POLITIK

Premiere: Die erste Grüne für Oberberg im Bundestag

lw; 27.09.2021, 15:08 Uhr
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Fotos: Michael Kleinjung --- Es geht sofort los für Sabine Grützmacher: Die ersten Termine in Berlin stehen bereits fest.
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Premiere: Die erste Grüne für Oberberg im Bundestag

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lw; 27.09.2021, 15:08 Uhr
Oberberg – Sabine Grützmacher auf dem Weg in die Hauptstadt – Erster Termin steht schon heute an – Michaela Engelmeier möchte sich politisch zurückziehen – Jörg von Polheim zufrieden mit seinem Wahlkampf.

Von Lars Weber

 

Sabine Grützmacher ist die erste Grüne aus dem Oberbergischen Kreis mit einem Bundestagsmandat. Über ihren Listenplatz rutschte sie im Laufe der Nacht in das Parlament hinein. Bei den Erststimmen hatte sie am Abend Platz drei hinter Dr. Carsten Brodesser (CDU), dem Gewinner des Direktmandats, und Michaela Engelmeier (SPD) belegt. Für die erste Kandidatur für den Bundestag ein respektables Ergebnis. Die Option, doch noch nach Berlin zu dürfen, gab es dank des Listenplatzes 25 und des Gesamtergebnisses der Grünen bei den Zweitstimmen aber weiterhin. OA sprach mit Sabine Grützmacher über den historischen Erfolg, aber auch mit Michaela Engelmeier und Jörg von Polheim (FDP), deren Hoffnungen auf ein Mandat sich nicht erfüllten.

 

Die frohe Botschaft erreichte die 35-jährige Gummersbacherin nicht wie sie noch am Abend selbst gedacht hatte per Telefon. Stattdessen führte früh morgens ein Blick ins Internet beim Bundeswahlleiter für Freude und Erleichterung. „Das war die längste Nacht meines Lebens, ich habe gezittert und gehofft und kein Auge zugetan.“

 

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Das Feiern wird sie allerdings nachholen müssen. Als OA sie am Handy erreicht, sitzt sie bereits im Auto nach Berlin. Direkt um 6 Uhr wurden die Koffer gepackt. „Den Zug konnte ich dieses Mal nicht nehmen, weil ich meinen Hausstand schon mit dabeihabe.“ Ihre Sachen werden in einer kleinen Wohnung in Köpenick Platz finden, die sie über eine Freundin bekommen hat. „Zum Glück, wenn ich mir vorstellen müsste, jetzt noch eine Wohnung zu suchen auf dem Berliner Markt…“

 

Tatsächlich würde ihr für eine ausgiebige Immobiliensuche kaum Zeit bleiben. Es geht jetzt Schlag auf Schlag für Grützmacher. Heute Abend findet schon die erste Grünen-interne Veranstaltung statt. Morgen kommen traditionell alte und neue Fraktionen zusammen. Und die Termine für die ersten Schulungen und Einweisungen für die Neulinge stehen auch bereits. Damit sie sich auf die neue Aufgabe konzentrieren kann, wurde der Übergabeprozess bei ihrem „alten“ Job schon länger eingeleitet. Noch ist sie eine von drei Geschäftsführerinnen bei der gemeinnützigen VSB (Vermitteln Schulen Beraten) in Gummersbach.

 

Dort hatte sie viel mit EU-Fördermittelanträgen zu tun. Expertise, die Grützmacher nun in Berlin einbringen möchte. Sie könne sich zum Beispiel die Mitarbeit im Europaausschuss vorstellen. „Förderprogramme müssen pragmatischer und bürokratieärmer gestaltet werden, gerade der ländliche Raum benötigt dabei auch langfristige Förderstrukturen und keinen Flickenteppich.“ Darüber hinaus ist auch demokratische Netzpolitik (zum Beispiel: Wie gehen kommunale Verwaltungen mit den Daten der Bürger um?) ein Thema, bei dem sie sich einbringen möchte. Wo sie letztlich mitarbeiten wird, komme aber natürlich auch auf ihre künftigen Kollegen an.

