POLITIK
Solarpark Asbachtal soll kleiner ausfallen – aber groß bleiben
Morsbach – Rheinenergie stellte zusammen mit der AggerEnergie im Entwicklungsausschuss die aktualisierten Pläne für die Freiflächen-PV-Anlagen vor – Anwohner bleiben kritisch trotz Zugeständnissen.
Von Lars Weber
Von der Energiewende ist im Oberbergischen bislang noch wenig zu sehen. Noch gibt es weder Ansammlungen von Windrädern noch größere Solarparks. Die Betonung liegt selbstredend auf noch. Mehrere Projekte sind kreisweit aktuell in der Planung. Bereits vor einem Jahr vorgestellt wurde der Solarpark Asbachtal, der in der Gemeinde Morsbach in der Nähe der Ortschaft Oberasbach entstehen soll. Geplant wird das Projekt von der Rheinenergie hauptsächlich auf Flächen des örtlichen Landwirts Klaus Schumacher. Kooperiert wird zudem mit der AggerEnergie. Die Vorstellungen trafen bei der Bevölkerung auf Widerstand, vor allem aufgrund der Größe der drei angedachten Flächen und der Konzentration auf ein Gebiet. Bei der Sitzung des Umwelt- und Entwicklungsausschusses der Gemeinde ist gestern der aktuelle Planungsstand vorgestellt worden. Groß soll der Solarpark noch immer werden – aber einige Hektar sind im Planungsprozess bereits gestrichen worden.
Auf 30 Hektar teilten sich vor einem Jahr noch die drei Teilflächen auf: Oberhalb von Oberasbach befindet sich die größte Fläche, damals noch mit 19 Hektar im Plan. Eine weitere Fläche ist entlang der L344 mit vier Hektar angedacht, eine dritte bei Überasbach und Lichtenberg mit 6,5 Hektar. Vor allem an der größten Fläche wurde der Rotstift angesetzt, außerdem an einem Teilstück des dritten Areals. Wie Rheinenergie-Projektleiterin Clara Ukat bei der Sitzung sagte, handelt es sich dabei vor allem um Reduzierungen, die nach Begehungen mit dem Nabu veranlasst wurden. Die gestrichenen Flächen seien besonders artenreich. Ausgespart werden darüber hinaus Waldstücke und auch einzelne Bäume auf den Freiflächen.
Übrig geblieben seien so insgesamt 20 Hektar. In der Größe in etwa zu vergleichen mit 20 Fußballfeldern. Der Solarpark soll eine Leistung von 20 MWp haben, 20.000 MWh Strom im Jahr erzeugen, mit denen 5.900 Haushalte versorgt werden könnten. Ukat sprach von einer CO2-Einsparung von 7.600 Tonnen jährlich. Die Betriebsdauer des Solarparks wird mit 25 bis 30 Jahren angegeben. Abstände zwischen den Modultischen und mindestens 80 Zentimeter zum Boden sollen die Biodiversität fördern. Die Panelen selbst werden zwischen 3,2 und 3,7 Meter hoch sein. Den Anschluss an das Stromnetz habe die Westnetz bereits zugesagt. Der Abstand zur nächsten Wohnbebauung würde etwa 100 Meter betragen, so Ukat weiter.
Christian Budde und Michael Braun von der AggerEnergie betonten, dass Bürger die Möglichkeit zur finanziellen Beteiligung gegeben werden soll. Ins Gespräch brachten sie die Option einer Schwarmfinanzierung oder auch Nachrangdarlehen ebenso wie eine Beteiligung über den Genossenschaftsweg. Konkreter wurden sie aber noch nicht. Auf die Nachfrage, ob vor allem die Anwohner der Anlagen gegebenenfalls günstigeren Strom erwerben könnten, verwiesen sie auf mögliche Modelle, die aufgrund der Direkteinspeisung des erzeugten Stroms aber „nicht so einfach“ umzusetzen seien, aber geprüft würden. „Wir möchten die Bürger auf jeden Fall mitnehmen“, so Budde.
Aktuell werde die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit im Rahmen der Bauleitplanung vorbereitet. Wie Fachbereichsleiter Benjamin Schneider sagte, wurden die Pläne der Rheinenergie auch mit dem Leitfaden des Oberbergischen Kreises zur Steuerung von Photovoltaik-Freiflächenanlangen und dem Energiekonzept der Gemeinde abgeglichen – „und keine Verstöße festgestellt“. Der Umweltbericht liege in den letzten Zügen und sei so gut wie fertig.
Darin berücksichtigt ist auch die „Sichtbetroffenheit“ durch die Anlage, wie Ukat sagte. Benjamin Schneider ergänzte auf Nachfragen, dass die Sichtbeziehungen auch in der Erstellung der Bebauungsplanentwürfe Thema sind. Dabei ginge es auch um Sichtbarrieren, die beispielsweise durch Hecken oder andere Bepflanzungen errichtet werden können. Klar sei aber auch: „Natürlich wird die Anlage zu sehen sein“. Sobald die nächsten Entscheidungen anstehen, sollen aber auch Visualisierungen in die politischen Gremien eingebracht werden. Die erste Offenlage könnte schon im Januar erfolgen, je nach Eingaben und Einwendungen und dem Termin für die zweite Offenlage könnte im Sommer bis Herbst Baurecht entstehen.
Eine Visualisierungsaktion, bei der die potenziell künftigen Anwohner des Solarparks das geplante Areal auf den Feldern mit vier Meter hohen Dachlatten abgesteckt hatten, um die Ausmaße des Projekts in der besonderen Topografie zu verdeutlichen, hatte – dies war an den diversen Nachfragen der Ausschussmitglieder zu erkennen – für eine erhöhte Sensibilität gesorgt für das Vorhaben seitens der Politik.
Die Zuhörer in den gut gefüllten Reihen im Sitzungssaal bleiben aber auch nach der Reduzierung der Flächen dem Projekt kritisch gegenüber. Michael Schindler, einer der engagierten Bürger, die sich nach Bekanntwerden der Pläne zusammengetan hatten, betont dabei im Gespräch mit OA, dass sie keineswegs gegen erneuerbare Energien seien. Sie seien aber für eine bessere Balance und Verteilung der Projekte. Die aktuellen Pläne konzentrierten sich zu sehr auf ein Gebiet – und der Solarpark sei trotz der Verkleinerung von etwa zehn Hektar noch immer immens in seiner Größe auf einem vergleichsweise kleinen Gebiet.
Nach dem Vortrag im Ausschuss seien aus seiner Sicht weiter viele Fragen offen, unter anderem im Zusammenhang mit dem Energiekonzept Morsbachs oder der Zukunft der Windenergie in der Gemeinde, auf die die Aufmerksamkeit gelenkt werden solle. Die Diskussion darüber möchten die Bürger am Laufen halten.
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