POLITIK
Platte-Zukunft: Die Klage läuft
Wiehl – Investoren wollen das Baurecht juristisch erstreiten – Gespräche mit Stadt gibt es aber weiterhin – Politik hat wichtige Entscheidung zu treffen.
Von Lars Weber
Verhärtete Positionen, kaum Bewegung aufeinander zu, der Ausstieg eines Investors und eine Klage: Es spricht momentan nicht viel dafür, dass sich in der nahen Zukunft etwas auf dem Gelände des ehemaligen Hotels Platte mitten im Wiehler Zentrum tun wird. Kurz, nachdem die Investoren um Geschäftsmann Jens Kleemann im vergangenen Sommer ihre eigenen Pläne für das Areal öffentlich machten und die Verwaltung für ihre Vorgehensweise kritisierten (OA berichtete), wurde wie angekündigt ein Bauzaun um das Gebäude gezogen. Seitdem ist zwar am Gelände oder am Gebäude nichts passiert, dafür aber im Hintergrund.
Ihre Vision hatten die Investoren im Sommer klar umrissen. Der Entwurf kam von Architekt und Mit-Investor Nico Burgmer selbst, der direkt gegenüber dem ehemaligen Hotel sein Büro hat. Demnach würden die Geschäftsmänner gerne ein modernes, dreieinhalbgeschossiges Haus mit Flachdach und Büroflächen im Erdgeschoss anstelle des jetzigen Gebäudes setzen. In den oberen Etagen sollen sich laut den damaligen Plänen rund zwölf Wohnungen befinden. Die Architektur war der Verwaltung und Teilen der Politik zu wuchtig, sie passe nicht gut ins Stadtbild. Gerade auch das Flachdach war immer wieder Thema.
Investor Kleemann und auch die Stadt Wiehl bestätigen, dass es seit Sommer mehrere Gespräche miteinander gab. „Ja, wir haben nach Lösungen gesucht“, sagt Kleemann. Die Diskussionen seien sehr sachlich geführt worden. Zuletzt sei der Dialog etwas im Sande verlaufen, laut Stadt werde aber nach einem weiteren Gesprächstermin gesucht. „Wir sind weiter an einer einvernehmlichen Lösung interessiert“, heißt es aus dem Rathaus.
Noch im vergangenen Jahr hatte Kleemann nämlich mit seinen Geschäftspartnern, dem Architekten Nico Burgmer und Steuerberater Dirk Schmittseifer, über eine Klage gesprochen, um das Baurecht juristisch zu erstreiten. Vor der Einreichung der Klage zog sich Schmittseifer aufgrund eines Interessenkonflikts aus dem Projekt zurück.
Die Klage liegt inzwischen beim Verwaltungsgericht Köln. Allerdings ist völlig unklar, wann das Gericht in der Sache entscheiden wird. Der Investor möchte das Urteil nach jetzigem Stand aber abwarten, da parallel auch eine Schadensersatzklage geprüft werde. Und jenen Schaden beziffert Kleemann im siebenstelligen Bereich, dabei verweist er auf die extrem gestiegenen Baukosten und Zinsen in den vergangenen Jahren. Die Stadt erklärt zu der Sachlage, dass sie es positiv bewertet, dass nicht nur der Klageweg beschritten werde, sondern auch weiter miteinander gesprochen wird.
Neben den Diskussionen mit der Stadt, die nach dem Kauf des Areals Mitte 2020 geführt wurden, sorgt seit einem Jahr auch eine Veränderungssperre dafür, dass der Bauantrag auf Eis liegt. Diesen politischen Entschluss traf der Stadtrat mehrheitlich, um Baumaßnahmen im Zentrum gezielt beeinflussen zu können (OA berichtete). Der Bebauungsplan aus dem Jahr 1983 hätte dies nicht zugelassen, weshalb bereits 2021 der Aufstellungsbeschluss für einen neuen B-Plan „Im Weiher“ gefasst wurde.
Ein Jahr lang gilt die Veränderungssperre, die im Juni 2022 in Kraft getreten ist. Sie würde also sehr bald auslaufen, der neue B-Plan steht noch nicht. Die Folge: Theoretisch könnten Kleemann und Burgmer ein Bauverfahren mit einem Antrag eröffnen. Zumindest die Absicht der Verwaltung ist eine andere, wie Stadtsprecher Volker Dick sagt. Sie wird in die Ratssitzung im Mai den Beschlussvorschlag einbringen, die Veränderungssperre um ein weiteres Jahr zu verlängern. Rechtlich ist dies zulässig. Parallel solle dann das Verfahren zur Aufstellung des B-Plans „Im Weiher“ weitergehen. Der aktuelle Stand des Verfahrens solle ebenfalls im Mai dem Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt werden.
Die vergangene Abstimmung über die Veränderungssperre hatte im Rat eine klare Mehrheit gefunden, es gab lediglich drei Enthaltungen und sechs Gegenstimmen. Sich kontrovers ausgetauscht wurde aber dennoch. Und seitdem sind die Diskussionen in ganz Wiehl nicht leiser geworden. Der nächste politische Austausch zum Thema verspricht erneut spannend zu werden.
KOMMENTARE
1
Ein Flachdach passt nicht in das Wiehler „Stadtbild“.Da lässt man das eh schon heruntergekommene Gebäude lieber weiter verkommen und spielt auf Zeit.Klasse Stadt Wiehl!
Heimat_Wiehler, 15.03.2023, 22:20 Uhr2
Wenn man die zahlreichen Bausünden ("Betonklötze)" und den gesamten zugebauten Bereich rund um und am Wiehler Weiherplatz betrachtet, kommt es auf eine Bausünde mehr oder weniger, im direkten Innenstadtbereich, auch nicht mehr an. Alles ist besser als jetzt jahrelang dort (Standort "Platte") eine zunehmend verfallende "Ruine" stehen zu haben, die sicherlich auch bald gerne mal von Vandalen für ihre Zwecke heimgesucht und verschandelt wird.
Helmut H., 16.03.2023, 08:16 Uhr3
Was in Oberwiehl klappt, geht in Wiehl nicht ? Rechnen wir also damit, das nach dem Ende der Umbau-Maßnahmen, u.a. Bahnhofstraße, der Blick frei wird auf eine Bau-Ruine.
Wendler, E.W., 16.03.2023, 17:58 Uhr4
Wäre ein begrüntes Flachdach vielleicht ein Kompromiss? Kam mir gerade so in den Sinn.....
Barbara esplör , 24.03.2023, 00:04 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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