POLITIK

Protest aus dem Auto - IG Metall macht Druck

bv; 15.03.2021, 16:13 Uhr
Fotos: Bernd Vorländer --- Die Gewerkschafter demonstrierten Kampfbereitschaft.
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Protest aus dem Auto - IG Metall macht Druck

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bv; 15.03.2021, 16:13 Uhr
Oberberg - Gewerkschaft rief 8.500 Mitarbeiter in den Warnstreik, um ihr Lohnzuwachsziel von vier Prozent zu untermauern - Veranstaltung mit Abstand auf dem Gummersbacher Steinberg.

Von Bernd Vorländer

 

Hupen statt gemeinsames Klatschen, Daumen hoch statt Fahnen. Dass gewerkschaftlicher Protest auch unter Pandemie-Bedingungen funktioniert, zeigte die IG Metall am heutigen Nachmittag auf dem Gummersbacher Steinberg. Der Schützenfestplatz war prall gefüllt mit Gewerkschaftern, die in ihren Fahrzeugen saßen und über ihr Autoradio die Rede von Oberbergs oberstem Metaller Werner Kusel verfolgten. 8.500 Kollegen hatten heute in ihren oberbergischen Betrieben, sogar im Homeoffice früher Feierabend gemacht und damit gezeigt, dass man kampfbereit ist, um eine Lohnforderung von vier Prozent durchzusetzen.

 

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Kusel machte deutlich, dass sich die Arbeitgeber bislang bei den Themen Beschäftigungssicherung, Zukunftstarifverträge und Entgelt noch überhaupt nicht bewegt hätten und warf der tarifpolitischen Gegenseite "ideologische Verbandspolitik" vor. Vor einem Jahr habe die Gewerkschaft zu Beginn der Pandemie einem verantwortungsvollen Tarifabschluss zugestimmt.

 

Und Verantwortung zeige man auch jetzt. Die Vier-Prozent-Forderung bezeichnete Kusel (Foto) als "maßvoll, aber auch notwendig". Viele hätten unter Kurzarbeit gelitten und benötigten mehr Geld im Portemonnaie - auch, um den Binnenkonsum anzukurbeln. Wo eine Lohnerhöhung aufgrund der Situation im Betrieb nicht umsetzbar sei, müsse das Erhöhungs-Volumen genutzt werden, um Beschäftigung zu sichern.

 

Kusel bezeichnet das Verhalten der Arbeitgeber als kurzsichtig. Weder wolle man moderne Tarifabschlüsse mittragen, noch vielen jungen Menschen eine Perspektive geben. Über elf Prozent der Betriebe planten, Ausbildungsplätze abzubauen. Bis zu 15 Prozent wollten junge Arbeitnehmer nach deren Abschlussprüfungen nicht übernehmen. "Diese Zahlen sind skandalös", so der 1. Gewerkschaftssekretär. Kusel verlangte von den oberbergischen  Arbeitgebern, nicht in eine Blockadehaltung zu verfallen und sich nicht aus der Tarifbindung zu stehlen, sondern Verantwortung für die Mitarbeiter in den Betrieben zu übernehmen.

KOMMENTARE

1

Ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen, wie man in der schwierigen Zeit, in dem man sich jetzt befindet, nach Gehaltserhöhung schreit! Jeder sollte sich glücklich schätzen, das er eine Stelle hat und mit seinem Verzicht auf Gehaltserhöhung sein Arbeitsplatz sichert!

Der Wiehler, 15.03.2021, 23:16 Uhr
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Genau das war auch mein Gedanke !!
So war die IG Metall aber schon immer - und dieses Auslaufmodell (gut, dass es in den 70-er und 80-er Jahren Gewerkschaften gab !!) wird auf seine alten Tage die Vorgehensweise nicht mehr ändern. Ob da nun aktuelle eine Pandemie ist, und/oder zigtausende ihre Jobs in diversen Zweigen verlieren ; die IG Metall schreit IMMER nach mehr Geld.
Respektlos ganz, ganz vielen Menschen gegenüber !!

André, 16.03.2021, 12:54 Uhr
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Dem ist eigentlich nichts hinzu zu fügen, dieses Vorgehen passt derzeit überhaupt nicht in die Welt! Viele Firmen kämpfen derzeit um‘s Überleben.

Heesters, 16.03.2021, 15:44 Uhr
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Die Arbeitgeber in der Metall und Elektroindustie haben extrem von der Kurzarbeit profitiert. Die Arbeitgeber mussten teilweise nur die Sozialabgaben tragen. Außerdem sind die Jahre zuvor extreme Gewinne erwirtschaftet worden. Die IG Metall stellt nicht einfach blind irgendwelche Forderungen. Die IG Metall ist in den Betrieben vertreten und steht in engem Austausch mit den Arbeitgebern. Es wird nicht einfach blind gefordert. Die Forderung von 4% ist definitiv realistisch.

Christian Baumann, 16.03.2021, 15:58 Uhr
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@Andre: Ich glaube sie sollten sich erstmal mit der Geschichte der Gewerkschaften befassen. Sie befinden sich bestimmt auch in einem Arbeitsverhältnis. Auch sie profitieren von der Arbeit der Gewerkschaften.
Oder wo kommt die 5 Tage Woche her? Urlaubsgeld,Weihnachtsgeld? Krankengeld? Kommt das von der Großzügigkeit der Arbeitgeber?

Viele Grüße

Christian Baumann, 16.03.2021, 16:05 Uhr
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An den Forderungen der IG Metall ist vor allem zu kritisieren, dass Lohn- und Gehalterhöhungen im prozentualen Bereich gefordert werden. Das fördert die Lohnschere bereits bei den Angestellten. Warum wird nicht um absolute Beträge verhandelt? Dann bleiben die Unterschiede in der Entlohnung bei den Belegschaften gleich und driften nicht weiter auseinander. Das wäre meines Erachtens auch viel gerechter. Geht es den Gewerkschaften nicht um Lohngerechtigkeit?

F.E., 17.03.2021, 08:34 Uhr
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