POLITIK

Sondersitzung zum Kreishausneubau wird wahrscheinlicher

lw; 15.08.2025, 16:50 Uhr
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Foto/Grafik: OBK/Hascher Jehle Architektur, Berlin.
POLITIK

Sondersitzung zum Kreishausneubau wird wahrscheinlicher

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lw; 15.08.2025, 16:50 Uhr
Oberberg – SPD, Grüne und Die Linke wollen sich konstruktiv mit Mehrheitsparteien und Verwaltung austauschen und sprechen Gesprächsangebot aus – Antrag für Sondersitzung des Kreistags in der Schublade.

Von Lars Weber

 

„Die SPD im Kreistag kann jederzeit eine Sondersitzung beantragen.“ Diesen Satz äußerte Landrat Jochen Hagt Mitte Juli – und der Satz hat natürlich eine Vorgeschichte. Ende März gab es im Kreistag den Mehrheitsbeschluss für den Anbau für das Kreishaus mit Kosten über rund 93 Millionen Euro (OA berichtete) - die gesamte Zentralisierung (Kostenpunkt 143 Millionen Euro) ist zu dem Zeitpunkt bereits aufsplittet. Ein SPD-Antrag auf ein Moratorium scheiterte damals. Die Diskussionen um die hohen Kosten gingen trotz des Beschlusses weiter – durch eine von den Grünen gestartete Petition, aber auch durch SPD- und Grünen-Anträge in den politischen Gremien der Kommunen, wo unter anderem eben eine solche Sondersitzung gefordert wurde. Nur sind die Stadt- und Gemeinderäte in der Sache gar nicht zuständig. Im Gespräch blieb das riesige und aus Sicht des Kreises eben auch notwendige Invest dadurch aber trotzdem. Auch nach der Pressekonferenz, bei dem der Landrat jenen Satz tätigte. Bei diesem Termin erläuterten externe Fachleute, warum der Bau kein „Glaspalast“ sei, sondern ein zweckmäßiges Gebäude am jetzigen Standort, für das man aktuell (Stichwort: Baukostensteigerung) nunmal so viel Geld auf den Tisch legen müsse (OA berichtete).

 

Bei jenem Satz haben die SPD und natürlich auch die anderen Oppositionsfraktionen selbstredend die Ohren gespitzt. Heute hatten daher SPD, Grüne und Die Linke gemeinsam ins SPD-Büro nach Ründeroth eingeladen, den Ball aufgenommen und ihn geradewegs wieder ins andere Spielfeld geworfen. Das Ziel: konstruktive Gespräche aller demokratischen Parteien über einen Neustart der Kreishausplanungen.

 

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Die Kommentare unter der Petition, die Gespräche an den Wahlkampfständen würden alle in eine Richtung weisen, so die Grünen-Landratskandidatin Bernadette Reinery-Hausmann: „Die Menschen fragen sich, ob man den Neubau nicht auch anders, günstiger realisieren kann.“ Für sie sei klar: „Das Vorhaben ist mit den aktuellen Plänen nicht umzusetzen.“ In diesem Zusammenhang erinnert die Grüne daran, an die Finanzen der Kommunen denken zu müssen. Die Kreisumlage werde nicht stabil bleiben, wie Landrat Hagt und Kreisdirektor (sowie CDU-Landratskandidat) Klaus Grootens betonten, sondern definitiv steigen. „Der LVR hat große Probleme, die OVAG muss kernsaniert werden, das neue Straßenverkehrsamt wurde teurer.“ Die Kreisumlage werde nicht zu halten sein.

 

SPD-Landratskandidat Dr. Sven Lichtmann wirft der Kreisverwaltung vor, dass die PK mit den externen Fachleuten „Teil einer großen Verwirrkampagne“ gewesen sei. Den Experten sei die falsche Frage gestellt worden. „Richtig wäre gewesen zu fragen: Was ist ein angemessener Bau und wo kann dieser stehen?“ Denn planungstechnische Fehler habe man der Verwaltung gar nicht vorgehalten. Sie seien überzeugt, dass ein Bau an einem anderen Standort den Kreis und den Steuerzahlern günstiger käme. „Wie kann dafür ein tragfähiges Gesamtkonzept aussehen? Auch: Welche Ämter müssen berücksichtigt werden?“ Die Parteien stellen zum Beispiel infrage, ob das Jugendamt, das vom Kreis beim Umzug als Priorität eingestuft wurde – denn wirklich in Gummersbach angesiedelt werden muss.

 

[Foto: Lars Weber --- Wollen eine konstruktive Diskussion über Alternativen zu den aktuellen Plänen (v.li.): Grünen-Fraktionssprecherin Marie Brück, Die-Linke-Kreistags- und Bundestagsmitglied Jan Köstering, SPD-Fraktionssprecher und Landratskandidat Dr. Sven Lichtmann, Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Sebastian Schäfer und Grünen-Landratskandidatin Bernadette Reinery-Hausmann.]

