POLITIK

Stadt möchte Neustart der Theater-Diskussion

lw; 10.02.2022, 18:56 Uhr
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Grafik: EGG --- Eine sehr frühe Projektskizze für das Bergische Forum für Wissen und Kultur.
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Stadt möchte Neustart der Theater-Diskussion

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lw; 10.02.2022, 18:56 Uhr
Gummersbach – Die Stadt macht neuen Vorschlag für einen möglichen Kulturbetrieb in einem Bergischen Forum für Wissen und Kultur – Kreiskulturausschuss bekommt detailliertere Pläne für Kreisarchiv und Bibliothek präsentiert.

Von Lars Weber

 

„Vor allem ein Anliegen der Stadt Gummersbach.“ So hat gestern Kreisdirektor Klaus Grootens bei der Sitzung des Kreiskulturausschusses den Teil der Pläne für das Bergische Forum bezeichnet, der bislang am meisten in der Diskussion steht. Der bis 2018 rein städtisch geführte Theaterbetrieb wäre in einem Bergischen Forum für Wissen und Kultur rund um das ehemalige Hohenzollernbad nach bisherigen Überlegungen auch vom Kreis mitfinanziert worden – ob aber der gesamte Kreis etwas von dem kulturellen Angebot in der Kreisstadt hat, dies wurde schon öffentlich angezweifelt. So präsentierte der Kreis gestern im Ausschuss ein Auditorium als alternativen Veranstaltungsort – einen Saal mit sehr ähnlichen Funktionen wie der angedachte Theatersaal, bloß ohne kostspieligen Theaterbetrieb (OA berichtete). Und die Stadt? Sie versucht, die Diskussion neu zu starten. Ein neuer Vorschlag soll dabei helfen.

 

Bürgermeister Frank Helmenstein möchte einige Missverständnisse aus der Welt räumen, als er heute gemeinsam mit dem technischen Beigeordneten Jürgen Hefner auf eine OA-Nachfrage antwortete. Die Nutzung des großen, multifunktionalen Saals, der im Bergischen Forum einmal entstehen soll, sei von Anfang nicht nur an einen Theaterbetrieb gebunden gewesen. Es sei stattdessen immer darum gegangen, dass alle Nutzer - also Bücherei, Volkshochschulen, Archiv und auch die TH - diesen hochdigitalisierten Saal in unterschiedlichster Form nutzen sollen. "Der Saal soll das Herzstück des Forums sein."

 

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Dort könnten Messen stattfinden, Lesungen, politische Sitzungen, Konzerte, die auch gestreamt werden, Empfänge oder aber auch kulturelle Veranstaltungen wie Theater, Musiktheater oder Synfoniekonzerte, erläutert Hefner. Möglich werde dies durch eine moderne, technische Ausstattung, beispielsweise ohne feste Stuhlreihen, dafür gibt es ausfahrbare Sitzmöglichkeiten. Wie weit die Ausstattung gehe, sei später auch eine finanzielle Diskussion.

 

Für die Stadtvertreter geht es also nicht um die Frage: Theater oder Auditorium. Sondern darum, dass der Saal - wie man ihn auch immer nennen möchte - von allen Nutzern bespielt wird. Angesprochen auf das im vergangenen Jahr von der Beraterfirma Actori ins Spiel gebrachte Theaterbetriebsmodell sagt Helmenstein, dass die Stadt am Dienstag im Ältestenrat einen anderen Vorschlag vorgestellt habe. Demnach würde die stadteigene Kult-GM den Saal im Bergischen Forum mieten, anfänglich für etwa 40 Veranstaltungen jährlich für Jung und Alt. Zusätzlich zum eingekauften Programm sei auch ein Bürgertheater möglich, so Helmenstein weiter. Der Kreis hätte dadurch keine zusätzlichen Kosten. Dieses Modell würde die Stadt auch gerne den Kreisgremien vorstellen, betonte das Stadtoberhaupt. "Das Bergische Forum für Wissen und Kultur ist eine einmalige Chance, die Stadt und Kreis sich nicht entgehen lassen sollten."

 

Der Vorschlag der Stadt würde in den Kreisgremien sicherlich offene Ohren finden, was auch die Diskussion im Kulturausschuss gestern zeigte. Denn zwei Dinge wurden sehr deutlich: Einerseits empfinden viele Kreistagsmitglieder einen Theaterbetrieb in Gummersbach, der vom Kreis mitfinanziert wird, als schwer vermittelbar. Andererseits scheint das Nutzungskonzept des Saals bislang unzureichend erklärt worden zu sein.  Dr. Sonja Wegner (Grüne) sagte beispielsweise, dass das Theaterkonzept nicht so recht zu den modernen Plänen für Bibliothek und Archiv (Siehe Kasten) passe. Zudem gebe es schon genug Theaterruinen in Deutschland.

 

Zu den Problemen in der Vermittlung der Pläne passt auch, dass der Mehrheit der Ausschussmitglieder Details fehlten, um sich bereits jetzt klar positionieren zu können. Werner Becker-Blonigen, der ehemalige Wiehler Bürgermeister sitzt als sachkundiger Bürger für FPD/FWO/DU im Ausschuss, sagte dazu: „Die Stadt und der Kreis sollten ihre Interessen zusammenbringen.“

 

Eigentlich sollte der Ausschuss eine Empfehlung abgeben, für welche Variante ein Raumprogramm erstellt und daran anschließend ein Architekturwettbewerb ausgelobt wird. Die Entscheidung wurde letztlich auf Antrag der CDU-Fraktion vertagt. Der Kreis solle erstmal prüfen, ob nicht für beide Lösungen (Bergisches Forum mit Auditorium oder mit einem Theater) parallel Details ausgearbeitet werden könnten. Diese Vorgehensweise könnte sich mit der Gummersbacher Intervention erledigt haben. Das Ziel bleibt aber gleich: Das Bergische Forum soll über die Mittel der Regionale 2025 Realität werden.

