REICHSHOF
Bundeswehr-Comeback in Wildbergerhütte?
Reichshof - Der Bund hat angekündigt, dass das ehemalige Luftwaffenmunitionsdepot zu den Liegenschaften gehört, die reaktiviert werden könnten - Im Reichshofer Rathaus will man die Untersuchungsergebnisse abwarten.
Von Peter Notbohm
Das ehemalige Luftwaffenmunitionsdepot der Bundeswehr in der Reichshofer Ortschaft Wildbergerhütte könnte von der Bundeswehr reaktiviert werden. Vergangene Woche hatte die Bundeswehr bekanntgegeben, dass es bundesweit Prüfungen gibt, frühere militärische Liegenschaften, die eigentlich für eine zivile Nutzung freigegeben wurden, wieder einsatzfähig zu machen. Die Kaserne in Reichshof ist einer von insgesamt 187 möglichen Standorten, die sich hierfür eignen.
„Wir wurden offiziell durch die Bundeswehr informiert, dass das Gelände nun untersucht wird“, sagt Sarah Schmidt, Allgemeine Vertreterin des Bürgermeisters. Die Gemeinde hat in diesem Fall keinerlei Steuerungsmöglichkeiten, da Bundesinteressen betroffen sind und das 55 Hektar große Gelände im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben steht, der Bund damit weiterhin verfügungsberechtigt ist. Die Gemeinde wäre im Rahmen des Verfahrens nur anzuhören, zuständig für die bauliche Zulassung ist aber nach Angaben des Kreises die Bezirksregierung Köln als höhere Verwaltungsbehörde.
Seit 2012 bestehen Pläne der NRW-Regierung im Rahmen der zivilen Nachnutzung, eine Forensik mit 150 Plätzen auf dem Gelände zu errichten. In der Bürgerschaft und in Reichshofs Politik stießen diese Pläne allerdings auf erheblichen Widerstand. Eine Bürgerinitiative sammelte damals über 9.000 Stimmen, auch Gemeinderat und Kreistag stellten sich hinter die Petition.
Dank des Vorkommens der Fledermausart Großes Mausohr wurde das Areal des ehemaligen Bundeswehrgeländes 2014 durch den Landschaftsplan 10 „Wiehltalsperre“ zum Naturschutzgebiet erklärt, was den Bau einer Klinik erheblich erschwerte. Trotzdem liefen die Planungen seitens des Landes NRW weiter, wurden aber bis heute nie umgesetzt, was vom ehemaligen Bürgermeister Rüdiger Gennies noch 2022 „eine mittlerweile zehn Jahre andauernde Umklammerung der Gemeinde durch das Land NRW“, genannt wurde.
Nun könnten die Pläne für den Umwandlungsprozess komplett in der Schublade verschwinden, dafür neue erscheinen. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges, der russischen Bedrohung sowie der Forderung der USA, dass NATO-Mitgieder mehr Geld für den Schutz investieren sollen, soll die Bundeswehr wachsen und hat durch die geplante Vergrößerung der Streitkräfte einen erhöhten Bedarf an Standorten. Dass dabei alte Standorte reaktiviert werden, dürfte auch eine Kostenfrage sein.
Schmidt will nun das Prüfverfahren abwarten. Bis dahin verhalte sich die Gemeinde neutral, sagt sie: „Bislang haben wir es nur mit einer Ankündigung zu tun. Wir können nur abwarten, was die Untersuchungen ergeben, weil wir keinerlei Einfluss haben.“ Sie ist aber überzeugt, dass das Gelände unter allen Gesichtspunkten wie dem Naturschutz und der Wirtschaftlichkeit geprüft wird. Die Gemeinde könnte auch profitieren: Sollte sich die Bundeswehr in Wildbergerhütte wieder ansiedeln, könnten zivile Arbeitsplätze geschaffen werden. Das könne man aber ebenfalls noch nicht endgültig bewerten, so Schmidt.
Inwieweit der Landschaftsplan 10 „Wiehltalsperre“ einer Kaserne entgegensteht, kann im Rathaus noch niemand beurteilen. Auch die Landesregierung hatte im Rahmen ihrer Forensik-Pläne stets betont, dass es durch ein bestehendes Artenschutzgutachten unter bestimmten Auflagen weiterhin die Möglichkeit gebe, eine mit dem Schutz der Fledermäuse vereinbare Baumaßnahme durchzuführen.
Eine eventuell notwendige Änderung des Landschaftsplans müsste durch den Kreis vollzogen werden. Hierüber will man im Kreishaus allerdings noch nicht spekulieren. „Es ist noch nicht entschieden, ob das Munitionsdepot reaktiviert wird und wenn ja, in welchem Umfang. Daher wären Prognosen verfrüht und spekulativ“, sagt ein Kreissprecher. Eine Vorprüfung, ob eine Reaktivierung gegen das Naturschutzrecht verstößt, sei aufgrund der aktuellen Datenlage nicht möglich.
Zumindest ein Projekt ist inzwischen aber eingestampft worden. Die Gemeinde wollte das Gelände als Regionale 2025-Projekt „Naturnahe Konversion Munitionsdepot Reichshof“ renaturieren. Sämtliche Gebäude, Straßen und Zäune sollten zurückgebaut werden und das Areal nach einer ökologischen Aufwertung als großes Naturschutzgebiet eingebracht werden. Über den C-Status kam das Projekt aber nie hinaus. „Wir haben es angemeldet und auch Gespräche geführt. Weil wir hinsichtlich der Forensik aber nie verbindliche Aussagen erhalten haben, wurde es mehrfach verschoben und schließlich von uns fallen gelassen, weil wir als Gemeinde nicht über das Grundstück verfügen können“, so Schmidt.
KOMMENTARE
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Ein großes Lob an die Reservisten der Bundeswehr, welche sich ehrenamtlich engagieren, um das Areal und die Gebäude nicht dem Verfall preisgeben zu müssen. Allein in den letzten paar Monaten sind hunderte Arbeitsstunden erbracht worden, um beispielsweise die zuletzt umfangreich organisierte Katastrophenschutz-Übung, überhaupt erst zu ermöglichen.
Michael Hövel, 04.11.2025, 18:16 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