 

Gemeinsam wollen sie jetzt eine Diskussion, die der breiten gesellschaftlichen Debatte, die gerade stattfinde, auch gerecht werde, sagt Kreistags- und Bundestagsmitglied Jan Köstering (Die Linke). „Der Kreishausneubau ist das Thema Nummer eins!“ Es gelte, keine Zeit zu verlieren, denn klar sei, dass die Mehrheitsverhältnisse nach der Kommunalwahl andere sein werden. „Die Zeit ist gekommen, alle demokratischen Parteien an einen Tisch zu holen, in einer überfraktionellen Arbeitsgruppe.“ In dieser könnten alle Verträge und Fakten nichtöffentlich auf den Tisch gepackt werden. Die Kosten für einen Neubau müssten reduziert und die Transparenz des Vorgehens den Bürgern gegenüber deutlich gesteigert werden. SPD, Grüne und Linken betonen. „Eine Zusammenarbeit mit der AfD in dieser Sache wird es nicht geben.“

 

Und wie soll es in der Vorstellung der drei Parteien nun weitergehen? Die CDU sei im Vorfeld des Pressegesprächs bereits über die Absichten informiert worden. SPD, Grüne und Die Linke möchten den aktuellen Mehrheiten (also CDU mit FDP/FWO/DU und UWG ) damit die Gelegenheit geben, selbst zu handeln und sich der Verantwortung zu stellen, die damit einhergeht, nämlich die „Sorgen der Bürger ernst zu nehmen“. Die Hoffnung sei, dass die CDU – und auch der amtierende Landrat Hagt wie auch Kreisdirektor Grootens sind damit gemeint - die entgegengestreckte Hand doch noch annimmt. Reinery-Hausmann, Dr. Lichtmann und Köstering machen dabei deutlich, nicht zum x-ten Mal über die aktuellen Pläne reden zu möchten, sondern über ernsthafte Alternativen, die auch Vertragsstrafen tolerierbar machten. Bislang undefinierte Vertragsstrafen sollten demnach nicht das Argument sein, die bisherigen Pläne nicht doch noch zu stoppen.

 

Bis zum Ende der kommenden Woche erwarten die Parteien nun eine Reaktion. Bleibt diese aus beziehungsweise wird von anderer Seite aus kein Gesprächsbedarf gesehen, werden die Grünen gegebenenfalls gemeinsam mit SPD und Die Linke einen Antrag auf eine Sondersitzung des Kreistags stellen, dem der Landrat entsprechen muss. Der Zeitrahmen ist so gewählt, dass der Termin noch vor der Kommunalwahl am 14. September liegen soll.

 

Nun hoffen SPD, Grüne und Die Linke auf Signale, explizit auch für die Zeit nach der Kommunalwahl. Eines hätten sie schon selbst gegeben, indem sich zwei konkurrierende Landratskandidaten mitten im Wahlkampf für eine gemeinsame Sache an einen Tisch setzten.

KOMMENTARE

1

Die derzeitige Politik ist grössenwahnsinnig und in nichts nachvollziehbar. Hauptsache der Bau kommt mit seinen 93 Mill. durch. Und man kann sicher sein das sich während der Bauphase noch einige Kostensteigerungen ergeben werden. Während dessen werden viele anderenowendigere Aufgaben gewollt übersehen. Ich wundere mich eh schon lange nicht mehr über das Wahlverhalten vieler Bürger welche aus innerlichemProtest und auch Hilflosigkeit Parteien wählen die uns nicht gut sind.

Michael, 15.08.2025, 17:05 Uhr
2

Man hofft immer noch, dass die Volksvertreter zur Vernunft kommen, denn in Zeiten leerer Kassen ist das Projekt völlig überzogen..

Volker, 15.08.2025, 17:45 Uhr
3

Typisch Wahkkampfgeplänkel. Wenn man sonst keine Themen hat und auch noch Zeit hat falsche Zahlen (143 Mio.) auf Plakate zudrucken, die vollkommen aus der Luft gegriffen sind...
Fakt ist, die Kreisverwaltung braucht dringend eine Zentralisierung. Die jetztigen Liegenschaften kosten nicht nur Miete, sondern sind auch energetisch fragwürdig. Durch den Neubau, und Gutachter haben die Planung genau unter die Lupe genommen (u.a. jemand der vorher kritisch gegenüber dem Vorhaben war), werden Kosten gespart. Und die Finanzierung ist auch solide. Außerdem verdienen die MitarbeiterInnen und BürgerInnen vernünftige Räumlichkeiten.

M.S., 15.08.2025, 18:30 Uhr
4

Solch ein Vorstoß 30 Tage vor der Wahl? Ein Schelm der Böses denkt…

Jetzt mal ehrlich, die Anträge in den kommunalen Räten waren reiner Wahlkampf.
Und jetzt geht es in die nächste Runde!

