Nümbrecht – Haushaltsentwurf für das kommende Jahr eingebracht – Grundsteuer B macht großen Sprung.
Von Lars Weber
Aufgrund eines erheblichen Einbruchs bei den Gewerbesteuereinnahmen um mehr als sieben Millionen Euro musste der Nümbrechter Rat erst Ende August den Haushalt für das aktuelle Jahr ein zweites Mal beschließen. Die Kommunalaufsicht konnte dem ursprünglichen Zahlenwerk schlicht kein grünes Licht geben. Die Zahlen und Probleme im finanziellen Bereich sind den Ratsmitgliedern also noch sehr präsent gewesen, als Kämmerer Reiner Mast am Dienstagabend bei der Sitzung im Rathaus den Entwurf für das kommende Jahr eingebracht hat. Auch Steuererhöhungen waren vor wenigen Wochen schon Thema gewesen. Sie fallen im Bereich der Grundsteuer B aber noch schneller noch höher aus als damals gedacht.
Das Ziel, das Verwaltung und Rat im Auge haben, ist klar umrissen: Im Rahmen des Haushaltssicherungskonzepts muss die Gemeinde bis 2031 genug Gewinne erwirtschaften, um wieder Eigenkapital zu kreieren. Immerhin mit einer guten Nachricht konnte Mast diesbezüglich seinen Vortrag starten. 2022 wird die Gemeinde voraussichtlich einen Gewinn von rund fünf Millionen Euro machen, etwas mehr als drei Millionen mehr als eingeplant. Dieses Plus wird aber von drei Millionen Euro Defizit im laufenden Jahr schon wieder aufgefressen. Wobei Mast und Bürgermeister Redenius noch zuversichtlich waren, dass das Jahresergebnis 2023 doch noch etwas besser ausfallen könnte am Ende.
Verbessern wird sich die Ausgangslage für die Gemeindefinanzen aber auch die kommenden Jahre nicht. Das liegt unter anderem an der Tarifsteigerung im öffentlichen Dienst (von 2024 bis 2027 Mehrausgaben von fast 2,5 Millionen Euro), höheren Kreis- und Gewerbesteuerumlagen (mehr als eine Million Euro mehr) oder auch an den Zinsaufwendungen für die Liquiditätskredite, die jährlich mit 800.000 Euro zubuche schlagen. Und auch bis 2031 veränderten sich diese Zahlen nach jetzigem Stand nicht zum Guten.
Für 2024 steht im Plan ein Defizit von 1,46 Millionen Euro. Das bedeutet, die Gemeinde muss zwingend in den Jahren danach ausgeglichene Jahresergebnisse im Plan vorweisen können, damit die Kommunalaufsicht dem aktuellen Zahlenwerk zustimmt. Dafür muss nun noch schneller an der Steuerschraube gedreht werden als noch im August gedacht. So sollte die Grundsteuer B eigentlich in zwei Schritten bis 2025 von jetzt 495 auf 675 v.H. angehoben werden. Nun soll dieser Schritt umgehend zum neuen Jahr erfolgen. 2025 soll dann trotzdem die nächste Erhöhung folgen: auf 750. Die Gewerbesteuer steigt einmalig 2024 um elf Punkte auf 510 v.H. „Nur so wird der Haushalt genehmigungsfähig sein“, so Mast.
