POLITIK

Vierkampf um Holberg-Nachfolge

lw; 31.08.2020, 17:00 Uhr
Fotos: Gregor Bestgen, privat, Gregor Bestgen, Christian Sasse.
POLITIK

Vierkampf um Holberg-Nachfolge

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lw; 31.08.2020, 17:00 Uhr
Bergneustadt – OA stellt die Bürgermeisterkandidaten vor und sprach mit ihnen über ihre Ziele sowie die Stärken der Kommune.

Von Lars Weber

 

OA stellt die Bürgermeisterkandidaten in Bergneustadt in einem Kurzportrait vor und sprach mit ihnen über ihre politischen Ziele der kommenden fünf Jahre, die Stärken der Kommune sowie ihre persönliche Motivation zur Kandidatur.

 

Matthias Thul (CDU)

 

„Die Stadtentwicklung wird maßgeblich und prägend sein“, sagt Thul über ein Thema der kommenden Jahre. Dazu gehöre der Hackenberg, auf dem unter anderem noch drei Hochhäuser abgerissen werden. Aber auch das Zentrum und die Altstadt entwickelten sich weiter. Im Blickpunkt liege auch die Frage nach der Senkung der Grundsteuer und der Möglichkeit, im städtischen Haushalt Mehreinnahmen zu generieren. „Die Aufgabe des neuen Rates wird es sein, hart und kreativ an den Finanzthemen zu arbeiten“, sagt Thul. Nicht zuletzt würden Klimaschutz und Mobilität noch stärker in den Fokus rücken. „Wie schaffen wir es, den ÖPNV aufzuwerten und gleichzeitig Individualverkehr von der Straße zu bekommen? Hiermit wird Rat und Verwaltung deutlich stärker beschäftigt sein als bislang.“

 

Das bürgerschaftliche Engagement in Vereinen und Einzelinitiativen sei einzigartig, sagt Thul über die Stärken der Stadt. „Diese Ressource ist zu bewahren und zu fördern: Ehrenamt funktioniert in Bergneustadt.“ Vielfältig aufgestellt seien auch die Gewerbetreibenden vor Ort. „Sie hängen nicht am Tropf einiger weniger Branchen. Das wird in Zukunft wichtig sein, da eine breite Streuung das Risiko von Gewerbesteuereinbrüchen senkt.“ Darüber hinaus habe das „vergleichsweise kleine Bergneustadt“ vergleichsweise große Flächen, die entwickelt werden können. Gewerbegebiete am Dreiort und am Schlöten (II) könnten innerhalb der nächsten fünf Jahre entwickelt und auf den Markt gebracht werden. Gepaart mit der Autobahnanbindung bestehe eine realistische Chance neue, gute Arbeitgeber anzusiedeln.

 

Über seinen Vorgänger möchte er nicht urteilen. „Das finde ich unanständig." Er werde sicherlich einige Dinge anders machen, zum Beispiel digitale, also papierlose, Ratsarbeit und eine neue Bürgerbeteiligung. „Nach zwei Jahren als Allgemeiner Vertreter habe ich die Mannschaft im Rathaus kennengelernt und mich hier gut eingefunden“, sagt Thul weiter. "Etwas in dieser Stadt zu verändern, zu verbessern, das ist meine Motivation." Die Projekte, die er bereits kennt und mit entwickelt habe, möchte er als Bürgermeister umsetzen.

 

Steckbrief

 

Alter: 40

 

Familienstand: Verheiratet, 2 Kinder

 

Wohnort: Gummersbach-Hardt

 

Beruf: Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters in Bergneustadt

 

Bisheriger politischer Werdegang: CDU-Mitglied seit 1997, u.a. Vorstandsmitglied in JU und CDU Oberberg, Mitglied Stadtrat Gummersbach (2014-18)

 

Vereinszugehörigkeit: TV Wiedenest-Pernze, Förderkreis Kinder, Kunst & Kultur, Sport- und Förderverein Freibad Bergneustadt

 

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Thomas Stamm (SPD)

 

Die Grundsteuer B steht für Thomas Stamm weit oben auf seiner Agenda. „Wir müssen da auf ein erträgliches Maß kommen.“ Die Bürger würden einfach zu stark belastet. Zumal die hohe Grundsteuer B seiner Einschätzung nach nicht konform ist mit der Verfassung. Weiter müsse auch Bergneustadt eine Antwort auf die Fragen des Klimawandels finden. Der Umschwung von fossiler zu regenerativer Energie sei eine „historische Chance“, um auch neue Unternehmen nach Bergneustadt zu holen. Dies gehe Hand in Hand mit dem Thema Wirtschaftsförderung. Ganz wichtig laut Stamm: Die Realisierung des Gewerbegebiets Schlöten II, um dort neuen, aber auch bestehenden Unternehmen Raum zur Entfaltung bieten zu können.

