POLITIK
Schulsozialarbeit: Mehr Geld für weniger Einrichtungen
Oberberg – Neues Förderkonzept des Landes stellt Kreis und Kommunen vor Herausforderungen.
Von Lars Weber
Nicht mehr alle Schulen in den Kommunen werden künftig vom Förderungskonzept für Schulsozialarbeit des Landes profitieren. Das Thema hat der Kreisschulausschuss bei seiner jüngsten Sitzung aufgegriffen. Bisher leitete der Kreis die Landesfördermittel an die zuständigen Jugendämter weiter, sodass ein flächendeckendes Konzept in den Kommunen umgesetzt wurde. Neben einem festen Stundenkontingent als Ansprechperson an den jeweiligen Schulen sah das Konzept des Kreisjugendamtes zum Beispiel Zeiten für Hausbesuche, Gespräche mit dem Jugendamt und Gespräche mit Partnern des Sozialraums vor. Birgit Hähn, Bildungsdezernentin des Kreises, sagte bei der Sitzung: „Das System hat funktioniert“. Verändert werden muss es nun aufgrund der Neuausrichtung der Landesförderung zu Beginn des Jahres trotzdem.
Für den Oberbergischen Kreis bedeutet die Neuausrichtung der Landesförderung zunächst einmal mehr Geld, das in die Schulsozialarbeit fließt. Insgesamt stehe den Schulen in Trägerschaft der Kommunen rund 790.000 Euro pro Jahr für diesen Zweck zu, 200.000 Euro mehr als noch 2021. Hiervon können umgerechnet insgesamt 9,87 Stellen eingerichtet werden. Das Problem: Vorher wurden die Schulsozialarbeiter sehr flexibel eingesetzt. Nun aber sollen sie bei einer vollen Stelle an höchstens zwei Schulen eingesetzt werden, bei einer halben Stelle nur an einer Schule. Dies führt dazu, dass von dieser Förderung nicht mehr alle Einrichtungen profitieren können. „Die Kommunen haben die Qual der Wahl, welche Schulformen sie begünstigen möchten. Der Kuchen ist nicht groß“, sagte Anke Koester, Leiterin des Amts für Schule und Bildung des Kreises.
Von einer Auswirkung berichtete Helmut Rafalski (CDU) in der Diskussion. So habe sich in Waldbröl die Zahl der Schulen, die von den Sozialarbeitern aufgesucht werden, von sechs auf drei halbiert. „Wir wurden von der Förderrichtlinienänderung überrollt“, sagte Birgit Hähn weiter. Momentan werde geprüft, ob bislang eingerichtete Angebote anders weitergeführt werden können.
Allerdings haben die Änderungen nicht nur Nachteile. Und das betrifft vor allem die Schulsozialarbeiter selbst. So können sie sich nun bei einer vollen Stelle auf zwei Schulen konzentrieren beziehungsweise auf eine Schule, wenn sie eine halbe Stelle haben. Für Barbara Walter, die bei der Sitzung von ihrer Arbeit am Berufskollegstandort Wipperfürth berichtete, sei diese Fokussierung ein Entscheidungskriterium für die Stelle gewesen. Peter Rothausen, als Caritas-Direktor ein Arbeitgeber für Schulsozialarbeiter, berichtete von einer „hohen Fluktuation“ beim anderen Modell.
Die Wichtigkeit der Schulsozialarbeit unterstrich der neue Leiter des Kaufmännischen Berufskollegs Rainer Gottschlich: „Die Arbeit der Fachkräfte bedeutet eine enorme Entlastung für das gesamte Kollegium.“ Die Arbeit dürfe keinesfalls weniger werden.
Nach einem Jahr mit dem neuen Modell soll der Kreis über die gesammelten Erfahrungen im Ausschuss berichten.
Die Aufgaben der Schulsozialarbeiter
Der Bedarf für die Leistungen der Schulsozialarbeit steigt laut Kreisverwaltung seit Jahren und potenziert sich durch die Folgen von Corona derzeit nochmals zusätzlich. Aktuell besonders im Fokus: der Abbau von Bildungsbenachteiligung, die Absicherung von Freizeitangeboten in der Schule oder auch eine höhere Unterstützung und Begleitung bei der Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung der Schüler. „Schulsozialarbeit wird damit zunehmend zu einem Qualitätskriterium einer Schule.“
Schulsozialarbeiter beraten die jungen Menschen, insbesondere in schwierigen Lebenslagen, sie helfen bei Konfliktbewältigung, sie unterstützen bei Lernschwierigkeiten oder auch bei der Gestaltung des Übergangs von der Schule in den Beruf. Auch bei der Integration neuer Schüler, gerade jenen aus Kriegsgebieten, können sich die Schulsozialarbeiter einbringen.
KOMMENTARE
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
ARTIKEL TEILEN