte Jan Förster von der Verwaltung. Was in der Stadt etabliert sei und funktioniere, müsse für Oberberg umgedacht werden, wenn die Mobilstation genutzt werden sollen. So sehe die Verwaltung die Chance für die Knotenpunkte an der Stelle, wenn Pendler morgens mit dem Rad zur Mobilstation fahren, es dort abstellen und den Bus weiter zur Arbeitsstelle nehmen – also umgekehrt zum Nutzungsverhalten in der Stadt. „Die Verkehrsverteilung ist im ländlichen Raum eine andere“, so Förster.

 

Dementsprechend schwer fiel die Suche nach geeigneten Plätzen für zunächst drei Mobilstationen. „In den Städten sind das meist zentrale Bahnhöfe.“ In Nümbrecht wolle man es mit Standorten im Hauptort, im Bereich Winterborn und Bierenbachtal versuchen, einigten sich die Ausschussmitglieder nach einer Diskussion, ohne sich schon endgültig festzulegen. Man wolle sich für den einzureichenden Förderantrag noch etwas Spielraum lassen. Faktoren, die für die Standorte einbezogen wurden, waren Siedlungsschwerpunkte, Arbeitgeber, Busverbindungen oder hinsichtlich des Hauptorts auch die touristische Nutzung, weshalb dort auch fünf statt drei Abstellboxen stehen sollen.

 

Favorisiert wird im Hauptort momentan ein Platz unweit der Bushaltestelle Gouvieuxstraße, wodurch wenige Parkplätze wegfielen. Ob des Parkplatzmangels in Nümbrecht bereite dieser Punkt der CDU etwas Sorge. Sowohl Förster als auch Fachbereichsleiter Manfred Schneider wiesen darauf hin, dass in dieser Frage etwas passieren muss, auch ungeachtet der Einrichtung der Mobilstationen. „Im Sommer wird Nümbrecht ohne Ende von Fahrradfahrern angefahren“, sagte Schneider. Diese wollen ihre Räder irgendwo abstellen, im besten Falle gut gesichert. Es sei Konsens, das Radfahren zu fördern. „Wenn wir etwas im Ortskern tun möchten, werden wir Parkplätze opfern müssen“, so Schneider.

 

Obgleich das Projekt Mobilstationen von allen Ausschussmitgliedern als spannend angesehen wurde: Wie das Konzept angenommen werden wird, sei noch spannender. Weil dies niemand voraussagen könne, solle auch die Anzahl an Boxen geringgehalten werden. „Was bringt es uns, wenn wir direkt zehn Boxen aufstellten, diese aber 90 Prozent der Zeit leer stehen“, so Förster. Frühestens 2023 wird es Antworten darauf geben, wie die Mobilstationen in Nümbrecht bei den Bürgern ankommen. Dann wird das Projekt frühestens umgesetzt.    

 

Aus dem Ausschuss

 

Der Bauausschuss hat 44 Instandsetzungsmaßnahmen an Gemeindestraßen und Wirtschaftswegen für das laufende Jahr beschlossen. Insgesamt 270.000 Euro sind für die Arbeiten an den Gemeindestraßen vorgesehen, 35.000 Euro sind für die Wirtschaftswege reserviert. Darin eingeschlossen sind Planungs- und Bauleitungskosten. Grundlage für die Auswahl der Straßen ist eine aktualisierte Prioritätenliste. Fachbereichsleiter Manfred Schneider sagte auf Nachfrage der SPD, warum innerörtliche Straßen nicht berücksichtigt wurden, dass das Thema aufgrund der Beitragspflicht für Anwohner geschoben wurde. Mit der jüngsten Entscheidung der Landesregierung, die Beiträge der Anwohner übernehmen zu wollen, soll das Thema nun angegangen werden und bald ein Ausbauprogramm vorgelegt werden.

 

Vor allem, um Rettungsdiensten und Feuerwehr die Anfahrt zu erleichtern, sind in den Ortschaften Haan und Birkenbach Straßennamen vergeben worden. Im Vergleich zur Beschlussvorlage nahmen die Ausschussmitglieder noch einige Änderungen vor, womit sie den Vorschlägen der Anwohner entgegenkamen. In Haan heißen die Straßen künftig Birkenhöhe, Kämpengarten, Haaner Gasse, Im alten Garten, Locher Berg, Buschbitze, Haaner Dorfstraße und Schwarzenbacher Feld. In Birkenbach entschied sich der Ausschuss für die neuen Namen Zu den Wiesen und Am Birkenbach (anstelle der Brüchermühler Straße).

KOMMENTARE

1

Grundsätzlich eine gut Idee wenn die Mobilstation komplett kostenlos wäre!

MM, 30.03.2022, 15:50 Uhr
2

Nümbrecht gegen Lindlar 1:0!

Maik Burghardt, 30.03.2022, 20:28 Uhr
0 von 800 Zeichen
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