 

Große Stärken Bergneustadts sind laut Stamm die Schulinfrastruktur und die Kindertagesstätten. „Da ist ein gutes Angebot geschaffen worden, das Bergneustadt für Familien interessant macht.“ Auf der Liste steht auch der Stärkungspakt, durch den die Stadtfinanzen in eine richtige Richtung gelenkt worden seien. „Corona hat uns zwar zurückgeworfen, aber wir müssen weiter gemeinsam daran arbeiten, aus dem Korsett herauszukommen“, so Stamm. Eine weitere Stärke ist aus seiner Sicht das bereits angesprochene Gewerbegebiet Schlöten II. „Die Entwicklung wurde in der Vergangenheit versäumt.“ Nun biete es aber große Chancen für die Zukunft.

 

Stamm möchte sich nicht mit Wilfried Holberg vergleichen. „Ich möchte einen eigenen Ansatz verfolgen.“ Wirtschaftlich müssten die „Pflöcke jetzt eingeschlagen“ werden, um den Umbruch auf den Weg zu bringen. Dabei würden ihm seine breit gefächerten Erfahrungen in Führungspositionen großer Unternehmen im Banken- aber auch im Tourismussektor nützlich sein. Für die Verwaltungstätigkeit bringe er durch seine juristische Ausbildung alles mit.

 

Steckbrief

 

Alter: 60

 

Familienstand: Verheiratet, Vater von zwei Töchtern

 

Wohnort: Bergneustadt

 

Beruf: Rechtswalt und Unternehmer

 

Bisheriger politischer Werdegang: Mitglied im Stadtrat für SPD seit 2009, Fraktionsvorsitzender seit 2014

 

Vereinszugehörigkeit: Verein für soziale Dienste, Schützenverein Bergneustadt – Altstadt-Kompanie, Kolpingwerk Deutschland, Trans-Ocean - Verein und Netzwerk für Hochseesegler

 

 

Wolfgang Lenz (FDP)

 

Ein Thema, was Lenz in seinem Beruf jeden Tag erlebt, ist die Suche nach bezahlbarem Wohnraum. „Die Wohnungen, die in der neuen Mitte entstehen, werden für viele nicht erschwinglich sein.“ Mithilfe eines Baulückenkatasters, den Grundstücksbesitzern und einer Zusammenarbeit mit der GeWoSie möchte Lenz Abhilfe schaffen. Auch ihn treibt das Thema Grundsteuer B um. Diese müsse runter. „Für die Bürger ist sie eine Belastung und sie macht die Stadt auch unattraktiv.“ Für ihn ist die Rechnung einfach: Sinkt die Steuer und gibt es mehr bezahlbaren Wohnraum, werde Bergneustadt schnell wachsen. Zudem möchte Lenz die Stadtentwicklung vorantreiben, sei es auf dem Hackenberg, in der Altstadt oder Projekte wie der Jägerhof. Bei den notwendigen Fördermitteln dafür müsse die Stadt dranbleiben.

 

„Die Bürger unserer Stadt sind unser größtes Plus“, sagt Lenz. Sie würden nicht nur die hohe Grundsteuer B seit Jahren ertragen. Sie seien auch noch in mehr als 90 Vereinen engagiert. „Das macht Bergneustadt aus.“ Eine gute Investition sei das Geld in die Schullandschaft gewesen, die sich sehen lassen könne.  Und auch das Gewerbe in Bergneustadt sieht Lenz gut aufgestellt, das gelte für die mittelständische Industrie ebenso wie für den Einzelhandel. In diesem Zusammenhang gelte es, die Entwicklung der geplanten Gewerbegebiete, allen voran Schlöten II, voranzutreiben. „Das müssen wir über die Bühne bringen.“

 

In den 16 Jahren, die er im Stadtrat sitzt, habe er viel gesehen und gelernt. Nach drei Verwaltungsbeamten an der Spitze der Stadt sei es Zeit für eine Veränderung. Dabei glaubt Lenz, dass vor allem die Kommunikation zu den Bürgern, aber auch zwischen Verwaltung und Rat bei ihm besser laufen würde. Den ehemaligen Bürgermeister Gerhard Halbe nimmt er von dieser Aussage aus. „Meine 39 Jahre Erfahrung in der Wirtschaft wird mir auch bei der Personalführung helfen.“ Er meint, dass es einige Abgänge in der Verwaltung unter ihm nicht gegeben hätte. „Ich möchte ein bürgerlicher Bürgermeister sein.“

 

Steckbrief

 

Alter: 55

 

Familienstand: Ledig, in fester Partnerschaft

 

Wohnort: Bergneustadt

 

Beruf: Betriebsleiter in einem mittelständischen Innenausbaubetrieb in Langenfeld

 

Bisheriger politischer Werdegang: Mitglied im Stadtrat für FDP seit 2004, Mitglied im Sozialausschuss des Oberbergischen Kreises (eine Legislaturperiode)

 

