POLITIK
Platte-Grundstück: Ringen um passenden Entwurf geht weiter
Wiehl – Pläne der Investoren finden bei der Stadtverwaltung noch keine Zustimmung – Rat beschließt Veränderungssperre – Einige Stadtverordnete befürchten Bauruine mitten im Zentrum.
Von Lars Weber
Das Thema Nachverdichtung ist nicht erst seit den zuletzt im Stadtentwicklungsausschuss geführten Diskussionen ein zentrales Thema in Wiehl. Wie viel Bebauung verträgt ein Ort? Was benötigt ein Ort wirklich? Wie soll es aussehen? (OA berichtete) Kein Wunder also, dass ein Nachverdichtungsprojekt mitten im Wiehler Zentrum besondere Aufmerksamkeit erregt und Emotionen schürt: die Zukunft des Geländes, auf dem noch das Hotel Platte steht. Die Stadt verzichtete auf einen Kauf. Die Fläche gehört einer Investorengruppe aus Wiehl und der Region um den Steuerberater Dirk Schmittseifer. Der Entwurf des Architektenbüro Burgmer, das direkt gegenüber des Grundstücks ihr Zuhause hat, ist der Stadt zu wuchtig.
Nachdem der Rat bereits im vergangenen Jahr den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan „Im Weiher“ gefasst hatte - der alte B-Plan ist noch von 1983 und bietet der Stadt keine Möglichkeiten zur gezielten Steuerung von Baumaßnahmen (OA berichtete)-, ist nun mehrheitlich eine Veränderungssperre für die entsprechende Fläche beschlossen worden. Sprich: Der Bauantrag der Investoren liegt auf Eis. Zumindest so lange, bis man sich doch noch mit der Stadt auf einen Entwurf einigt.
Öffentlich einsehbar ist der Entwurf von Nico Burgmer nicht. Schmittseifer gab aber am Rande der Sitzung am Dienstag in der Wiehltalhalle einen kleinen Einblick. Demnach handelt es sich um einen viergeschossigen Bau mit Flachdach, in einer modernen Blockarchitektur. Geplant seien darin zwölf Wohnungen mit jeweils 80 bis 100 Quadratmeter Wohnfläche. Dazu würden die Investoren Gewerbeflächen im Erdgeschoss vermieten. 36 Stellplätze seien in den Planungen vorgesehen. Für eine Gastronomie an dieser Stelle sehen sie keine Perspektive.
Die Verwaltung ist der Meinung, dass dieser Bau nicht ins Bild des Zentrums passe. Sie hat deshalb zum einen das Büro rheinflügel-severin mit einer Studie beauftragt, die die städtebaulichen Vorgaben für diesen Standort definieren sollte. Diese greife die Kleinteiligkeit auf, die beim Blick in den Weiher und im Stadtzentrum wahrgenommen werde. Die Studie wurde aber auch den Stadtverordneten noch nicht präsentiert. Zusätzlich zur Studie hatte die Verwaltung einen eigenen Entwurf in Auftrag gegeben und in die Diskussionen mit den Investoren eingebracht, der sich kleinteiliger zeige. Die Gebäude seien dabei mit Satteldach versehen. Auch diese Idee ist noch nicht öffentlich zu sehen. Beide Seiten wollen verhindern, die Diskussionen in der Bürgerschaft weiter aufzuheizen.
Mit der durchgebrachten Veränderungssperre hat die Verwaltung nun noch ein weiteres Jahr, um mit den Investoren zu einer Einigung zu kommen. Ohne dieses baurechtliche Instrument hätte die Stadt keine Chance, auf das Projekt noch Einfluss zu nehmen. Es müsste so genehmigt werden, wie in der Bauvoranfrage eingereicht. Die Veränderungssperre kann aufgehoben werden, sobald man sich in den Gesprächen doch noch auf einen Nenner einigen kann. Bürgermeister Ulrich Stücker zeigte sich am Dienstag weiter davon überzeugt, die fachlich-inhaltliche Diskussion mit den Investoren über die Ziellinie führen zu können. „Es wird eine gute, einvernehmliche Lösung geben. Wir brauchen aber noch Zeit.“
Doch die Sorge, dass Stadt und Rat durch diesen Schritt die Geduld der lokalen Investoren überstrapaziert, ist bei manchem Stadtverordneten groß. So bei Dr. Erwin Kampf (FDP), der glaubt, dass es nicht den einen Vorschlag gebe, der alle Wiehler Bürger zufriedenstellen wird. „Wir müssen uns mit den heimischen Investoren verständigen, sonst wird eine Bauruine Platte geschaffen!“ Die Befürchtung teilte Jürgen Körber, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Wenn es nach gestalterischen Aspekten ginge, müsse man auch die Sparkasse und das Provinzialhaus abreißen. Stattdessen solle man die Möglichkeit ergreifen, Wohnraum zu schaffen. Bernd Teuber (SPD) ergänzte, dass die Stadt ein Jahr Zeit hatte, einen für alle akzeptablen Vorschlag zu machen. Nun sollten die Investoren bauen dürfen.
Die CDU-Fraktionsvorsitzende Larissa Gebser warb dagegen darum, „stadtplanerisch wachsam“ zu bleiben. Hans-Peter Stinner (UWG) erinnerte an frühere Bauprojekte wie das Fachmarktzentrum, wo der Rat nicht immer darauf geachtet habe, dass es gut ins Stadtbild passt. Daniel Schwach (AfD) erinnerte an das Logo der Stadt mit seinen Fachwerkhäusern. Würden die Pläne so umgesetzt wie im Entwurf, verliere Wiehl weiteren Charme. „Die Bürger haben ein Auge darauf“, sagte auch Marc Zimmermann (Die Grünen). „Wir müssen sensibel an die Sache herangehen.“ Niemanden sei geholfen, wenn die Bürger auf die Barrikaden gehen.
