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PV-Anlage über Parkplatz? Stadtwerke sehen großes Potenzial

lw; 15.06.2024, 13:40 Uhr
Foto: Lars Weber.
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PV-Anlage über Parkplatz? Stadtwerke sehen großes Potenzial

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lw; 15.06.2024, 13:40 Uhr
Waldbröl – Nach SPD-Antrag informierte Geschäftsführer Mirco Kujbida über erste Erkenntnisse, wie eine Anlage am Fachmarktzentrum umsetzbar sein könnte.

Von Lars Weber

 

Grünflächen Grünflächen sein lassen, und dafür bereits versiegelte Flächen für große Photovoltaikanlagen nutzen: Das ist auch laut des PV-Leitfadens des Oberbergischen Kreises für die Kommunen der Idealfall, wenn es darum geht, mehr erneuerbare Energie selbst zu produzieren. Auf Grundlage dessen hatte die Waldbröler SPD im Mai den Antrag eingebracht, eine PV-Anlage über dem Parkplatz des Fachmarktzentrums am Raabeweg zu prüfen (OA berichtete). Das Areal ist größtenteils im Besitz der Marktstadt, die Stadtwerke könnten die Realisierung übernehmen. Deren Geschäftsführer Mirco Kujbida nahm den Auftrag dankend entgegen, wie er beim Haupt- und Finanzausschuss sagte. Er hatte bereits erste Zahlen dabei. Die Frage lautete für die Ausschussmitglieder nach dem Vortrag: Wie viel PV kann Waldbröl?

 

Kujbida habe schnell erste Gespräche gesucht, in diesem Fall zu lokalen Akteuren. Von diesen ersten Kontakten sei kein brauchbares Angebot gekommen beziehungsweise stellte sich heraus, dass die Unternehmen ein Projekt in der Größe nicht stemmen konnten. Immerhin geht es um 7.000 Quadratmeter, auf denen 224 Stellplätze zu finden sind. Erfolgreicher lief ein Austausch mit einem PV-Anlagenbauer aus Süddeutschland, der auf der Rückreise von einem Kunden spontan auch in Waldbröl für einen Vor-Ort-Termin Stopp machte.  

 

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Demnach sei eine Anlage mit einer Leistung über 630 Kilowatt-Peak möglich, im kWp wird die elektrische Spitzenleistung einer Photovoltaik-Anlage unter Standard-Testbedingungen angegeben. Überdacht würden allerdings lediglich die Parkplätze selbst, also nicht das gesamte Areal. Alle Stellplätze blieben dabei erhalten. Da die Anlage eine Leistung von 99 kWp überschreiten würde, wäre die Stadt rechtlich dazu verpflichtet, den produzierten Strom an der Börse zu verkaufen. Wobei Kujbida noch dabei sei zu prüfen, ob nicht einzelne Strompakete herauszulösen sind, um zum Beispiel städtische Liegenschaften damit zu versorgen. Dies war auch eine Anregung der Ausschussmitglieder.

 

Rein rechnerisch könnte die Anlage pro Jahr rund 601.300 Kilowattstunden Strom erzeugen. Wenn der durchschnittliche Verkaufspreis an der Börse des vergangenen Jahres von 0,20 Euro pro kWh zugrunde gelegt würde, könnten die Stadtwerke einen Ertrag von rund 120.000 Euro im Jahr erwirtschaften. In der Anschaffung, so die Aussage des PV-Anlagenbauers, würde das Projekt mit rund einer Million Euro zu Buche schlagen. Kujbida sprach aus wirtschaftlicher Sicht eine klare Empfehlung für das Projekt aus. Er wolle nun weitere Angebote einholen, die Details weiter konkretisieren und dann beurteilen. Dann wolle er seine Ergebnisse erneut dem Ausschuss vortragen.

 

Dessen Mitglieder erweiterten die Aufgabe für den Geschäftsführer gleich nochmal. Andre Steiniger (CDU) erneuerte nämlich den Vorschlag, weitere Flächen im Stadtgebiet auf ihre PV-Eignung zu überprüfen. Er hofft, dass sich Synergien ergeben, und die Installation vielleicht günstiger wird. Kujbida ließ auf Nachfrage dabei keinen Zweifel aufkommen, dass die Stadtwerke auch dieser Aufgabe personell gewachsen seien. Er wies aber zugleich auf das größere wirtschaftliche Risiko hin.

KOMMENTARE

1

Meiner Meinung nach ist die Stadt gut beraten, die Zahlen noch einmal genau zu hinterfragen.

Die erlösbaren 20 Cent/kWh an der Strombörse entsprechen einem Durchschnitt, der von einer 24-Stunden Lieferfähigkeit ausgeht. Da die Erträge aller Solaranlagen dem Sonnenstand folgen, ist es an sonnigen Tagen nicht ungewöhnlich, dass der Strompreis in den Mittagsstunden in den Negativbereich rutscht, weil das Angebot größer ist, als die Nachfrage. Beispiel gestern (15.06) 14:00 Uhr: minus 80 EUR je mWh.

Auch die Kosten von rd. 1.500 EUR je installierter kWp sind im Vergleich zu großen Flachdachanlagen recht hoch. Für größere Flachdachanlagen lassen sich Preise von ~1.000 EUR realisieren. Vielleicht wäre die Belegung von vorhanden Dächern günstiger

Jens Zeidler, 16.06.2024, 06:54 Uhr
2

Ein sehr interessanter Artikel. Ich bin überrascht wie unterschiedlich die Herangehensweise und Berechnung der verschiedenen Gemeinden an das Thema PV-Anlagen ist. Auch die Auslegung des Leitfaden des Kreises scheint sehr unterschiedlich zu sein. In Morsbach soll auf einer 30 Hektar großen saftigen Grünfläche ein 21MW Kraftwerk errichtet werden, welches der Gemeinde rd. € 50.000,00 im Jahr einbringen soll. Bei den möglichen Erträgen die in Ihrem Artikel genannt werden scheint mir das wohl eher eine "Milchmädchenrechnung" zu sein.

Dirk, 16.06.2024, 21:31 Uhr
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