POLITIK
Reul zu Gummersbacher Schüssen: „Messer sind irre gefährlich“
Gummersbach - Staatsanwaltschaft sieht keinen Grund, Rechtmäßigkeit der Schüsse anzuzweifeln - Innenminister spricht von Gefahren, die in Sekundenschnelle abgewogen werden mussten - FDP und AfD fordern landesweite Ausstattung mit Tasern für die Polizei.
Von Peter Notbohm
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat sich am Donnerstagnachmittag im Innenausschuss zu den Schüssen in der Gummersbacher Innenstadt geäußert. Auch von der Staatsanwaltschaft wurden weitere Details zu dem Vorfall öffentlich gemacht. Reul drückte neben dem verletzten Polizisten vor allem den beiden unbeteiligten Verletzten sein Bedauern aus. „Die Abteilungsleiterin der oberbergischen Polizei hat umgehend Kontakt zu ihnen aufgenommen und die Polizei wird sie auch weiter unterstützen“, sagte der Innenminister. Ein Passant war von einem Streifschuss getroffen worden, der ambulant versorgt wurde. Ein weiterer hatte einen Durchschuss der rechten Gesäßhälfte erlitten. Er wurde nach zwei Tagen aus dem Krankenhaus entlassen.
„Messer in der Hand sind irre gefährlich“, betonte Reul (Foto), „das kann schnell tödlich wirken, weil viele Arterien verletzt werden können!“ Er verteidigte den Schusswaffengebrauch der Polizei: „Hier mussten Risiken in Sekundenschnelle bewertet werden.“ Es sei Glück gewesen, dass der angegriffene Polizist durch das Cuttermesser des 30-jährigen Täters nur eine oberflächliche Verletzung am Nasenrücken erlitten habe. „Auch wenn unsere Polizisten gut fortgebildet sind, bleibt der Einsatz der Schusswaffe immer die Ultima ratio“, so der Innenminister.
Der Gummersbacher Mann habe Schusswunden in Leiste, Händen, beiden Oberschenkeln und im Bauch erlitten. Sein Zustand sei stabil, hieß es von einem Vertreter der Staatsanwaltschaft. Die Behörde sieht derzeit keine Bedenken im Bezug auf die Rechtmäßigkeit der Schüsse. Gegen den 30-Jährigen sei am 17. November Haftbefehl erlassen worden. Gegen ihn werde wegen räuberischen Diebstahls, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und gefährlicher Körperverletzung ermittelt.
Dabei sei der Mann kein unbeschriebenes Blatt: Seit 2017 stand er mehrfach wegen Eigentums- und Körperverletzungsdelikten, aber auch im Zusammenhang mit Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz und das Waffengesetz sowie wegen Brandstiftung vor Gericht. Erst im vergangenen Jahr war der Mann wegen eines Faustschlags gegen einen Ordnungsamtsmitarbeiter zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Auf Nachfrage der AfD betonte ein Regierungssprecher, dass es sich um einen deutschen Staatsbürger handle: „Der Vor- und Nachname lassen auch nichts anderes vermuten.“ Besonders in den sozialen Medien war dieser Fakt in den Tagen nach der Tat immer wieder angezweifelt und eine Abschiebung gefordert worden.
Gregor Golland (CDU) sicherte der Polizei die volle Unterstützung seiner Partei zu: „Ein Messerangriff ist ein Angriff auf das Leben.“ Ihn verwunderte, dass auf dem Video, auf dem das Tatgeschehen festgehalten wurde, die Forderung nach dem Einsatz eines Tasers, dem sogenannten DEIG, laut wurde. „Hier scheint in der Bevölkerung ein Irrglaube zu herrschen. Selbst wenn die Gummersbacher Polizei Taser gehabt hätte, wären sie nicht das Einsatzmittel der Wahl gewesen.“ Markus Wagner (AfD) und Marc Lürbke (FDP) forderten, dass die NRW-Polizei endlich flächendeckend mit Tasern ausgestattet werden müssen. Die Liberalen wollen für die Haushaltsverhandlungen noch einen entsprechenden Antrag stellen.
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