POLITIK

Nach 21 Jahren soll Schluss sein: Frank Helmenstein tritt 2025 nicht mehr an

pn; 30.11.2023, 23:00 Uhr
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Foto: Peter Notbohm --- Bürgermeister Frank Helmenstein kündigte am Abend seinen Rückzug für 2025 an.
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Nach 21 Jahren soll Schluss sein: Frank Helmenstein tritt 2025 nicht mehr an

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pn; 30.11.2023, 23:00 Uhr
Gummersbach – Politisches Beben im Rathaus: Gummersbachs Bürgermeisters überrascht zu Beginn der Sitzung des Stadtrates mit der Ankündigung, zur Kommunalwahl 2025 nicht mehr zur Verfügung zu stehen (AKTUALISIERT).

Von Peter Notbohm

 

Die Sitzung des Stadtrates am Donnerstagabend bot genügend Potential zum Diskutieren. Auf dem Programm standen neben Steuererhöhungen sowie dem Haushalt für 2024, auch die Erhöhung der OGS-Beiträge und die Einführung einer Einwegverpackungssteuer. Doch schon gleich zu Beginn der Sitzung sorgte Bürgermeister Frank Helmenstein für ein politisches Beben im Gummersbacher Rathaus. Das Stadtoberhaupt kündigte an, zur Kommunalwahl 2025 nicht mehr antreten zu wollen.

 

„Nach dann 21 Jahren suche ich eine neue berufliche Herausforderung“, sagte Helmenstein und löste damit völlige Stille im Ratssaal des Rathauses aus. Den Ratsfrauen und Ratsherren sah man die Überraschung an. Mancher hatte es noch nicht einmal mitbekommen, weil er zu spät zur Sitzung erschienen war. Gründe nannte der 58-Jährige nicht. Auch für große Danksagungen wollte er keine weitere Zeit verschwenden und hielt sich kurz: „Gerade anlässlich dieser bedeutsamen Ratssitzung ist es mir ein Bedürfnis ihnen für die überaus vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit zu danken.“ Er freue sich auf den weiteren gemeinsamen Weg in den kommenden zwei Jahren bis zur Kommunalwahl.

 

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Anschließend hielten die Fraktionsvorsitzenden ihre Haushaltsreden und nutzten die Gelegenheit zu kurzen Statements. Jörg Jansen (CDU) sprach von einer „überraschenden Einleitung“ der Sitzung und dankte Helmenstein für die vergangenen Jahre sowie die beiden kommenden. Thorsten Konzelmann (SPD) nannte es die „wesentlichste Ankündigung überhaupt in den letzten 20 Jahren der Gummersbacher Kommunalpolitik“ und zollte dem Stadtoberhaupt Respekt für seine Arbeit. Gleichzeitig nutze er aber auch die Gelegenheit, für einen Seitenhieb in Richtung der Union: „Ihre Partei war offensichtlich überrascht. Da scheint es nicht gut um die Kommunikation zu stehen.“ Konrad Gerards (Grüne) erklärte, dass „ohne den Bürgermeister etwas im Rat fehlen wird.“ Elke Wilke (FDP) sprach ebenfalls von einer „vertrauensvollen Zusammenarbeit“, während Bernd Rummler (AfD) diese in der Sache als „kritisch, aber immer fair“, beschrieb.

 

Dass die CDU von der Ankündigung Helmensteins vollkommen überrascht wurde, bestätigte Jörg Jansen im Anschluss an die Ratssitzung gegenüber Oberberg-Aktuell: „Wir waren wirklich geschockt. Ich kenne ihn lang und so ist er halt. Er hat das in seinem Kämmerlein entschieden, dass er etwas anderes machen will.“ Am Abend habe er noch versucht, den Bürgermeister telefonisch zu erreichen, um Gründe zu erfahren - das habe allerdings nicht geklappt. Dem Vernehmen nach waren nur die engsten Mitarbeiter Helmensteins, seine beiden Beigeordneten, sowie seine Familie in den Schritt eingeweiht.

 

Zu den Gründen könne er nur spekulieren, sagte der Fraktionsvorsitzende. Dass es mit dem Streit um die Einführung einer Einwegverpackungssteuer zu tun habe könnte, die heute vom Stadtrat abgelehnt wurde (Bericht folgt), glaubt er nicht und sprach in diesem Zusammenhang von Meinungsverschiedenheiten: „Als Bürgermeister darf er uns Vorlagen machen. Das war keine Entscheidung gegen ihn, sondern eine in der Sache. Dass er so eine Entscheidung nach 19 Jahren wegen einer Steuer trifft, ist nicht Frank Helmenstein.“

 

In der CDU gebe es eine Vereinbarung, wonach sich alle Funktionsträger bis zum 31. März des kommenden Jahres erklären müssen, ob sie weiter zur Verfügung stehen. Bei der Suche nach einem Bürgermeisterkandidaten für die Kommunalwahl 2025 wird die CDU nichts überstürzen, sagt Jansen: „Das ist die Sache des Stadtverbandes und wir werden bis Ende März entscheiden. Hier geht zunächst einmal ein guter Mann von Bord, der Gutes für Gummersbach geleistet hat.“ Ob Jansen selbst ein möglicher Kandidat sein könnte, wollte er nicht kommentieren.

 

Ähnlich sieht dies bei Thorsten Konzelmann (SPD) aus. „Ausschließen kann man nichts“, antwortete er Oberberg-Aktuell auf die Frage, ob er noch einmal eine Kandidatur in Erwägung zieht. Seine Partei werde sich mit dem Thema 2024 beschäftigen: „Dabei lassen wir uns durch diese Ankündigung nicht in unserem Tempo beeinflussen.“

KOMMENTARE

1

Nach 20 Jahren muss ein Wechsel auch nicht schlecht sein.

Thorsten, 30.11.2023, 22:08 Uhr
2

Ein politisches Beben? In einer Demokratie sollte es doch nicht "beben", wenn ein Bürgermeister nach 21 Jahren ankündigt, seine Tätigkeit zu beenden. Ich würde mich freuen, wenn nach dieser langen Zeit endlich ein Bürgermeister einer fortschrittlicheren Partei, die deutlich auch in der Kommune gegen die Erderhitzung und damit für soziale Politik - für alle hier lebenden und ankommenden Menschen - agiert. Allerdings befürchte ich, dass der überwiegende Teil der Gummersbacher aus "Gewohnheit" wählt wie gehabt.

Cornelia Lang, 01.12.2023, 14:22 Uhr
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