POLITIK

Provisorium statt Kreisverkehr?

lw; 24.11.2023, 13:35 Uhr
Archivfoto: Lars Weber --- Schlecht einsehbar und zu schnell fahrende Autos: Die Kreuzung in Drabenderhöhe wird von vielen als gefährlich angesehen.
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Provisorium statt Kreisverkehr?

lw; 24.11.2023, 13:35 Uhr
Wiehl – Bau eines Kreisels an der Kreuzung in Drabenderhöhe wird immer unwahrscheinlicher – Bürgermeister Stücker bringt andere Option ins Spiel.

Von Lars Weber

 

Jürgen Poschner (BfgW) wird sich nach langen Jahren des Engagements am Ende des Jahres von seinen politischen Ämtern im Wiehler Stadtrat und im Kreistag (für die UWG) trennen. Ein Thema hat er aber noch auf seiner Agenda, das er sehr gerne doch noch auf den Weg schicken würde: die Errichtung eines Kreisverkehrsplatzes an der Kreuzung L 228, K 40 und Klausenburger Gasse in Drabenderhöhe. Es ist vor allen ein Wunsch der Bürger, wie Poschner betont, den er erfüllt gewusst haben möchte. An dieser Stelle seien schon mehrere Menschen in der Vergangenheit bei Unfällen ums Leben gekommen, sie sei zu gefährlich.

 

Zuletzt waren bei einer gemeinsamen Aktion mit Dominik Seitz (FDP) mehr als 800 Unterschriften im Ort zusammengekommen, um dem Thema Nachdruck zu verleihen. Die Sitzung des Bauausschusses im Rathaus am Donnerstag hat aber gezeigt, dass Poschners „letzter Versuch“ in dieser Sache – ein Antrag, um Mittel für den Bau in den Haushalt einzustellen (OA berichtete) - voraussichtlich nicht von Erfolg gekrönt sein wird. Letzte Hoffnung für ihn und die Befürworter in Drabenderhöhe dürfte eine Aussage von Bürgermeister Ulrich Stücker sein.

 

Das Thema nähert sich in den politischen Gremien so langsam der Volljährigkeit und wurde in diesem Zuge schon mehrere Male von der Stadt, dem Kreis, der Polizei und vor allem auch dem Landesbetrieb Straßen.NRW bewertet. Letzterer müsste die Maßnahmen als Baulastträger umsetzen, wenn denn eine Notwendigkeit festgestellt werden würde. Trotz einiger tragischen Unfälle in der Vergangenheit sei dies aber weiterhin nicht der Fall. Nachdem vor rund zehn Jahren Verkehrsinseln gebaut wurden und Tempo 70 angeordnet wurde, seien von 2015 bis heute nur zwei Unfälle der Kategorie eins bis vier dort verzeichnet worden. Um als Unfallhäufungsstelle zu gelten, müsste es dort mindestens dreimal im Jahr krachen.

 

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Auch die Verkehrsbelastung sei vergleichsweise gering und Geschwindigkeitsmessungen verliefen unauffällig. Der Landesbetrieb und der Kreis sehen daher keine Grundlage für den Bau eines Kreisverkehrs.

 

Zuletzt wurde daher ins Spiel gebracht, ob die Stadt nicht auf eigene Kosten aktiv werden sollte. Generell sei es zwar mit entsprechenden Absprachen mit dem Landesbetrieb möglich, dass die Stadt dort selbst einen Kreisverkehr hinsetzt, obwohl sie nicht Straßenbaulastträger ist. Allerdings würde die Anlage nach dem Bau automatisch an Straßen.NRW übertragen werden müssen. Dieser Umstand hätte auch für den städtischen Haushalt Auswirkungen: Die Abschreibungsmöglichkeiten würden entfallen und die Kosten den städtischen Haushalt sofort belasten, da die Projektkosten zu 100 Prozent im Aufwand abzubilden wären.

 

Und die Kosten wären nicht zu knapp. Schätzungen, wonach etwas mehr als 600.000 Euro ausreichten, um das Projekt umzusetzen, bezeichnete Pascal Hilgenberg, Fachbereichsleiter Tiefbau, als veraltet. Inklusive Planungskosten müsste inzwischen mit mindestens einer Million Euro gerechnet werden. Und das bei einem Haushalt, bei dem die Stadt jede Ausgabe gut überdenken muss. Alle Faktoren einbeziehend empfiehlt die Verwaltung daher, den Antrag der BfgW abzulehnen und keine Mittel in den Haushalt einzustellen.

 

Larissa Gebser, Fraktionschefin der CDU, fasste zusammen: „Fachlich und inhaltlich ist ein Bau an dieser Stelle nicht geboten. Er würde in einen Genehmigungshaushalt führen.“ Allerdings, so fügte sie an, kommen viele subjektiv zu einer anderen Bewertung des Gefahrenpotenzials an der Stelle. „Vielleicht gibt es noch andere Möglichkeiten, die Sicherheit dort für die Bürger zu erhöhen?“ An dieser Stelle hakte sich Bürgermeister Ulrich Stücker in die Diskussion ein. „Ich werde immer wieder auf einen Kreisverkehr dort angesprochen.“ Auch deshalb habe er - trotz der deutlichen Ergebnisse der bisherigen Betrachtungen und Messungen -  wieder das Gespräch mit dem Landesbetrieb gesucht. Das Ergebnis: Man wolle über ein „Provisorium“ an der Stelle sprechen. Was sich genau dahinter verbirgt und wie ein Provisorium an der Stelle überhaupt aussehen könnte, darüber gab es bei der Sitzung und auch auf Nachfrage von OA im Nachgang keine weiteren Details.

 

Die Bewertungen des Landesbetriebs konnte Manfred Kriegeskorte (Linke) nicht nachvollziehen. „In Bomig Nord wird viel Geld für einen neuen Kreisverkehr ausgegeben. Aber da, wo es nötig wäre, wird ein Tanz gemacht.“

 

Natürlich war auch Jürgen Poschner unzufrieden. Die Einschätzungen des Landesbetriebs nannte er „ungeheuerlich“. Wenn er aus Nümbrecht über Elsenroth nach Wiehl fahre, begegneten ihm diverse Kreisverkehre, wo er im Vergleich nicht nachvollziehen könne, warum diese existieren, aber jener in Drabenderhöhe nicht. Poschner kündigte an, bei der finalen Abstimmung im Rat noch einmal ausholen zu wollen zu diesem Thema – „das letzte Wort“.

 

Die Abstimmung im Ausschuss fiel indes deutlich aus. Nur Poschner und Kriegeskorte stimmten gegen den Vorschlag der Verwaltung, keine Haushaltsmittel einzustellen. Außerdem gab es zwei Enthaltungen.

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