Erträge: 50,5 Millionen
Aufwendungen: 51,96 Millionen
Plan-Defizit: -1,46 Millionen
Investitionen: 19,2 Millionen
Kreditaufnahme: 9,9 Millionen
Grundsteuer A: 329 v.H. (Vorjahr 326)
Grundsteuer B: 675 v.H. (Vorjahr 495)
Gewerbesteuer: 510 v.H. (Vorjahr 499)
Kreisumlage: 17,7 Millionen
Schlüsselzuweisungen: 5,79 Millionen
In den vergangenen fünf Jahren habe man es geschafft, diese Schritte abzuwenden, so Redenius. Das Plus von 180 Prozentpunkten in einem Jahr versuchte er zu erklären. 100 Prozentpunkte stünden im Haushalt dabei für etwa 550.000 Euro. Aufgrund von 54 Prozent mehr Antragstellern für Wohngeld benötige die Verwaltung mehr Personal, ebenso wie für die Anträge beim Thema Asyl oder Sozialhilfe, bei den OGS-Beiträgen oder im Gebäudemanagement. Das Stellenplus koste die Gemeinde im nächsten Jahr rund 370.000 Euro. Dazu kommt eine halbe Million Euro an gestiegenen Personalkosten aufgrund der Tarifsteigerung. Die notwendigen Erweiterungen der Grundschule und des Offenen Ganztags in Nümbrecht sind 2024 mit 144.000 Euro eingeplant. Dazu kommen noch die Zinsen für die Schulden. Redenius zitierte dabei Gummersbachs Kämmerer Raoul Halding-Hoppenheit, der die Schulden als Spiegelbild der Unterfinanzierung der Kommunen bezeichnet hatte. „Was nicht vom Bund kommt, müssen wir mit Krediten decken“, sagte Redenius.
Tatsächlich wäre die Gemeinde im aktuellen Zahlenwerk noch immer nicht bis 2031 in der Lage, das notwendige Eigenkapital zu bilden. Mast hofft aber, dass dies bis zur Verabschiedung am 12. Dezember noch der Fall sein wird. Möglich machen sollen dies frische Orientierungszahlen, die noch nicht in den Plan einfließen konnten oder auch die Einplanung der Schulpauschale (rund 600.000 Euro), die ertragswirksam aufgelöst werden könnte.
Bei allen Problemen: „Wir müssen weiter in die Infrastruktur investieren“, machte Redenius deutlich. So wird weiter am Schulcampus gebaut werden (3,8 Millionen Euro in 2024). Neu im Haushalt ist der Anbau für die Grundschule Nümbrecht (insgesamt 8,7 Millionen Euro in 2024 und 2025). Angebaut werden muss auch bei der Grundschule in Gaderoth (insgesamt 2,2 Millionen Euro). Hinzu kommen wichtige Investitionen in die „Sicherheit der Nümbrechter“, so der Bürgermeister. In Nümbrecht und Marienberghausen werden die Feuerwehrhäuser neu gemacht, neue Fahrzeuge werden ebenso benötigt. Allein in 2024 kommen mehr als neun Millionen Euro auf die Gemeinde zu. Fördermittel gibt es dafür nicht.
Aus dem Rat
Der Rat der Gemeinde Nümbrecht hat die Aufgabenübertragung im Bereich der Abfallwirtschaft auf den Bergischen Abfallwirtschaftsverband zum 1. Januar 2024 mehrheitlich beschlossen (OA berichtete). Dagegen stimmte die WGHL. Die neue Gebührensatzung wird von der BAV-Verbandsversammlung bei der kommenden Sitzung beschlossen werden. Für einen Regelhaushalt wird es voraussichtlich etwa fünf Prozent teurer. Kämmerer Mast machte jedoch deutlich, dass Steigerungen auch ohne die Übertragung auf den BAV auf die Bürger zugekommen wären.
KOMMENTARE
1
Wenn wir Bürger der Gemeinde wenigstens etwas davon hätten…
Straßen in den Aussenorten sind miserabel aber ein Millionenschwerer Schulcampus für , sagen wir mal, Zugezogene und Schüler aus ortsfremden Kommunen. Wer versteht das? Und um noch mehr Grundsteuer B zu generieren, fällt den Vertretern der Gemeinde nichts besseres ein, als immer mehr haessliche neue Baugebiete ohne passende Infrastruktur zu planen!
Es k…. einen an, wenn man liest wohin das hart erarbeitete Geld fließt.
Aber das Problem mit Wohngeldbeziehern und Asylanten haben ja auch andere Kommunen.
Na ja, solange es noch genug [...] Bürger gibt die nur geben anstatt zu nehmen! Wie lange noch?
Das kann sich auch der Bürger bald nicht mehr leisten.
2
100% Zustimmung [...]
