POLITIK
„Platz schaffen“ für die Suche nach Windkraft-Standorten
Nümbrecht – Planungsausschuss stimmte dafür, die einst ausgewiesene Konzentrationszone für Windenergieanlagen in Oberstaffelbach aufzuheben – Damaliges Vorgehen war rechtswidrig.
Von Lars Weber
Während die Bundes- und Landespolitik an den künftig geltenden Regeln für die Aufstellung von Windkraftanlagen tüftelt, hat die Gemeinde Nümbrecht einen weiteren Schritt getan, sodass die Gemeindewerke Nümbrecht (GWN) prüfen können, ob sie Windkraftanlagen auf dem Gemeindegebiet zur Eigenversorgung der Bürger und der Unternehmen errichten kann. Für diesen Auftrag hatte es bei dem Ratsbürgerentscheid, der nach einer Beanstandung des Kreises zu einem Bürgervotum umfunktioniert werden musste, eine Mehrheit von knapp 81 Prozent der abgegebenen Stimmen gegeben. Die Mitglieder des Planungsausschusses haben nun bei der jüngsten Sitzung für eine Veränderung des Flächennutzugsplans der Gemeinde votiert. Damit soll die im Jahr 2003 ausgewiesene Konzentrationszone für Windenergieanlagen im Bereich Oberstaffelbach/Nordwest aufgehoben werden.
Die Darstellung der Konzentrationszone in Oberstaffelbach diente damals der städtebaulichen Entwicklung und Ordnung. Es sollte gesteuert werden, wo in der Gemeinde die Errichtung von Windenergieanlagen zulässig sein sollen – und wo nicht. Aus Sicht der Verwaltung, die sich auf die neueste und aktuelle Rechtsprechung zu diesem Thema stützt, ist die damalige Änderung des Flächennutzungsplanes allerdings unwirksam. „Der Plan ist rechtswidrig in der Art, wie er aufgestellt wurde“, sagte Bürgermeister Hilko Redenius in der Sitzung.
Die Änderung sei seinerzeit nicht ordnungsgemäß bekanntgemacht worden. Dabei handelte es sich um formelle Fehler. Unter anderem verhinderten diese, dass die Ausschlusswirkung der Zone hinreichend genug kenntlich gemacht wurde. So ist die Konzentrationszone zwar „fehlerhaft in der Welt“, wie es in der Beschlussvorlage heißt, sie führt aber nicht zu der damals beabsichtigen Ausschlusswirkung. Anlagen seien demnach auch außerhalb dieser Konzentrationszone zulässig. Der Planungsausschuss beschloss nun, das Änderungsverfahren des Flächennutzungsplans einzuleiten. Die Entscheidung fiel mehrheitlich bei einer Gegenstimme von Rainer Galunder (WGHL). Er hielt die Aufhebung für unnötig, da es keinen fachlich neuen Rechtsstand gebe.
Bürgermeister Redenius sagte, dass die Politik damit Platz schaffe, sodass in der Gemeinde Windkraft entstehen kann. „Es gibt dann keine einschränkende Zone mehr.“ Ende Februar stand das Ergebnis des Bürgervotums fest, an dem sich rund 56 Prozent der abstimmungsberechtigten Nümbrechter beteiligt hatten. Der Rat hatte daraufhin der GWN den Auftrag gegeben, die Errichtung von Windkraftanlagen zu prüfen. Der Bau soll dabei nur erfolgen, wenn die vorgelagerten notwendigen Untersuchungen (Abstandserfordernisse, Umweltverträglichkeit, Tierschutz, etc.) und Wirtschaftlichkeitsberechnungen ein positives Ergebnis aufweisen. Auch finanziell sollen sich die Bürger beteiligen können. Die Planungen und Abstimmungen der GWN befinden sich aber noch am Anfang.
Aus dem Planungsausschuss
Nach der Potenzialflächenanalyse für mögliches Bauland, die die Gemeinde im Auftrag der Politik angestellt hatte, wurden in vergangenen Sitzungen des Ausschusses seit September mehr als 20 Aufstellungsbeschlüsse für Bebauungspläne gefasst. Einige davon gehören bereits der Vergangenheit an, nachdem unter anderem die jeweiligen Grundstückseigentümer kein Interesse an einer Entwicklung gezeigt hatten. Nun wurden Beschlüsse für die Ortschaften Auf der Hardt (Gebiet B), Breunfeld, Rommelsdorf (Gebiet B), Winterborn, Benroth und Garderoth (Gebiet A) aufgehoben.
Inzwischen, so Fachbereichsleiter Jan Foerster, sei man bei den verbliebenden Flächen in die vertiefende Analyse gegangen. Auch vor Ort habe es schon Termine gegeben. Dabei habe man sich die Grundstücke zum Beispiel hinsichtlich des Natur- oder Landschaftsschutzes angeschaut. Gerade werde die Kanalsituation bewertet. Foerster kündigte an, dass im Laufe dieser Analysen sicherlich noch weitere Beschlüsse aufgehoben werden. Wirtschaftlich werde eine Erschließung längst nicht überall Sinn machen. „Die Liste an Grundstücken, die am Ende übrigbleibt, soll realistisch sein.“
Die Aufstellungsbeschlüsse in folgenden Ortschaften haben noch Bestand (Stand: 18. April): Marienberghausen, Rommelsdorf (Gebiet A), Auf der Hardt (A), Huppichteroth (nördlich), Huppichteroth (Alternativfläche B), Bierenbachtal, Wirtenbach, Oberbierenbach, Sohnius Weide, Jakob-Engels-Straße, Niederbröl, Heddinghausen, Grunewald, Göpringhausen, Elsenroth, Bruch und Berkenroth.
Aus dem Zukunftsausschuss
Das Interesse an der Teilnahme an der Förderinitiative Heimat 2.0 hat die Gemeinde Nümbrecht bereits im März bekundet. Nun hat der Zukunftsausschuss bei seiner jüngsten Sitzung diesem Interesse auch nachträglich politisch grünes Licht gegeben. Der Rat entscheidet abschließend am Donnerstag. Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hatten im Rahmen von „Region gestalten“ den Aufruf der Förderinitiative Heimat 2.0 gestartet. In diesem Rahmen sollen Ergebnisse und Erkenntnisse von fünf laufenden, fortgeschrittenen Modellvorhaben aus der Förderinitiative „Heimat 2.0“ auf weitere ländliche, strukturschwache Regionen übertragen und erprobt werden.
Nümbrecht hat Interesse angemeldet, sich für die Nutzung der Ehrenamtsplattform „digital.verein.t“ zu bewerben. Diese ermöglicht die digitale Kommunikation der Ehrenamtlichen untereinander, mit der Verwaltung und nach außen. Vereine, Institutionen und Gruppen können sich vorstellen, um Interessierte zu werben sowie Veranstaltungen und Angebote zu teilen. Zudem können sich Einwohner, Neubürger sowie Gäste und Urlauber über Freizeitangebote informieren.
KOMMENTARE
1
Es wird ein Anblick an den wir uns gewöhnen sollten... Die Windkraft wird kommen. Anders funktioniert es nicht, wir brauchen die Windenergie für die Energiewende.
Energiewender, 25.04.2023, 20:03 Uhr2
Laut Verband sind die Produktionskosten für Windenergieanlagen in den vergangenen zwei Jahren um 40 Prozent gestiegen. Unkoordinierte Eingriffe der Regierungen in die Strommärkte hätten ebenso für Verunsicherung gesorgt wie steigende Zinsen. Empfehle die Lektüre der
Berichte auf Gegenwind Starnberg (öffentl. Facebook Seite).
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