POLITIK

Nachfolger der Markthalle: Erneut ausgebremst

lw; 23.06.2023, 15:52 Uhr
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Archivfoto: Lars Weber.
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Nachfolger der Markthalle: Erneut ausgebremst

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lw; 23.06.2023, 15:52 Uhr
Waldbröl – Keine Mehrheit für den Entwurf, den ein Auswahlgremium empfohlen hatte – Muss der Förderantrag ein weiteres Jahr geschoben werden?

Von Lars Weber

 

Die Planungen für das Projekt Multifunktionshalle auf dem Marktplatz, dem designierten Nachfolger für die abgebrannte Markthalle am selben Ort, sind erneut ausgebremst worden. Nachdem vor fast genau einem Jahr bei einer Sonderratssitzung beschlossen worden war, den Förderantrag bei der Regionale 2025 erst dieses Jahr zu stellen (OA berichtete), wackelt nun auch dieses Ziel. Denn bei der gemeinsamen Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses mit dem Haupt- und Finanzausschuss am Mittwoch im Bürgerdorf fand sich keine Mehrheit für den Entwurf des Architekturbüros, das zwei Tage zuvor vom extra eingesetzten Gremium ausgewählt worden war. Der Planungsprozess hat damit eine weitere Delle erfahren müssen. 

 

Drei Architekturbüros waren ausgewählt worden für die Aufgabe, eine Planungsstudie für die Multifunktionale Halle zu erarbeiten. Die Eckpunkte waren dabei klar abgesteckt. Auf rund 800 Quadratmetern Nutzfläche sollen neben der Halle, die etwa die Hälfte der Fläche ausmachen soll,  unter anderem die Tourist-Info, ein Büro, Raum für Catering, Lagerraum und Toiletten untergebracht werden. Die Halle soll natürlich vor allem auch der „zukunftsfähigen“ Aufstellung des Vieh- und Krammarkts dienen. Auch Messen, Feste, Konzerte oder andere Märkte sollen möglich sein. Die Kosten sollen auf vier Millionen Euro gedeckelt sein. Davon würden bestenfalls 60 Prozent vom Land gefördert. Anschaffungskosten für Außenanlagen und Ausstattung kämen noch obendrauf.

 

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Die Büros De zwarte Hond (Rotterdam/Groningen/Köln), form A Architekten (Köln) und Otten Architekten (Korschenbroich) durchliefen unter anderem in dem Prozess eine Werkstatt, in der sämtliche Fragen geklärt werden sollten und es Anregungen seitens des interfraktionellen Arbeitskreises und der Verwaltung gab. Das Auswahlgremium traf sich dann am Montag, um anhand klar definierter Kriterien wie Gestalt- und Nutzungsqualität, Klimaschutz, Realisierbarkeit oder Wirtschaftlichkeit eine Entscheidung zu fällen und dem Stadtentwicklungsausschuss und dem Haupt- und Finanzausschuss eine Empfehlung zu geben. Das Gremium unter der Leitung von Bürgermeisterin Larissa Weber besteht aus je zwei Vertretern der fünf Fraktionen. Beratend steht zudem das Planungsbüro ASS zur Seite.

 

Schon hier hatte sich gezeigt, dass es keinen eindeutigen Favoriten gab. Die Büros verfolgten alle sehr unterschiedliche Ansätze und Visionen. Mit nur einer Stimme Mehrheit entschied sich das Auswahlgremium für den Entwurf von De zwarte Hond, der mit „Zwischen Innen und Außen“ betitelt ist. Nur dieser wurde auch dem Ausschuss vorgestellt. Der Entwurf sieht eine Halle im Holzbinder-Bau mit viel Glas vor, die nach einem Raum-im-Raum-Prinzip gestaltet wurde. Es würde also eine äußere Halle geben und einen inneren Kubus. Der äußere Teil wäre durch Rolltore zu öffnen, böte also zum Beispiel an Markttagen mehr Überdachung. Im Inneren wären Tourist-Information, der multifunktionale Raum, die Toiletten und die Veranstaltungshalle untergebracht. Die Befürworter lobten die große Multifunktionalität des Entwurfs. Durch die Möglichkeit, den äußeren Teil zu öffnen, könne die Halle zudem gut gelüftet werden.

 

Bemängelt wurde indes zum Beispiel, dass der innere Kubus nur durch den äußeren Teil zu erreichen sei. Auch darüber, ob bei dem ambitionierten Projekt tatsächlich der Kostenrahmen einzuhalten sei, wurde diskutiert. Bürgermeisterin Larissa Weber brachte direkt zu Beginn der Sitzung zum Ausdruck, dass sie den Entwurf des Büros form A favorisiert hätte, und in diesem die besseren Perspektiven für Waldbröl sehe. Dieses Vorgehen wurde von SPD, Grünen und UWG mit dem Verweis auf die Abstimmung im Auswahlgremium scharf kritisiert.

 

Der Beschlussvorschlag legte schon allein sieben Bedingungen als Voraussetzung fest, um weiter mit diesem Entwurf arbeiten zu können. Zum Beispiel wurde gefordert, dass das Innere des Kubus auch zugänglich sein müsste, ohne die äußeren Räumlichkeiten zu betreten. Für die Halle sei aufzuzeigen, dass Veranstaltungen stattfinden können ohne, dass zum Zugang ein Rolltor geöffnet werden muss. Zudem seien weitere Alternativen für die Lehmstampfbauweise des Kerns in Leichtbauweise aufzuzeigen, um die räumliche Flexibilität des Kubus zu unterstützen.

 

Die Abstimmung fiel dann eindeutig unentschieden aus: Acht Ja-Stimmen standen acht Nein-Stimmen gegenüber. Es wurde auf Antrag der CDU anonym abgestimmt. Damit war klar, dass der von der Verwaltung aufgestellte Zeitplan ordentlich durcheinandergewirbelt wird. Bis zum 30. September sollte der Förderantrag gestellt werden. Ob dies trotz der unerwarteten Entwicklung doch noch machbar ist, soll nun geprüft werden. Ansonsten rutscht der Antrag in das nächste Jahr.

 

Im Ausschuss einigten sich die Mitglieder, dass alle drei Büros nun ihre Entwürfe vorstellen sollen. Dafür muss jetzt ein Termin gefunden werden, um den Austausch wieder aufzunehmen. Die Grünen überlegen derweil, einen Bürgerentscheid zum Neubau herbeizuführen.

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