POLITIK

Was wird aus dem ehemaligen Petz-Gelände?

lw; 21.02.2023, 11:44 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Mitten in der Stadt und damit für Investoren interessant liegt das ehemalige Petz-Areal.
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Was wird aus dem ehemaligen Petz-Gelände?

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lw; 21.02.2023, 11:44 Uhr
Waldbröl – Seit mehr als 15 Jahren stehen die Gebäude leer – Politik und Verwaltung haben Arbeitskreis gegründet.

Von Lars Weber

 

Es sind vor allem die Erinnerungen vieler Waldbröler, die diesen Ort mitten im Stadtzentrum heute noch besonders machen. Der Petz an der Oststraße gehörte für die Bürger in der Marktstadt über viele Jahre zum Alltag dazu. Dort wurden die täglichen Einkäufe erledigt, dort traf man sich, um sich über das Neueste aus der Nachbarschaft auszutauschen. 2001 war damit Schluss, den Rewe-Markt zog es an die Gerberstraße, das alte Gebäude wurde ausgeräumt. Die benachbarte Böker-Villa (samt Gerberei und Kofferfabrik), die immerhin seit mindestens rund 100 Jahren an Ort und Stelle steht, ereilte ein ähnliches Schicksal. Sie steht seit 2006 leer, zuletzt war dort das Amt für Agrarordnung untergebracht. Die Stadt Waldbröl kaufte das rund 3.900 Quadratmeter große Gelände samt Gebäude 2016. Seitdem wird über die Frage diskutiert: Was soll dort künftig passieren? Nun möchte Bürgermeisterin Larissa Weber, die selbst früher häufig im dortigen Petz einkaufen war, wieder Bewegung in die Sache bringen.

 

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Viel passiert im Inneren der Gebäude ist in den vergangenen rund zwei Jahrzehnten nicht mehr, sodass die Spuren der Vergangenheit allgegenwärtig sind. Die schweren Kühltüren des alten Petz, der Bereich, wo früher die Fleischtheke zu finden war, alte Kalender an den Wänden der verwaisten Büros oder auch diverse Einrichtungsgegenstände unter dem Dach der Böker-Villa, wo einst die Bediensteten auf engem Raum lebten. Angeranzte Matratzen, Kleidungsstücke und längst abgelaufene Lebensmittel in einem Raum zeugen wiederum davon, dass die Villa zumindest für eine gewisse Zeit als Unterschlupf genutzt wurde.

 

[Der Platz, wo einst die Fleischtheke aufzufinden war, ist noch gut zu erkennen (oben). In der Haupthalle lagert das Sozialamt Möbel.]

 

Andere Teile sehen ziemlich ramponiert aus, was allerdings auch einem guten Zweck dient. THW und Feuerwehr haben in manchen Räumen Übungen durchgeführt und dabei auch eine Wand eingerissen. Ganz ohne Zweck ist auch die Haupthalle des ehemaligen Geschäfts nicht: Dort ist das Möbellager des Sozialamts untergebracht, weshalb die Stadt nicht umhin kommt, ab und an am Dach des Markts kleinere Undichtigkeiten auszubessern, wie Christoph Peikert vom Gebäudemanagement des Fachbereichs Bauen bei der Stadt sagt.

 

Nach dem Kauf des Areals 2016 wollte die Stadt, damals saß Peter Koester noch im Rathaussessel, eigentlich schnell Nägel mit Köpfen machen. Die Gebäude standen schließlich schon zu diesem Zeitpunkt lange genug leer und waren dem Verfall preisgegeben. 2017 gab es eine Ausschreibung, in der das „Grundstück mit Entwicklungspotenzial“ angepriesen wurde. Parallel dazu versuchte die Stadt allerdings auch, beim Merkur-Areal weiterzukommen. „Es sollte keine Konkurrenzsituation geschaffen werden“, so Weber. Letztlich wurde entschieden, sich auf die Zukunft des Merkur-Areals zu konzentrieren. Die Ausschreibung zum ehemaligen Petz wurde nicht zu Ende geführt.

 

[Egal, ob unterm Dach, im ersten OG oder im Keller: Die meisten Räume haben schon bessere Tage gesehen.]

 

Dabei ist es aber nicht so, dass es keine Interessenten für das Gelände gegeben hätte – oder heute noch gibt. Den Fraktionsspitzen seien 2021 noch einige Projekte vorgestellt worden. Und auch im vergangenen Jahr seien Waldbröler Investoren auf die Stadt zugekommen und hätten ihr Interesse bekundet. Die Konzepte sehen laut Weber ein Mix aus Wohnen, Gastro oder auch Arztpraxen vor.

 

Auch wenn es keine weitere klassische Ausschreibung geben soll: Die Stadt möchte den Verkauf des Areals an einen Investor nun vorantreiben – wenn auch behutsam. „Es ist eine der letzten Flächen im Innenstadtbereich, die man noch entwickeln kann“, weiß Fachbereichsleiter Jan Kiefer um die Bedeutung des Geländes. Ein Arbeitskreis wurde gegründet, in den die Fraktionen ihre Teilnehmer entsenden. Diese sollen die Rahmenbedingungen für eine Veräußerung und die Zukunft des Areals umreißen. Wo sollten Nutzungsschwerpunkte liegen? Wie steht es um die Parksituation? Wie sollte der öffentliche Raum zur Kirche berücksichtigt werden?

 

[Die alte Villa ist nicht denkmalgeschützt. Ein Abriss wäre also möglich.]

 

Nicht zuletzt wird die Politik über die Frage diskutieren, was mit den bestehenden Gebäuden geschehen soll. Dass die Wände des alten Petz fallen werden, dürfte zwar klar sein. Was ist aber mit der alten Villa. „Sie ist nicht denkmalgeschützt“, sagt Peikert. Ein Abriss ist generell also möglich. Doch ob die Politik den Rückbau eines solchen geschichtsbehafteten Gebäudes wirklich mehrheitlich befürwortet? Zumal es in Waldbröl eine Petition gibt, die sich für den Erhalt ebensolcher Gebäude einsetzt. (OA berichtete).

 

Noch ist der Arbeitskreis nicht zusammengekommen. Dies soll zeitnah geschehen. In der Zwischenzeit ist die Stadt aber weiter offen für Interessenten.

KOMMENTARE

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Sowas ist eigentlich schon traurig, in einer Zeit wo bezahlbarer Wohnraum dringend benötigt wird. Wobei ich mir sowieso keine großen Hoffnungen mache dass dort bezahlbarer Wohnraum entsteht. Am Ende wird es wahrscheinlich wirklich auf Arztpraxen, Gewerberäume und teure Appartements hinauslaufen.

Andre, 22.02.2023, 11:26 Uhr
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