FUSSBALL
Durchbruch im zweiten Jahr?
Oberberg - Viele kleine Verletzungen prägten die Saison von Sinan Karweina - Mit der Corona-Pause kam die Wende - Stürmertalent will mit Duisburg aufsteigen.
Von Peter Notbohm
Anfang März konnten Sinan Karweina und seine Teamkollegen vom MSV Duisburg den Aufstiegssekt fast schon kalt stellen. Der Traditionsverein war auf bestem Weg den Betriebsunfall Drittligaabstieg durch den direkten Wiederaufstieg zu korrigieren. Als die Saison aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochen werden musste, lagen die Zebras mit 47 Punkten an der Tabellenspitze – fünf Punkte betrug der Vorsprung auf Rang vier. In den englischen Wochen nach dem Re-Start holte das Team von Torsten Lieberknecht in elf Spielen aber nur noch 15 Punkte und verpasste damit haarscharf auf Platz vier die Relegationsspiele gegen den 1.FC Nürnberg.
Auch für den 21-jährigen Karweina war es eine Saison mit Höhen und Tiefen – nicht nur wegen des verpassten Aufstiegs. „Es war ein durchwachsenes Jahr“, meint das Talent, das seine fußballerischen Wurzeln beim FV Wiehl hat. Im vergangenen Sommer war er von Sportfreunde Lotte an die Wedau gewechselt, musste zunächst allerdings einen Faserriss in der Hüfte auskurieren. Eine weitere Verletzung in einem Testspiel warf den gebürtigen Gummersbacher erneut zurück, in der Hinrunde reichte es nur zu Kurzeinsätzen. Auch in der Wintervorbereitung blieb der Stürmer vom Pech verfolgt: Diesmal setzte ihn ein Muskelfaserriss schachmatt.
„Mats Hummels hat das einmal gut beschrieben“, sagt Karweina, „es sind nicht die schweren Verletzungen, sondern die vielen kleinen, die verhindern, in einen vernünftigen Rhythmus zu kommen.“ In der Hinrunde zeigte Duisburg starke Leistungen, gehörte beständig zur Spitzengruppe. „Da hat ein Trainer dann wenig Gründe zu wechseln“, so der 21-Jährige, der im Training aber weiter Vollgas gab und geduldig auf seine Chance wartete. „Ich habe nie aufgegeben und immer an mich geglaubt – auch in schwierigen Phasen.“ Das Feedback von Torsten Lieberknecht sei stets gut gewesen.
Der nächste Negativmoment wartete im Januar: Nach einem guten Trainingslager in Portugal folgte die nächste Zwangspause durch den Muskelfaserriss. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie machte Karweina kein Spiel mehr. Ausgerechnet die weltweite Krise gestaltete sich für den Youngster aber zum Wendepunkt. Sein Berater organisierte Trainingseinheiten mit dem Bonner Athletiktrainer von Norwich City. „Außerdem habe ich viel an mir gearbeitet und unter anderem mit Yoga begonnen“, hoffte er so die Muskelverletzungen in den Griff zu bekommen – mit Erfolg.
[Drei Saisontore erzielte der Stürmer nach dem Re-Start.]
Beim Auswärtsspiel bei 1860 München wurde er zunächst in der Nachspielzeit eingewechselt, das Heimspiel gegen Carl Zeiss verfolgte er 90 Minuten von der Bank. Gegen den Chemitzer FC wartete aber seine große Stunde. In der 61. Minute eingewechselt, legte er Moritz Stoppelkamp zehn Minuten vor dem Abpfiff den Siegtreffer auf. „Manchmal kann es unheimlich schnell gehen“, sagt Karweina, „meine erste Vorlage und ich war plötzlich drin.“ Auch in den folgenden Partien wurde der Stürmer früh eingewechselt, erzielte gegen Würzburg und Uerdingen zwei Tore. Am letzten Spieltag gegen Unterhaching wartete der erste Startelfeinsatz - erneut traf der Oberberger beim 4:0-Sieg. Das Fernduell gegen Ingolstadt um den Relegationsrang verlor sein Team aber.
„Ich habe viele Schulterklopfer bekommen und der Abschluss stimmt mich auch positiv, aber es fühlt sich einfach nicht super an, weil wir am Ende unser Ziel, den Aufstieg, verpasst haben.“ Aus der schwierigen Saison mit den vielen Verletzungen habe er aber viel lernen und mitnehmen können. Dass die Corona-Krise der Grund für den verpassten Aufstieg sei, ist ihm eine zu billige Erklärung: „Am Ende waren wir selbst schuld. Wir haben nicht mehr die Leistungen gezeigt.“ Den Sprung in die 2. Liga will er kommendes Jahr nachholen, sein Vertrag läuft noch ein Jahr, beide Seiten besitzen eine Option auf ein weiteres. „Ich fühle mich beim MSV sehr wohl und will mich hier durchsetzen. Der Aufstieg in die 2. Liga wäre natürlich sensationell.“
Das erste Highlight erwartet die Duisburger bereits im September, wenn Borussia Dortmund im DFB-Pokal in der Schauinsland-Reisen-Arena gastiert. „So ein Los, dann vermutlich weiter ohne unsere Fans oder wenn überhaupt nur mit einem kleinen Teil – das ist alles Sch…“, wird Duisburgs Trainer Lieberknecht auf der Vereins-Homepage zitiert. Auch Karweina würde lieber mit Fans im Rücken gegen den haushohen Favoriten spielen. „Der BVB wird uns sicher nicht unterschätzen, aber der Pokal beweist jedes Jahr aufs Neue, dass alles möglich ist. Aus Fußballersicht ist das ein echtes Highlight.“
Unabhängig davon wie seine Karriere sich entwickeln wird, will er anschließend wieder ins Oberbergische zurückkehren. Seine Eltern in Eckenhagen besucht er regelmäßig, jedes freie Wochenende wird genutzt, um in die Heimat zurückzukehren und Freunde zu treffen. „Irgendwann will ich zu meinen Wurzeln zurück, denn hier ist es wirklich schön.“
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