Oberberg – Nach der Vorstellung der Machbarkeitsstudie zum Ausbau der Oberbergischen Bahn bevorzugten die Kreistagsfraktionen bislang unterschiedliche Umsetzungsvarianten – Beim Kreisentwicklungsausschuss deutete sich eine gemeinsame Linie an.
Von Lars Weber
Weniger Verspätungen, weniger Ausfälle, mehr Verbindungen in einem kürzeren Takt: Diese Ziele verfolgt das Bündnis Oberbergische Bahn, zu dem unter anderem Kreise, Kommunen, der Nahverkehr Rheinland (NVR) und die Deutsche Bahn gehören, mit der Umstrukturierung der RB25. Mitte März wurden die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie präsentiert und jene zwei Varianten vorgestellt, die aus Sicht der Experten Sinn machen und – vor allem – potenziell förderfähig sind (OA berichtete). Immerhin wird der Ausbau der Oberbergischen Bahn im Moment auf 350 Millionen Euro geschätzt. Nach der Präsentation bezogen auch die Kreistagsfraktionen Stellung und es gab unterschiedliche Ansichten. Nun wollen sich die Politiker in dieser Frage annähern, wie die Sitzung des Kreisentwicklungsausschuss gestern zeigte.
Die zur Diskussion stehenden Varianten stellte Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer des NVR, bei der Sitzung noch einmal vor. Der Planfall 6a sieht einen 20-Minuten-S-Bahn-Takt von Köln bis nach Gummersbach vor und eine RB-Verbindung pro Stunde aus der Kreisstadt bis Lüdenscheid. Letztere ist auch Teil des Planfalls 6d. Ebenso würde die S-Bahn alle 20 Minuten Richtung Gummersbach fahren, es würde aber zusätzlich noch zwei S-Bahn-Verbindungen pro Stunde nach Marienheide geben. Der Ausbaubedarf zwischen Köln Frankfurter Straße und Dieringhausen ist laut Studie für beide Planfälle identisch. Der Unterschied liege darin, dass beim Planfall 6a der Bahnsteig in Gummersbach verlängert werden müsse, während bei einer Umsetzung von 6d je ein Wendegleis in Gummersbach und Marienheide neu gebaut und der Bahnhof in Marienheide ausgebaut werden müsse. Dr. Reinkober machte gestern nochmal deutlich, dass es sich dabei noch um keine fein ausgearbeiteten Planungen handelt. „Die beginnen jetzt erst.“
Die Variante 6a fand bei der Politik keine Unterstützung. Die SPD brachte in ihrem Antrag im März stattdessen die Variante 6b ins Spiel, die den Halt Marienheide weiter stärke, wie Fraktionsvorsitzender Ralf Wurth auf Nachfrage sagte. „Bei der Variante 6d gibt es eine Durchbindung Gummersbachs ins Westfälische, bei 6b gibt es eine Durchbindung Marienheides bis ins Westfälische.“ Die Sorge sei, dass Marienheider erst nach Gummersbach fahren müssen, um sich dann in den Zug Richtung Lüdenscheid zu setzen, der in Marienheide selbst dann nicht halte. Darüber wollen die Sozialdemokraten nochmals mit dem NVR, aber auch mit den anderen Fraktionen sprechen.
CDU und FDP/FWO/DU wiederum brachten am Montag einen Antrag ein, in dem sie die Variante 6d unterstützen. Wichtig sei auch ihnen, dass Marienheide Berücksichtigung findet. Der Planfall 6b würde drei Fahrten bis Marienheide realisieren und einen stündlichen Pendelverkehr nach Lüdenscheid. Planfall 6d dagegen einen stündlichen Pendelverkehr ab Gummersbach ohne Umstieg in Marienheide, welcher den Fraktionen deutlich sinnvoller erscheint. Nach kurzer Unterredung zwischen Vertretern von CDU, FDP/FWO/DU und SPD wurden beide Anträge, die eigentlich auf der Tagesordnung des Entwicklungsausschusses standen, erst einmal wieder heruntergenommen. Die Zeichen stehen auf Annäherung.
„Ich kann mir einen gemeinsamen Antrag mit den anderen Fraktionen vorstellen“, sagt Wurth. „Wenn nur irgend möglich, sollte der Kreistag in dieser Frage geschlossen auftreten, um die Interessen des Oberbergischen Kreises nach außen und in den Verhandlungen mit anderen Kreisen zu stärken.“ So sieht das auch Dr. Friedrich Wilke (FDP/FWO/DU). „Für das Projekt brauchen wir einen langen Atem, da wäre es gut, ein wichtiges Signal aus der Region zu geben.“ Dies zeige nicht zuletzt den Willen zur Investition. Dr. Wilke ist zuversichtlich, dass ein gemeinsamer Antrag gelingt, der die Umsetzung vorantreiben soll. „Ich sehe keine großen Differenzen zur Haltung der anderen großen Fraktionen.“ Die nächste Sitzung des Kreistags findet Donnerstag, 24. Juni, statt.
Das ist das Bündnis Oberbergische Bahn
Im Herbst 2017 hat sich das Bündnis Oberbergische Bahn gegründet, um den Ausbau der Oberbergischen Bahn über die Grenzen von Gebietskörperschaften und Parteien hinweg voranzutreiben. Dem Bündnis gehören neben dem NVR und der DB die Kommunen Engelskirchen, Gummersbach, Köln, Lohmar, Marienheide, Overath und Rösrath, die Industrie- und Handelskammer zu Köln sowie der Oberbergische Kreis, der Rhein-Sieg-Kreis und der Rheinisch-Bergische Kreis an.
KOMMENTARE
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Hoffentlich macht sich die Politik auch Gedanken um die Zeiten, die durch geschlossene Schranken aufkommen. Damit meine ich die Auswirkungen auf teilweise, jetzt schon, unschöne Wartezeiten inklusive gefährliche Rückstaus (Engelskirchen, Bahnübergang Rathaus und Steeger Str.).
Ganz abgesehen von starken Verzögerungen beim Ausrücken der Feuerwehr...
Wenn ich dann 20min-Takt lese, das könnte spaßig werden. Vorallem da, je nach Bahnbetriebsleiter, die Schranken derzeit schonmal 10 min geschlossen sind.
Das wird interessant.....
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Für uns Lüdenscheider ist es wichtig das die Durchbindung nach Köln HBF blleibt. Wir haben über 30 Jahre gewartet bis endlich eine Durchbindung besteht soll das wieder zu Ende sein ?
Ein Lüdenscheider, 08.06.2021, 20:13 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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