POLITIK
Solarpark Asbachtal: Viel Raum für Diskussionen
Morsbach – Im Gertrudisheim boten AggerEnergie und RheinEnergie eine Informationsveranstaltung zum PV-Freiflächenprojekt an – Gute Resonanz und engagierter Austausch.
Von Lars Weber
Bislang ist über den geplanten dreiteiligen Solarpark Asbachtal vor allem in der Politik, im nichtöffentlichen Austausch oder privat diskutiert worden. Gestern nun hatten aber RheinEnergie und AggerEnergie als Projektverantwortliche im Rahmen der frühzeitigen öffentlichen Beteiligung ins Morsbacher Gertrudisheim geladen, um sich den Fragen der Bürgerinnen und Bürger persönlich zu stellen. Rund zwölf Fachleute aus den beiden Unternehmen und den Planungsbüros waren vor Ort, dazu mit Thomas Willmer auch einer der Chefs des Energiegenossenschaft Bergisches Land, um über die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung zu informieren. Mit dabei war natürlich auch die Verwaltung mit unter anderem Bürgermeister Jörg Bukowski und Amtsleiter Benjamin Schneider. Die Infostationen waren thematisch unterteilt. Über drei Stunden lang stand das Getrudisheim den Morsbachern offen – und das Angebot wurde rege genutzt, sowohl von den Bürgern als auch von der Politik.
Worum geht’s?
Auf drei Flächen im Asbachtal möchten AggerEnergie und RheinEnergie ein PV-Freiflächenprojekt umsetzen. Plante man anfangs noch mit 30 Hektar, ist die Fläche im Laufe der Planungen auf nun rund 20 Hektar reduziert worden. Oberhalb von Oberasbach befindet sich die größte Fläche. Rund 10,1 Hektar ist die Fläche groß. Eine weitere Fläche ist entlang der L 344 mit 4,1 Hektar angedacht, eine dritte bei Überasbach und Lichtenberg, unterhalb von Montaplast, mit 5,6 Hektar. Insgesamt sollen zirka 20 MWp installiert werden. Ausgehend von einem spezifischen Ertrag von 1.000 kWh pro installierten Kilowatt (peak) ergebe sich laut den Unternehmen ein Gesamtertrag von etwa 20.000 MWh pro Jahr. Hiermit können bilanziell rund 5.900 Haushalte versorgt werden. Durch die regenerative Stromerzeugung werden pro Jahr außerdem etwa 7.600 Tonnen CO2 eingespart.
Was gab es zu sehen im Gertrudisheim?
RheinEnergie und AggerEnergie hatten ihre Fachleute auf die verschiedenen Themenbereiche verteilt. Es gab generelle Informationen über die Solartechnik, über das Planungs- und Genehmigungsverfahren oder den Natur- und Umweltschutz. Besonders um die Visualisierungen sammelten sich die Bürger und diskutierten angeregt über die Grafiken, wie sich die Landschaft rund um die Asbacher Dörfer verändern könnte. Auch zur Standortauswahl wurde sich nochmal geäußert. Die Flächen seien besonders geeignet, da der Eigentümer der Flächen – der Landwirt Klaus Schumacher - gleichzeitig auch deren Bewirtschafter ist. „So werden keinem anderen landwirtschaftlichen Betrieb Pachtflächen für die Bewirtschaftung entzogen. Vielmehr wird der landwirtschaftliche Betrieb des Eigentümers durch die Verpachtung in seinem Fortbestand unterstützt.“
[Grafik/Visualisierung: RheinEnergie AG --- Oberhalb von Oberasbach befindet sich die größte Fläche. Eine weitere Fläche ist entlang der L 344 angedacht, eine dritte bei Überasbach und Lichtenberg (unten).]
Was sagen die Projektierer?
Auf den Aspekt der Standortauswahl ging auch Frank Röttger, Geschäftsführer der AggerEnergie, im Gespräch mit OA ein. „Es ist ein Projekt vor der Haustür“, so Röttger. „Das passte einfach.“ Die Regionalität der Projektierer sei von Vorteil für die Bürger. So sei sichergestellt, dass die Freiflächen nach Fertigstellung nicht gleich an ortsfremde Unternehmen verkauft würden. Auch zu den Themen Einspeisepunkt und Batteriespeicher äußerten sich die Verantwortlichen. Beides hängt maßgeblich am Netzbetreiber, der Westnetz. Aktuell sei der Plan, dass der Einspeisepunkt nahe Erdingen errichtet wird, also nah an der Freifläche. RheinEnergie und AggerEnergie wären damit sehr zufrieden, müssten sich da aber komplett nach dem Netzbetreiber richten. An Batteriespeichern werde überlegt. Die Gespräche mit der Westnetz stehen aber noch aus.
Was sagen Kritiker?
