POLITIK
Neues Baugebiet: „Es entstehen langsam Bilder im Kopf“
Wiehl – Nächster Termin der Bürgerbeteiligung, um das neue Baugebiet „Auf der Höhe“ zu gestalten, findet große Resonanz – Aus drei Ideen sind zwei geworden.
Von Lars Weber
Rund 80 Bürger – vor allem aus Drabenderhöhe und Brächen – haben am Montagabend im Stadtteihaus Drabenderhöhe die Möglichkeit wahrgenommen, gemeinsam mit den beauftragten Fachbüros und der Stadt an der Zukunft des geplanten Baugebiets „Auf der Höhe“ zu werkeln. Das Areal liegt an prominenter Stelle entlang der B 56 zwischen den Ortslagen Drabenderhöhe und Brächen. Die sogenannte Vertiefungswerkstatt war der Folgetermin des zweitägigen Beteiligungsstarts vor rund zwei Monaten gewesen (OA berichtete). Damals hatte das Kölner Architektenbüro Astoc drei Vorschläge im Gepäck, die unter der Begleitung des Hamburger Büros luchterhandt & partner gemeinsam mit Stadt, weiteren Fachleuten und den Bürgern unter die Lupe genommen worden waren. Am Montag waren dann aus den drei Szenarien zwei geworden. Erneut ging es um die Fragen: Wie kann der geplante Mix aus Wohnen und Arbeiten ein Erfolg und zugleich sorgsam mit dem Grund und Boden umgegangen werden? Münden sollen die Beteiligungsabende in einen Rahmenplan für das Areal.
Die große Resonanz auf den Folgetermin freute Bürgermeister Ulrich Stücker, der die neuen Entwürfe auch noch nicht kannte. „Solch ein Format kann nur erfolgreich sein, wenn die Bürger kommen. Dann wird die Planung tragen und hat Zukunft!“, sagte das Stadtoberhaupt eingangs. Moderator Daniel Luchterhandt blickte indes auf wichtige Erkenntnisse des vergangenen Workshops zurück. Gerade die Nähe zu den Loopebachquellen machte vielen Bürgern Sorgen, generell der Eingriff in die Natur, aber auch Fragen nach dem Verkehr oder der Bebauungsdichte.
Gerade aus letzterem Grund – einem „massiven Eingriff in den Landschaftsraum“ - schied die Variante „Straßendorf“, bei der sich ein langgezogener Straßenzug vom Lidl aus an der Bundesstraße entlang Richtung Brächen erstreckte hätte, aus der Verlosung aus. Wobei sich Elemente des Vorschlags in den überarbeiteten, nun übrig gebliebenen Varianten „Grüne Mitte“ und „Inseln“ wiederfanden, wie Astoc-Architekt Peter Berner sagte, der die Ideen seines Büros vorstellte, bevor es an Tischen und anschließend in einer Diskussionsrunde ins Gespräch mit den Bürgern ging.
[Fotos: Lars Weber/Grafiken: Astoc Architekten --- Die Entwürfe "Grüne Mitte" (li.) und "Inseln" standen zur Diskussion.]
Bei der „Grünen Mitte“ könnten die beiden Ortsränder Drabenderhöhes und Brächens weitergeführt werden. Zwischen der Bebauung soll ein verbindendes Element liegen, zum Beispiel ein Festplatz, ein Gemeinschaftshaus, Angebote für Kinder und Jugendliche. Im Vergleich zum ersten Entwurf hatten sich die Planer entschieden, das neue Brächener Quartier zu verlängern. Bei den „Inseln“ könnten mehrere Siedlungs-/Mischgebiete zwischen Drabenderhöhe und Brächen auf der Wiese entstehen. Eine markante Änderung im Vergleich zum ursprünglichen Vorschlag: Die mittlere von drei Inseln wurde weiter von der Bundesstraße weggerückt.