Vereinszugehörigkeit: u.a. SSV Bergneustadt, Verein für Kinder, Kunst & Kultur

 

 

Jens-Holger Pütz (UWG)

 

Egal, ob Mietern oder Eigentümern, die „unerträgliche“ Grundsteuer B drücke allen Menschen aufs Portemonnaie, sagt Pütz. Deshalb müsse alles getan werden, um sie zu senken. Ein anderes wichtiges Thema für ihn ist die Lebensmittelversorgung in Henneweide, wo der Lebensmitteldiscounter seinen Rückzug angekündigt hat. „Dort im Umkreis leben rund 5.000 Einwohner, davon viele ältere Menschen, für die ist eine Einkaufsmöglichkeit so nah wie möglich sehr wichtig.“ Entscheidend für die weitere Entwicklung der Stadt sei auch die Anbindung aller Orte ans schnelle Internet, zum Beispiel Pernze, Niederrengse, Belmicke oder Othetal. Dies sei nicht nur für die Bürger wichtig, sondern auch für das Gewerbe. „Da müssen wir dranbleiben.“

 

Einen großen Vorteil für Bergneustadt sieht Pütz in der Nähe zur Autobahn, sowohl für die Bürger als auch für die Wirtschaft. „Das haben viele andere Städte nicht.“ Damit Hand in Hand gehe eine starke Infrastruktur, die nicht zu ländlich geprägt ist. Gute Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, alles sei vorhanden. Noch weiter ausbaufähig seien die jetzt schon attraktiven touristischen Anziehungspunkte der Stadt, gerade die Altstadt und die Wanderwege. „Das ist schon eine tolle Sache.“

 

Bis auf vier Jahre kurz nach seiner Geburt, die er mit seinen Eltern in Kanada war, hat Pütz sein ganzes Leben in Bergneustadt verbracht. „Mir liegt die Stadt nicht nur am Herzen, sondern ich habe sie im Herzen.“ Er wolle ihr etwas zurückgeben, sie weiterbringen. Verbesserungspotenzial sieht Pütz auf kommunikativer Ebene, er möchte zum Beispiel die Bürgersprechstunde wieder einführen. Um einen weiteren Fall wie bei der Wiedeneststraße zu verhindern, möchte er zudem Verwaltungsabläufe verbessern und Kontrollmechanismen, auch technischer Art, einbauen.

 

Steckbrief

 

Alter: 56

 

Familienstand: Verheiratet, vier Kinder, ein Enkelkind

 

Wohnort: Bergneustadt

 

Beruf: Selbstständiger Kaufmann im Bereich Finanzierung von Einfamilienhäusern und Gewerbe

 

Bisheriger politischer Werdegang: Zwölf Jahre Vorstand Junge Union, seit 1991 im Stadtrat, erst für CDU, ab 1999 für UWG, Kreistagserfahrung

 

Vereinszugehörigkeit: u.a. Vorsitzender des Schützenvereins Bergneustadt 1353

 

 

 

Der Rat in Bergneustadt nach der Wahl vom 25. Mai 2014:

Der Rat der Stadt Bergneustadt hat 32 Mitglieder und folgende Sitzverteilung

  • CDU: 15 Sitze
  • SPD: 11 Sitze
  • UWG: 2 Sitze
  • Bündnis 90/Die Grünen: 2 Sitze
  • FDP: 2 Sitze

 

Zur Wahl am 13. September treten folgende Parteien an:

  • CDU
  • SPD
  • UWG
  • Bündnis 90/Die Grünen
  • FDP
  • Freie Wählergemeinschaft Bergneustadt (FWGB)

KOMMENTARE

1

Egal wer es wird , die Scherben der letzten 6 Jahre aufzukehren und das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen wird ein hartes Stück Arbeit .

, 01.09.2020, 10:58 Uhr
2

Tausche Not gegen Elend !!!!!

A. Ausmeier, 02.09.2020, 05:37 Uhr
3

Wichtig erscheint mir , dass der neue Bürgermeister Fuhrungskompetenz besitzt , was dem Vorgänger abgegangen ist .

, 02.09.2020, 07:43 Uhr
4

OA berichtete am 01.09.2020 über fehlerhafte Stimmzettel zur Kommunalwahl in Bergneustadt, wobei der amtierende Bürgermeister Herr Holberg als örtlicher Wahlleiter die Vernatwortung hierfür trägt. Nun lässt der Bürgermeisterkandidat der UWG (Jens-Holger Pütz) Wahlwerbeflyer verteilen, in den sich ebenfalls "der Fehlerteufel" eingeschlichen hat. Auch hier ist das keine große Sache, aber es zeigt, dass ein Wahlbewerber für das Bürgermeisteramt es nicht schafft seinen eigenen Wahlwerbeflyer ohne Fehler zu veröffentlichen. Ist dieser Kandidat geeignet das anspruchsvolle Amt eines Bürgermeisters auszufüllen?

Michael K., 07.09.2020, 11:01 Uhr
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