POLITIK

Nachhaltiges Wohnen statt hohe Hallen

lw; 31.08.2020, 15:20 Uhr
Fotos: Aktionsbündnis Drabenderhöhe --- Das Thema des Gewerbegebiets solle nicht auf die lange Bank geschoben werden, deshalb bauten die Vereinsmitglieder viele Bänke in der Herrenhofer Straße an der Zirkuswiese auf.
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Nachhaltiges Wohnen statt hohe Hallen

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lw; 31.08.2020, 15:20 Uhr
Wiehl – Aktionsbündnis gegen Gewerbegebiet in Drabenderhöhe/Brächen diskutiert mit rund 100 Interessierten Alternativvorschlag – Ideen fanden bei Fraktionen und Bürgermeister Gehör.

Von Lars Weber

 

Eine „lange Bank“, in diesem Fall Dutzende Bierbänke, hatte das Aktionsbündnis Drabenderhöhe am Samstag in Brächen aufgestellt. Jeder Platz war ein Platz mit Aussicht auf die Felder, die sich bei einer Entwicklung des Areals als Gewerbegebiet stark verändern würden. Um die Idylle noch zu untermauern, konnten sich die Besucher die schönsten Fotos der Landschaft in einer kleinen Fotoausstellung anschauen, die nach einem Aufruf des Aktionsbündnisses, seit Kurzem auch eingetragener Verein, zustande gekommen war. Das Ziel des Tages war aber nicht reiner Protest. Vielmehr wollten die Mitglieder mit Bewohnern, Interessierten und natürlich der Politik ins Gespräch kommen über die Alternativplanung, die der Verein vorgelegt hatte.

 

Obwohl ihnen am liebsten wäre, wenn das Gebiet gar nicht bebaut und kein weiterer Verkehr oder Lärm das Dorf belasten würde, sei den Vereinsmitgliedern klar, dass dieses Ziel schwer zu erreichen ist, sagt Katrin Schäfer vom Aktionsbündnis im Gespräch. Schließlich habe die Stadt die Fläche für viel Geld gekauft. Deshalb hätten die Mitglieder überlegt: Wie würde sich der Kauf für die Stadt rechnen, ohne dass die gesamte Fläche bebaut würde? Und welches Konzept kann Drabenderhöhe beleben und aufwerten? Wie wird die Loopequelle nicht gefährdet? Um die Ideenentwicklung kümmerten sich neben den Finanzexperten des Vereins die Architektin Schäfer und Prof. Brigitte Caster von der TH Köln.

 

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Der Alternativvorschlag sieht ein Mischgebiet auf lediglich einem Drittel der zur Verfügung stehenden Fläche vor. Es solle nur das wirtschaftlich für die Stadt Wiehl absolut Notwendige an Bauland genutzt werden. „Jeder Quadratmeter, der als kohlenstoffspeicherndes und kühlendes Grünland erhalten bleibt, wird zukünftig mehr und mehr an Wert gewinnen“, ist der Verein überzeugt. Als Gewerbe sieht das Konzept keine großen Fabriken, sondern Cafés, kleine Geschäfte, Pflegedienste oder auch Co-Working-Spaces, von verschiedenen Firmen geteilte Büros, vor. Herzstück des Vorschlags sei aber eine Plusenergiesiedlung. Hinter dem Begriff stehen Quartiere, die in, an und auf ihren Gebäuden und Grundstücken mehr Energie produzieren, als die Nutzer verbrauchen. „Eine dankbare, anspruchsvolle und kaufkräftige Klientel aller Altersklassen wird nach Drabenderhöhe ziehen und unseren Ort in jeder Hinsicht bereichern“, heißt es in dem Konzept weiter.

 

Viele Rückmeldungen und Fragen konnten die Vereinsmitglieder am Samstag mit den Anwesenden diskutieren, darunter Vertreter sämtlicher Fraktionen. Auch Bürgermeister Ulrich Stücker war vor Ort. Stücker freut sich, dass das Bündnis auf diese Weise aktiv geworden sei. Nach der Kommunalwahl wolle er mit dem neuen Rat besprechen, wohin die Reise geht. „Wir stehen weiter ganz am Anfang des Planungsprozesses.“ Dabei steht als nächstes die Vorstellung zahlreicher Gutachten an. Auch wenn die Situation – zum Beispiel die Nachfrage und der Bedarf von Unternehmen an neuen Flächen – stetig neu bewertet werde, machte Stücker aber klar: „Die Sicherung von Arbeitsplätzen in Wiehl hat hohe Priorität.“

 

[Die "Fotowäscheleine" wird noch einige Wochen hängen bleiben.]

 

Das Aktionsbündnis zeigte sich zufrieden mit der Resonanz und den Gesprächen „auf Augenhöhe“. „Wir haben den Eindruck, dass auch aufgrund der Auswirkungen Coronas auf die Wirtschaft nochmal neu nachgedacht wird“, sagte Schäfer. Nun warten die Vereinsmitglieder mit Spannung die Kommunalwahl ab. Anschließend möchten sie sich mit den Fraktionen einzeln zusammensetzen. Die ersten Termine stehen laut Schäfer schon. „Wir wollen unbedingt im Gespräch bleiben.“    

 

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