In der Folge wurde angeregt und konstruktiv miteinander gesprochen, dicht gedrängt an den Tischen mit Planzeichnungen und einem großen Modell. Die möglichen Gesprächsthemen waren vielfältig: Wie könnte dort das Wohnen aussehen, welche Wohnformen sollen möglich sein? Klassischer eigener Grund mit einem Einfamilienhaus, Reihenhäuser, Wohnungen im Geschossbau? Welche Möglichkeiten gibt es für ältere Menschen, die ihr großes Haus im Ort gerne verkaufen und sich verkleinern möchten? Was für Handel, für Gewerbe, für Dienstleistungen könnten das Gebiet beleben und dort funktionieren? Wie sieht es aus mit einer neuen Kita? Mit der Stärkung des Tourismus? Und was passiert mit den grünen Flächen? Kann Landwirtschaft eine Rolle spielen? Was ist mit einem Park oder Streuobstwiesen? Und wie wird das Ganze eigentlich erschlossen – für Fußgänger, Autos, für Radfahrer, für den ÖPNV?
Größe des Gebiets
Betrachtet werden von den Fachbüros zwar insgesamt 21,2 Hektar und damit so viel wie rund 30 Fußballfelder. Tatsächlich relevant für eine Entwicklung sind jedoch „nur“ 16,9 Hektar. Die größere Fläche ist wichtig, um beispielsweise Auswirkungen auf die Umwelt direkt im Blick zu haben. Die am Montag vorgestellten Entwürfe nutzen jeweils 12,6 Hektar Fläche, wenn sie gänzlich umgesetzt werden sollten. 6,4 Hektar davon seien Freiflächen.
Im Fokus der Gespräche waren unter anderem erneut die Dichte der Bebauung und die Geschossigkeit, gerade jener Gebäude direkt an der Bundesstraße. „Wir wollen da keine Wand“, war eine Meinung dazu. Auch Sorgen um die Infrastruktur gab es, sei es durch das Mehr an Verkehr, durch die Parkraumproblematik („Wo sollen alle parken?“) oder weil Schleichwege wie die Birkenhahnstraße dann noch stärker belastet werden könnten. Es gab Lob dafür, das Thema selbst in die Hand zu nehmen und auch Interessenten außerhalb Wiehls anzuziehen. Andererseits gibt es die Befürchtung, dass auch aufgrund fehlender Wirtschaftlichkeit doch nicht gut genug mit der Natur und dem Quellgebiet umgegangen werden wird.
Auch die Frage, wie viel neuer Wohnraum oder auch Platz für Gewerbe wirklich sein muss, wurde gestellt. „Wir brauchen ein stabiles Konzept, um auf diese Fragen flexibel reagieren zu können“, sagte Bürgermeister Stücker, der betonte, nach Bauabschnitten vorgehen zu wollen. Möglich sei auch, dass ein Abschnitt umgesetzt werde – hier sieht Stücker im Anschluss an den Einzelhandel am Ortsteingang Drabenderhöhe das meiste Potenzial, um Drabenderhöhe eine schönere Eingangssituation zu geben -, dann aber länger nichts weiter passiere. Gerade auch der Bereich im Norden am Eingang zum Übungsgelände, eingebettet in Waldstücke, wurde als sehr sensibel erkannt. „Was, wenn da vielleicht gar nichts kommt?“, so Stücker, der es bevorzugen würde, in kleineren Einheiten zu denken. „Es entstehen langsam Bilder im Kopf.“
So geht’s weiter
Entscheidungen wurden am Montag selbstredend keine getroffen. Dafür wird am Ende die Politik zuständig sein, wenn sie über den Rahmenplan und später über einen Bebauungsplan abstimmen wird. Der nächste Schritt, um den Rahmenplan festzuzurren, erfolgt am 28. November von 17 bis 19 Uhr ebenfalls bei einer öffentlichen Veranstaltung im Stadtteilhaus in Drabenderhöhe. Dann werden die Architekten ihre Ergebnisse präsentieren, um noch einmal Ideen aus der Bevölkerung mitzunehmen. Anfang 2025 soll der Plan fertig sein.
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