POLITIK

Nach dem Unterricht keinen Bock auf „Schule“

ls; 23.08.2024, 16:00 Uhr
Fotos: Leif Schmittgen --- Offensichtlich zu nah dran am Schulalltag: Das AWO-Jugendzentrum Blue Planet.
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Nach dem Unterricht keinen Bock auf „Schule“

ls; 23.08.2024, 16:00 Uhr
Marienheide - Junge Leute stellten im Bildungsausschuss ihre Wünsche und Pläne für einen attraktiven Ort vor.

Von Leif Schmittgen

 

Im Mai hatte die Gemeinde Marienheide 50 junge Menschen eingeladen, im Rahmen eines von der Hertie-Stiftung finanzierten Jugendforums Wünsche und Pläne für einen aus ihrer Sicht attraktiveren Ort zu formulieren (OA berichtete). Die Ergebnisse wurden nun zu einer eigens einberufenen Sitzung des Bildungsausschusses präsentiert. Unter Leitung von Maik Peyko vom Ausrichter „TEMP Projekte“ wurde in Gruppen herausgearbeitet, wo der Schuh drückt.

 

[Maik Peyko hatte Ideen und Wünsche der Jugendlichen herausgearbeitet und präsentierte diese gemeinsam mit den jungen Menschen im Ausschuss.]

 

Zehn Jugendliche stellten sich nun stellvertretend im Gremium vor. Dabei wurde unter anderem deutlich, dass man mit dem Standort des Jugendzentrums unzufrieden ist. „Die Kids haben keinen Bock, nach dem Unterricht wieder in die Schule zurückzukehren“, so Peyko mit Blick auf das allgemeine Echo. Die von der AWO betriebene Einrichtung „Blue Planet“ befindet sich auf dem Schulhof und ist de facto in das Gesamtschulgebäude integriert. Das sorge bei etlichen Teilnehmern für ein mulmiges Gefühl, genauso wie die dezentrale Erreichbarkeit „oben auf dem Berg“, rund einen Kilometer vom Ortskern entfernt. Im Zentrum würden die Jugendlichen sicher öfter vorbeischauen.

 

Während der Sitzung wurde auch der neue Gesamtschulleiter Christoph Straube im Ausschuss vorgestellt, der seit 1. August als Nachfolger von Wolfgang Krug (im Ruhestand) im Amt ist. „In der Mittagspause wird das 'Blue Planet' stark frequentiert, nach Unterrichtsschluss ist niemand mehr auf dem Schulhof", berichtete Straube von seinen Erfahrungen und ergänzte, dass es wohl nicht an der Qualität des Angebots liege. Die jungen Leute wünschen sich dort unter anderem Billard, Kicker oder eine Getränkebar, so ein weiteres Ergebnis des Workshops. „Die meisten Angebote sind vorhanden“, konterte Mitarbeiterin Anja Mehren Teilen die Kritik. Nur sei das offensichtlich nicht bekannt.

 

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„Wir wünschen uns mehr Werbung in sozialen Medien, um auf dem Laufenden zu bleiben“, sagte eine Schülerin. Birgit Hillrichs (CDU) nannte in diesem Zusammenhang die mangelnde Bündelung von Angeboten. Sie wisse zwar durch Eltern von der Breite der Möglichkeiten, eine Übersicht aber, die für alle einsehbar ist, vermisse sie. Auch Peyko rief dazu auf, dass einzelne Vereine und Institutionen sich vernetzen und ihre Offerten an den Nachwuchs gemeinsam präsentieren.

 

„Der neue Spielplatz am Heilteich ist einfach nicht genug“, sagte ein Mitglied der Arbeitsgruppe. Das Areal richte sich zudem eher an kleine Kinder. Für die Altersgruppe von zehn bis 17 Jahren stünden zu wenige Flächen zur Verfügung, auf denen man Street- oder Fußball spielen könne. Anstatt eine (im Haushalt eingeplante) Skateanlage für 350.000 Euro an einem festen Standort zu bauen, sollte man doch zunächst eine mobile Variante mieten und bespielsweise in Kombination mit den vielen privat vorhandenen Basketballkörben erst einmal auf die Beliebtheit testen, so der Vorschlag an die Verwaltung. Zudem stehen bei den Jugendlichen Alleinstellungsmerkmale wie ein sogenannter Pumptrack hoch im Kurs. „Wir müssen uns abgrenzen, um attraktiv auch für Auswärtige zu sein“, meinte ein Jugendlicher aus dem Arbeitskreis.

 

Die Ideen - so versprach Bürgermeister Stefan Meisenberg - werde man mit Verwaltung und Politik besprechen und auch an das für Nachwuchsfragen zuständige Kreisjugendamt in Gummersbach weitergeben. „Schaffen Sie sich ein Leuchtturmprojekt. Es muss nicht teuer sein“, so der Appell von Maik Peyko an die handelnden Gremien. Denn so merke die Jugend, dass sie ernst genommen werde. Eine regelmäßige Wiederholung von Jugendforen - auch in Eigenregie - würde das Interesse beim Nachwuchs zudem aufrechterhalten.

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