 

Selbst wenn es tatsächlich zu einer Ampel-Koalition kommen sollte – eine Option, die die 35-Jährige im Moment aufgrund der Wahlergebnisse favorisieren würde: Auf oberbergische Kollegen müsste Grützmacher dabei verzichten. Denn weder für die Sozialdemokratin Michaela Engelmeier noch für den Liberalen Jörg von Polheim hat es noch für den Bundestag über die Landesliste gereicht.

 

Engelmeier (Bild) hatte sich noch lange Zeit Hoffnungen machen dürfen. Als die SPD bei den Zweitstimmen bundesweit bei 26 Prozent lag, hätte es für sie gereicht – die finalen 25,7 Prozent dagegen genügten nicht. „Das ist in Ordnung. Wenige Wochen vorher sah es noch gar nicht danach aus, dass es überhaupt über den Listenplatz reichen könnte“, so Engelmeier. Stattdessen freut sie sich jetzt aber sehr für Sabine Grützmacher und darüber, dass künftig immerhin wieder zwei Vertreter aus dem Kreis in Berlin für die Heimat kämpfen.

 

Sie selbst wolle sich politisch zurückziehen und ihre Posten als Vorstandsmitglied auf Bundes- und Kreisebene bei den nächsten Wahlen zur Verfügung stellen. Stattdessen wolle sie sich ganz auf ihren Job als Generalsekretärin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft konzentrieren. „Ich möchte bei der SPD Oberberg jetzt nicht die ewige Engelmeier werden“, sagt sie. „Jetzt sind Jüngere dran.“ Der Generationswechsel sei schon eingeleitet. So ganz ohne Berlin muss sie aber nicht auskommen. Zum einen hat ihr Arbeitgeber seinen Sitz in der Hauptstadt. Zum anderen könne ihr Mann erzählen, was im Bundestag vor sich geht: Michael Thews (SPD) konnte sein Direktmandat in seinem Wahlkreis erneut verteidigen.

 

Jörg von Polheim (FDP) stand ab 1 Uhr bereits wieder in seiner Backstube. Die Ergebnisse sprachen da schon eine deutliche Sprache und es war klar, dass er nicht nachrücken wird. „Mund abwischen und weitermachen“, kommentiert er auf Nachfrage pragmatisch. „Wir haben im Wahlkampf einen guten Job gemacht“, sagt er weiter. Er habe viel Zuspruch erfahren, auch von jüngeren Wählern. Das nimmt er gerne mit. Denn seine Arbeit gehe nicht nur als Bäcker und Innungsmeister weiter, sondern natürlich auch als FDP-Fraktionschef im Stadtrat von Hückeswagen.

 

 

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KOMMENTARE

1

Viel Erfolg für Frau Grützmacher. Machen Sie das Beste draus.

AlGe, 27.09.2021, 17:10 Uhr
2

Das ist die richtige Konsequenz die Frau Engelmeier zieht! Ich war jahrelang SPD Wähler, habe mich bei dieser Wahl davon abgewendet, weil ich nicht wollte das eine Frau in den Bundestag einzieht, für die eine Debatte an einer Schule schon zu viel ist!

Maik Burghardt, 28.09.2021, 09:08 Uhr
3

Frau Engelmeier hat mich noch nie mit Ihrer politischen Arbeit (und ihrem Auftreten) überzeugt. Dass Sie sich im Wahlkampf öffentlichen Diskussionen mit AfD-Vertretern verweigert, spricht im übrigens auch gegen sie. Ich begrüße es außerordentlich, dass sie sich sich aus der Politik zurückzieht und hoffentlich fähigeren (jüngeren) Kräften Platz macht!!! Die SPD kann nur gewinnen!!! Auch ich wünsche Frau Grützmacher viel Erfolg und einen guten Start in Berlin!!

Pe, 28.09.2021, 11:59 Uhr
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