Die Gelegenheit, mit den Verantwortlichen und Planern direkt ins Gespräch zu kommen, nutzten auch unter anderem die Asbacher Bürger aus dem „Vorbereitungsteam“, die bereits Aktionen gegen das Projekt vor der eigenen Haustür organsiert hatten. Peter Friese aus Oberasbach erneuerte seinen Vorwurf, erst kurz vor der ersten politischen Sitzung von den Ausmaßen des Parks erfahren zu haben. Kontra gab ihm unter anderem Angelika Vogel, die Fraktionschefin der Grünen im Gemeinderat. In ihrer Erinnerung sei klar, dass es auch in den Vorgesprächen schon immer um mehr als nur die paar Hektar gegangen sei, die Friese in seiner Erinnerung gespeichert habe.
Ein weiterer Vorwurf: Die Reduzierung der Fläche von 30 auf 20 Hektar sei nur dadurch zustande gekommen, weil in ersten Planungen mit Arealen gerechnet wurde, die nicht im Besitz der Projektierer oder des heimischen Landwirts waren. Tatsächlich seien einige solcher Gebiete zunächst im Projekt drin gewesen, ein Kauf sei aber nicht zustande gekommen, so Projektleiterin Clara Ukat. Nichtsdestotrotz sei die Reduzierung nicht nur darauf zurückzuführen, sondern habe vielmehr ökologische Gründe. Außerdem sei man stärker von der Bebauung abgerückt, obwohl die Wirtschaftlichkeit des Projekts darunter gelitten habe. „Wir nehmen die Bedenken und Sorgen der Anwohner ernst“, versicherte AggerEnergie-Sprecher Peter Lenz.
[Peter Friese aus Oberasbach (li.) in der Diskussion mit Angelika Vogel, Fraktionschefin der Grünen im Gemeinderat, sowie Marvin Mikolajczak und Clara Ukat von der RheinEnergie.]
Mitglieder des „Vorbereitungsteam“ betonten nochmal, dass sie nicht generell gegen PV-Freiflächenanlagen seien, ihnen das Projekt in ihrem Tal aber schlicht zu überdimensioniert erscheine, so Norbert Schindler aus Niederasbach - zumal auch bald mit Windkrafträdern in Morsbach erneuerbare Energie produziert werde und angestrebte Ziele der Verwaltung dadurch schon erreicht würden. Da er davon ausgeht, dass ähnlich wie Projekte an Autobahnen bald auch PV-Flächen parallel zu Landstraßen zügig gebaut werden dürfen, meint Schindler. „Es können zwei Flächen gestrichen werden und Feierabend.“
Wie können Morsbacher profitieren?
Thomas Willmer von der Energiegenossenschaft Bergisches Land hatte seinen eigenen Stand im Gertrudisheim und viele positive Gespräche - "auch mit Bürgern aus dem Asbachtal". Wie schon bei anderen Projekten dieser Art von RheinEnergie und AggerEnergie ist die Energiegenossenschaft auch im Asbachtal als Partner dabei. Das heißt, dass sie auch einen geringen prozentualen Anteil der Kosten übernehmen wird. Genossenschaftsanteile gibt es ab 500 Euro. Sich nur in das Morsbacher Projekt einzukaufen, sei nicht möglich. „Das ist aber ein Vorteil.“ Denn so profitierten Mitglieder auch von den bereits laufenden elf anderen Anlagen – alle befinden sich im oberbergischen Kreis. Es bleibt also Heimatverbunden. Seit 18 Jahren gibt es die Genossenschaft. Zuletzt gab es Dividenden zwischen 2,25 und 2,75 Prozent. Für 2024, einem eher schlechteren Jahr, werde eine Dividende über 2,25 Prozent vorgeschlagen werden. Was PV-Freiflächenanlagen angeht, so habe Willmer selbst das Thema bis vor wenigen Jahren kritisch gesehen. Die Flächen sollten doch der Natur und der Landwirtschaft vorbehalten sein, so damals sein Credo. „Doch Putin hat auch bei mir zu einem Umdenken geführt“, sagte er. Das Format der Veranstaltung lobte er: „Hier wurde viel Aufklärungsarbeit geleistet“.
Weitere Informationen über die Energiegenossenschaft Bergisches Land gibt es hier.
Wie geht’s weiter?
Auch AggerEnergie und RheinEnergie zeigten sich sehr zufrieden mit dem Nachmittag. Das Format, direkt ins Gespräch zu gehen mit den Bürgern, habe sich ausgezahlt. Besonders zwischen 17 und 18 Uhr waren viele Interessierte vor Ort. Die frühzeitige öffentliche Beteiligung geht bis zum 7. Mai. In dieser Zeit können die Unterlagen für das Projekt eingesehen und Stellungnahmen abgegeben werden. Anschließend geht das Planungsverfahren in die nächste Phase. Läuft alles ohne Verzögerungen, könnte eine Baugenehmigung Anfang 2026 vorliegen, sagte Projektleiterin Clara Ukat. Innerhalb eines Jahres könnten die Anlagen dann stehen und Anfang 2027 in Betrieb gehen.
Sämtliche Informationen rund um das Projekt und die eingereichten Unterlagen in der frühzeitigen Bürgerbeteiligung gibt es auf den Seiten der RheinEnergie und hier auf der Morsbacher Homepage.
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