Bei der Abstimmung gab es letztlich eine klare Mehrheit für die Veränderungssperre (drei Enthaltungen, sechs Gegenstimmen). Bürgermeister Stücker versicherte, nicht auf Zeit spielen zu wollen – und kündigte nach dem Beschluss an, schnell einen Termin mit Schmittseifer auszumachen.
KOMMENTARE
1
"viergeschossigen Bau mit Flachdach, in einer modernen Blockarchitektur". Genau das braucht Wiehl, noch mehr seelenlose Betonklötze mit Wohnungen welche für den Normalverdiener unbezahlbar sind.
Name, 27.05.2022, 16:50 Uhr2
Es ist einfach nur noch lächerlich, das der Bürgermeister Projekte blockiert
Wiehler, 27.05.2022, 23:31 Uhr3
Warum schneiden sich die Wiehler Ratsfrauen und -herren nicht eine Scheibe von Nümbrecht ab? Wie schaffen die es, ihren Ort schnell und geräuschlos hübsch zu machen und gleichzeitig ihren Haushalt in Ordnung zu bringen. Wiehl verschandelt seinen Ortskern und ruiniert seinen Haushalt. Einfach mal über den eigenen Schatten springen und von dem ungeliebten kleinen Nachbarn lernen. Könnte helfen.
Wiehler, 28.05.2022, 07:41 Uhr4
Zu dem Satz: …dann müsse man Sparkasse und Provinzialhaus abreißen, kann ich nur sagen:“lernt aus euren Fehlern.“ Und Wohnraum geht auch mit weniger Geschossen, ansehnlich und Satteldach. Aber Politiker sind da wohl unbelehrbar.
, 28.05.2022, 09:24 Uhr5
Sehe es genauso wie mein Vorredner. Grau/Weiße Blöcke braucht kein Mensch. Und diesen Wohnraum können sich nur Bürger mit richtig dickem Geldbeutel leisten. Wiehl sollte mal in die Zukunft denken. Klima,Bildung,Angebote für die Jugend das braucht die Stadt. Und keine Investoren die abkassieren möchten.
Christian Baumann, 28.05.2022, 12:10 Uhr6
Die Veränderungssperre ist eine gute Maßnahme.
Überall sprießen diese langweiligen, eckigen, weißen Wohnungsbunker aus der Erde die aufgrund der überhöhten Mietpreise nicht einmal für bezahlbaren Wohnraum sorgen. Ein Beispiel hierfür ist das neue Zentrum von Oberwiehl. Das gilt es zu verhindern - hoffentlich wird es einen neuen Entwurf geben, der zu Wiehl passt. Gerne auch was Neues mit Fachwerk.
Hoffentlich kann sich die Investorengruppe besinnen und nicht nur nach größtmöglichem Profit streben.
7
Das Wort Nachverdichtung erzeugt bei mir mittlerweile einen Brechreiz. Es gibt in Wiehl inzwischen genug negative Beispiele dafür. Zu große oder zu viele Gebäude auf zu kleinen Grundstücken. Krach und Ärger in der Zukunft sind vorprogrammiert - auch nach Corona. Wiehl ist keine Großstadt und sollte auch keine werden. Eine sogenannte moderne Blockarchitektur kann ich nur als architektonische Notdurft bezeichnen. Die passt dort keinesfalls hin. Man schaue sich nur schräg gegenüber das schöne Rathaus an - und anschließend den häßlichen Anbau in der Bahnhofstraße. Wer findet wohl den Anbau schöner als das Ursprungsgebäude ? Bürgermeister kommen und gehen - der Schrott bleibt. Vielleicht fragt man ja mal einen Unternehmer der ein paar Meter weiter gezeigt hat was Wiehl lebenswert macht.
BESORGTER WIEHLER, 28.05.2022, 19:57 Uhr8
Die "Verschandelung" des alten, teilweise historischen Ortskern schreitet voran, wenn solche Gebäude in ihrer Grundsubstanz nicht erhalten bleiben. Die Fa. Kotz hat es ja eigentlich vorbildlich vorgemacht wie es geschmackvoll geht, z.B. in der Hauptstraße!
Erich, 28.05.2022, 20:11 Uhr9
Es tut mir leid, aber wie die Verantwortlichen der Genehmigungsbehörde ticken, sollte sich z.B. die Dörner Straße, beginnend vom Glashaus am Kreisel Richtung Bruch ansehen. Es ist nicht mehr "Mein Wiehl"
W66, 10.06.2022, 11.40 Uhr, 10.06.2022, 11:40 Uhr10
Wer will den diesen Betonklotz haben ? Ein Klotz mitten zwischen mit Satteldach geschmückten Häusern ? Lieber Architekt, lieber Bauherr, schaltet noch weitere Fachleute ein und lasst euch beraten !!!
Timmermann, 10.06.2022, 19:48 Uhr11
Zu 9 das nennt man Nachverdichtung - könnte es aber auch Schwachsinn nennen. Wie z.B. ein Reihenhaus mit nur 100 qm GRUNDSTÜCK und nur EINEM AUßENSTELLPLATZ - eine bodenlose Frechheit so etwas zu genehmigen. Weltfremd!! Der Ärger bei der „Legehennenwohnsituation“ sowie wegen dem fehlenden Platz für die Autos ist vorprogrammiert. Das Leben findet nun mal nicht auf den „Sätteln der Drahtesel“ sondern in der Realität statt. Und die Neubürger sollten sich auch nicht über den Verkehr auf der Umgehungsstraße aufregen und Tempo 30 fordern. Die Autos waren schon vorher da !!
Wütender Wiehler , 17.06.2022, 20:30 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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