 

Die Pläne für die Kreis- und Stadtbibliothek und das Kreisarchiv

 

Neben einem Auditorium bzw. einem Theater und den Volkshochschulen Oberberg und Gummersbach sollen die Kreis- und Stadtbibliothek sowie das Kreisarchiv die Säulen des Bergischen Forums für Wissen und Kultur werden. Zentraler Ansatz: Das Forum soll ein Dritter Ort werden, also eine Räumlichkeit, die von Bürgern nach ihrem Zuhause und ihrer Arbeitsstelle gerne, häufig und ohne große Barrieren wie Eintrittsgeld aufgesucht wird, um dort Zeit zu verbringen. Christian Bürgin, Leiter der Bibliothek, und Kreisarchivar Manfred Huppertz erläuterten den Ausschussmitgliedern ihre aktuellen Visionen.

 

Bürgin hofft auf eine „Bibliothek der Zukunft“. Einem Ort, in der die Zehntausenden Medien der Einrichtung wieder modern und optimal präsentiert werden und Besucher eingeladen werden, länger zu bleiben, zum Beispiel in einem angeschlossenen Café. Auch der Kinderbereich, der momentan aus allen Nähten platze, berge viel Entwicklungspotenzial. Zugleich müsse die digitale Seite unbedingt weiter an Profil gewinnen, wo bereits jetzt dran gearbeitet werde, auch im Schulterschluss mit anderen Bibliotheken im Kreis. Um das Thema Nachhaltigkeit voranzutreiben, sei beispielsweise eine Imkerei auf dem Dach denkbar.

 

Das Kreisarchiv befindet sich momentan im Hohenzollernbad unter dem ehemaligen Schwimmbecken. Von 2,9 Regalkilometern Platzvolumen seien 600 Meter dem historischen Archivgut zuzuordnen. Der Rest ist voll mit den Papieren der Ämter. Hinzu kommen noch 500 Regalmeter historisches Material, das beim Gesundheitsamt gelagert ist. „Die Nutzungsbedingungen sind sehr eingeschränkt“, so Huppertz. Genau das solle sich mit dem Bergischen Forum ändern. Das Kreisarchiv solle allen Bürgern einfach zur Verfügung stehen, von Hobbyforschern über Vereinen bis zu Schulen. Im Verbund des Forums seien auch Kooperationen mit der VHS denkbar. Gleichzeitig stehe die weitere Digitalisierung des Archivs auf dem Programm. 

 

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KOMMENTARE

1

Ganz ehrlich: es ist doch egal, wer bezahlt, die Stadt und/oder der Kreis. Am Ende zahlen es die Bürger. Und sowohl Kreis als auch Stadt Gummersbach sind meines Erachtens sehr stark im Geld ausgeben. Da sehe ich sehr wenig Willen zu Einsparungen. Wie wäre es mit einer Bürgerbefragung? Das wäre interessant und demokratisch. Die Politik ist ja leider zumeist etwas verblendet und meint dabei noch sie würde etwas Gutes tun.
Mal ganz davon abgesehen, dass es auch architektonisch traurig aussehen würde und man den Rest vom Bad auch gleich abreißen könnte, da es eh nicht mehr zu sehen ist.

Steuerzahler, 11.02.2022, 09:02 Uhr
2

"Einerseits empfinden viele Kreistagsmitglieder einen Theaterbetrieb in Gummersbach, der vom Kreis mitfinanziert wird, als schwer vermittelbar." Warum? Das Theater hat kreisweit Besucher angezogen, nicht nur aus Gummersbach. Dass Gummersbach die Finanzierung früher alleine stemmen musste, war ein konzeptioneller Konstruktionsfehler, der die Stadt letztlich finanziell überfordert hat und der daher nicht wiederholt werden darf.

Frank-Michael Rommert, 11.02.2022, 09:06 Uhr
3

Was ist eigentlich mit dem alten Stadt-Theater in GM los, seit der Schließung in 2018?
Wird da eine bauliche Nutzungsänderung bereits konkret umgesetzt, oder "gammelt" der Bau einfach so nutzlos vor sich hin?

Swen Hertling, 11.02.2022, 09:45 Uhr
4

Wir brauchen und wollen kein Theater in Gummersbach. Wir haben hier ganz andere Aufgaben vor der Brust. Das die Schulen vernüftigt ausgerüstet werden.
Wohnungen für die alte Bevölkerung. Internetausbau.

Uwe Märtens, 11.02.2022, 11:20 Uhr
5

Es kann einfach nicht sein, dass Millionen von Steuergeldern für eine Investition verausgabt werden, nur weil die Regionale 2025 einen Zuschuss gibt. Es bleiben Steuergelder, die alle Bürger aufbringen müssen! Und es kann auch nicht sein, dass die Bürger Oberbergs, seien es Gummersbacher oder Bürger anderer Kommunen, jährlich über ihre Grundsteuern einen Betriebszuschuss von 1,3 Millionen Euro zahlen. Ich gehe heute schon eine Wette ein, dass es in paar Jahren, 2 Mio. Euro und mehr sein werden. Träumende Politiker, werdet wach!!!

Oberberger, 14.02.2022, 13:48 Uhr
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