Rolf, 15.08.2025, 18:53 Uhr
5

Unfassbar, das solche Projekte durchgewunken werden sollen kümmert euch mal lieber um Straßen, Schulen, Kitas. Hier werden die 100 mio, die ihr sicher knacken werdet mehr benötigt. Unfassbar

Melle, 15.08.2025, 20:52 Uhr
6

Ich frage mich, wer SPD und Grüne in ihrem Wahlkampf berät. Die sinnvolle Zusammenlegung der Ämter in einem Kreishaus zum Thema zu machen und z.T. polemisch zu argumentieren, dass bringt ihnen kaum mehr Wählerstimmen. So macht man eher Wahlkampf für demokratiefeindliche Parteien und stärkt diese.

R.R., 16.08.2025, 07:45 Uhr
7

Natürlich ist Wahlkampf, und natürlich ist das Kreishaus dabei Thema Nr.1 Wie auch nicht? Die Zahlen aus der Luft gegriffen? Für wie vergesslich hält man die Wähler? Es war der BM Kandidat der CDU für Gummersbach, der 200 Mio. genannt hat, wohlgemerkt für das ganze Projekt. Und jetzt werden 93 Mio für einen ersten Teil verplant, und die früheren Ziele damit gar nicht erreicht.Die alten Gebäudeteile bleiben leer und ungenutzt stehen! Leute, redet miteinander und kommt zur Vernunft!

K.S., 16.08.2025, 09:21 Uhr
8

Die von Frau Reinery-Hausmann initiierte - sehr notwendige - Petition "Stoppt den Glaspalast" habe ich mit Überzeugung und Freude unterzeichnet. Und ich wünsche mir sehr, dass die drei Parteien BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Die Linke und SPD ihre Zusammenarbeit auf allen politischen Ebenen intensivieren. Ein fortschrittliches, an ethischen Prinzipien ausgerichtetes Deutschland ist notwendiger denn je - um wieder stolz auf Deutschland sein zu können!

Cornelia Lang, 16.08.2025, 10:48 Uhr
9

Jetzt vor Wahl noch schnell die Kosten runterlügen, damit man hinterher scheinheilig sagen kann die Kostensteigerungen haben wir wirklich nicht kommen sehen. Man schaue sich mal andere Bauvorhaben in der BRD an. Da hat sich der Endpreis oft verdreifacht und mehr.
Besser wäre Man würde die Verwaltungsstellen pauschal um 15% kürzen - dann ist auch ohne Protzbau genug Platz da!!!

Ulrich Wirtz , 16.08.2025, 11:22 Uhr
10

Danke Herrn Wirtz,
mit der Kürzung der Verwaltungsstellen erwähnen Sie einen Punkt, der nirgendwo in einer Diskussion erwähnt wird. Allerdings wäre es der erste Schritt zu prüfen, ob alle Aufgaben der Verwaltung notwendig und vor allem sinnvoll sind. Die Regulierung in jeden Winkel des Alltags ist der Hauptgrund für die zunehmend ablehnende Haltung des Bürgers gegenüber vielen Staatsorganisationen.

Gummersbacher, 16.08.2025, 18:58 Uhr
11

Hallo, auch auf die Gefahr hin das der eine oder andere den folgenden Gedanken für lustig erachtet. Wie hoch fallen die Folgekosten für die Fensterreinigung (innen und außen) pro Monat/Jahr an? Auch das ist Geld was dann an anderer Stelle fehlt. Und Leute lasst den Blödsinn es einfach auf ein Wahlkampfgetöse zu schieben, klingt im ersten Moment gut. Das sind aber die Worte derer die keine wirklichen Argumente mehr haben. Jetzt ist die Zeit der Aufmerksamkeit um diesen Irrsinn und Unverschämtheit der Geldverschwendung noch zu stoppen.

pb, 17.08.2025, 09:07 Uhr
12

Naja, Wahlkampfgetöse ist ein nicht zu vernachlässigender Punkt. Und die Argumente für den Neubau in der geplanten Form werden ja auch erwähnt. Z.B. das Gutachten zu den Kosten. Hier attestiert soagr ein ehemaliger Kritiker des Vorhabens sogar die solide Planung. Und das eine Zentralsierung der Kreisverwaltung dringend nötig ist, das bestreitet ja auch keine der Parteien. Sicher kann die Kreisverwaltung verschlankt werden und ich denke auch, dass die erste Erweiterung durchaus ausreichend ist.
Wer die Sitzungen in den Gemeindegremien verfolgt hat z.B. im Live-Stream, der konnte sich ja auch ein Bild von den Zahlen und den eingplanten Puffern machen. Scheinen leider viele hier nicht gemacht zu haben. Sogar die SPD in Marienheide konnte da nicht viel entgegensetzen...

H.W., 18.08.2025, 10:55 Uhr
13

Wer die Debatten aufmerksam verfolgt und sich intensiver mit dem Thema beschäftigt hat, weiß: Durch die geplante Finanzierung werden die kommunalen Haushalte NICHT über die Kreisumlage belastet. Dennoch vermitteln SPD, Grüne und LINKE ein anderes Bild. Offenbar setzen sie bewusst auf Irreführung, um das Thema im Wahlkampf auszuschlachten.

H. Delling, 18.08.2025, 16:31 Uhr
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