Oberberger Buerger, 02.11.2023, 16:07 Uhr3
Ja, Hauptsache wir investieren in unser Lieblingskind von unserem Bürgermeister ( Schulcampus - alleine dieser Name ist schon eine Farce -) und lassen die Bürger die Zeche zahlen. Sollten mal die Arbeiter streiken und 180 % mehr Lohn verlangen, damit diese unverschämte Erhöhung der Grundsteuer abgedeckt werden kann. Ebenso die Rentner, die keine Möglichkeit zum streiken haben und deren Erhöhung nicht mal die Inflationsrate abdeckt. Dann wundert man sich, dass bestimmte Parteien immer mehr Zuwachs bekommen. Unsere gewählten Politiker sollten sich mal überlegen warum es solche Unzufriedenheit in der Bevölkerung gibt. Nümbrechter Bürger hat es mal wieder richtig auf den Punkt gebracht.
Noch ein Nümbrechter Bürger, 02.11.2023, 17:02 Uhr4
Das war leider abzusehen. Andere Städte und Gemeinden werden nachziehen.
Scheiße fällt nach unten.
Und da sitzen die Bürger der Kommunen, die die Zeche zahlen müssen. Lasst euch endlich mal was anderes einfallen, als die Grundsteuer zu erhöhen. Dieses Bediensystem gehört auf den Prüfstand.
5
@Nuembrechter Buerger haben Sie sich eigentlich mal eingehend mit Kommunalpolitik beschäftigt? Dann müssten Sie wissen, dass der Nümbrechter Rat diese Entscheidungen aus sachlichen Zwängen trifft und nicht freiwillig. Infrastruktur muss erneuert werden, sonst verfällt sie. Ihr Nümbrechter jammert auf recht hohem Niveau. Anderen Gemeinden geht es bedeutend schlechter. Seid lieber froh, diesen Rat, diesen Bürgermeister und diese Verwaltung zu haben. Suchen Sie die Verantwortung lieber beim Bund, der die Probleme nach unten weiterreicht, ohne die finanziellen Mittel mitzuliefern.
Ein ehem. Nümbrechter, 03.11.2023, 06:37 Uhr6
Nümbrecht hat die letzten Jahre so einiges verschlafen! Man sehe sich nur die Situation der Kindergärten an wo Kinder die einen Rechtsanspruch auf einen Platz haben keinen bekommen. Jetzt die Grundsteuer B zu erhöhen fällt wieder auf den kleinen Bürger zurück der sowieso Momentan schauen muss das er seine Kosten decken kann. Vielleicht sollten Projekte (Baugebiete, nicht notwendige Öffentliche Gebäude etc. ) mal überdacht werden und der Fokus auf das dringende und wichtige gelegt werden.
Nümbrechter Buerger 2, 03.11.2023, 07:47 Uhr7
Ich habe beobachtet das die Strassen in Nümbrecht mind. 3x neu gepflastert wurden. Wir sollen jetzt alles tragen was Merkel eingeführt hat. Geht über 40 Jahre hart arbeiten damit der Schuldenberg bei anderen weniger wird, weil das mitgetragen werden soll. Wie lang soll sowas noch gutgehen. Ich werde jetzt auch Wohngeld beantragen, das ist einfach nicht mehr zu schaffen die Kosten aufzubringen. Als Kranker Mensch lebenslang gearbeitet und wird man noch ausgesagt.
Aber die Reichen werden immer reicher. Dem kleinen Mann zieht man alles aus. Den Krieg muss man finanzieren die Flüchtlinge muss man finanzieren usw. Dafür bin ich mein Lebenlang Arbeiten gegangen. Dann nimmt dir der Staat wieder alles ab. Wo ist da die Gerechtigkeit?
8
Ich finde es schade, das hier einige nicht den Mut haben ihren richtigen Namen unter ihren Kommentar schreiben, wenn ich mich schon zu ewas äu?ERE DANN MUSSICH AUCH DAZU STEHEN:
, 03.11.2023, 14:06 Uhr9
Eine Frage zwischen den Zeilen: Bauen die Nümbrechter jetzt eine kleine oder große Flüchtlingsunterkunft oder nicht? Gummersbach scheint sich ja dagegen zu wehren. Sieht man das in Nümbrecht anders? Müssen dafür auch die Bürger:innen bezahlen oder geht Scholz als Einladender für die Gäste in Vorleistung?
H. Schmidt, 03.11.2023, 17:08 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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