KARNEVAL
Lindlarer narren Wetter mit Frohsinn
Lindlar – Mehr als tausend Karnevalisten trotzten Regen und Windböen beim traditionellen Zug – Absage stand bis zuletzt im Raum (AKTUALISIERT).
Von Lars Weber
Als gegen 16 Uhr auch die letzte Gruppe den Weg durch den Lindlarer Ortskern geschafft hatte, stand eines fest: Die Lindlarer sind nicht nur Schönwetter-Karnevalisten. Denn die rund 40 Wagen und Fußgruppen schauten mitnichten in schlecht gelaunte Gesichter am Wegesrand. Ganz im Gegenteil. Der Frohsinn und riesige Mengen an Kamelle schienen die schlechten Bedingungen im wahrsten Sinne wegzublasen. Mehr als tausend Menschen ließen es sich nicht nehmen, den traditionellen Zug der KG Rot-Weiß Lindlar, es war bereits die 65. Ausgabe, zu bestaunen. Das Motto in diesem Jahr: „Mer Narre sin total verzückt, wenn Karneval nach Lenkeln kütt“.
[Auch die Regenschirme waren bunt, ebenso wie die Besucher.]
Dabei stand der Zug bis zuletzt auf der Kippe. Morgens wurde noch eifrig diskutiert und Wetterprognosen geprüft, der Verein stand die ganze Zeit im Austausch mit Feuerwehr, Polizei und Ordnungsamt. Einige Vorsichtsmaßnahmen mussten die Zugteilnehmer ergreifen. So sollten alle losen Teile entweder festgemacht oder entfernt werden. Wie Zugleiter Oliver Knauf sagte, mussten einige Teilnehmer auch die Dächer ihrer Wagen abmontieren. „Ein Dank an alle Teilnehmer, dass sie mitmachen“, sagte Knauf. Ausgerechnet etwa eine halbe Stunde vor dem Start verschlechterte sich das Wetter nochmal drastisch, der Regen prasselte auf alle Besucher und Teilnehmer ein und einige starke Windböen fegten durch die Straßen. Letztlich gaben Ordnungsamt und Polizei trotzdem grünes Licht.
[Joachim Stüttem (Mitte) konnte das Prinzenpaar mit Prinz Wulf I. und seiner Prinzessin Kristin I. begrüßen.]
Auf diese Weise durften die vielen Vereine und Gruppen zeigen, woran sie lange Zeit gearbeitet hatten. Dementsprechend ausgelassen ging es auf den Wagen und in den Straßen zu. Viele schützten sich mit Schirmen oder Regenponchos, einige Hartgesottene aber verzichteten selbst darauf. Wasserfeste Schminke war Trumpf. 1020 Personen waren alleine für den Zug gemeldet, 25 Fahrzeuge fuhren mit, elf Traktoren waren unterwegs. Drei Gruppen machten sich sogar von außerhalb Lindlars auf, um für Stimmung zu sorgen. Vier Musikgruppen, der Musikverein Lindlar, der Tambour Corps Wipperfürth, der Musikverein Linde und Sambalocco, sorgten für handgemachte Töne abseits der Karnevals- und Partymusik aus den großen Boxen, die so manches mal die Wagen zum Schaukeln brachten. Und Gruppen wie der TSC Lindlar, die Paraplü Garde oder die Tanzgruppe des TuS zeigten ihr akrobatisches Können trotz des Sturms.
Zum ersten Mal seit vielen Jahren betrachtete auch eine Jury (Karl Egon Kremer, Bernhard Jüncke und Wolfgang Reif) die Beiträge und prämierte die schönsten Wagen und Fußgruppen. Sie hatten die Qual der Wahl. Die Karnevalsfreunde 2015 waren außer Rand und Band im Morgenland, die Süttenbacher RSG warfen sogar Wurst von ihrem riesigen Pferdestall und bei den Handballern tanzten im Wolfsverdachtsgebiet Wolf und Schaaf querbeat, während die KG Op d’r Hüh Jubiläum feierte. Sie war zum 25. Mal in Lindlar dabei. Die Berjische Pänz griffen die Pleite Thomas Cooks auf, de Mucher Buurepam setzten sich für die Bauern ein (No Farmers, no Future: Ist der Bauer ruiniert, wird das Essen importiert), bei den Horjasser Jecken ging es in die 80er- und 90er-Jahre, die Karnevalsfreunde Hauptstraße fragten Amazons Alexa, was es denn bei Klause V Neues gibt und Wann Orsen stachen mit ihrer „Aida“ selbst bei dem stürmischen Wetter in See.
[Die Meegener Jecken kamen extra aus Overath angereist.]
Letztlich gewann bei den Fußgruppen die Formation "Die Linder" vor der Tanzgruppe des TuS Lindlar und der KG Sünger Butzen. Bei den Wagen trug Wann Orsen den Sieg davon vor den Megener Jecken und De Mucher Burepänz. Die beiden ersten Plätze erhalten vom Großen Karnevalsverein Rot-Weiß Lindlar jeweils 100 € und 50 Liter Bier. Alle sechs Platzierten erhalten zudem eine Urkunde.
Für die Teilnehmer gab es im Interview mit den Moderatoren der KG, Joachim Stüttem und Manfred Kümper, ordentlich Lob von Bürgermeister Dr. Georg Ludwig. Und der Bundestagsabgeordnete Dr. Carsten Brodesser ließ das politisch stürmische Berlin heute zurück, um bei den Bärenfängern mitzulaufen. Was für einen Doktor er habe? „Ich bin promovierter Karnevalist!“ Nach dem Kantersieg des 1.FC Köln gegen Hertha BSC Berlin konnte er auch gleich noch einen Karnevalsorden des FC an Joachim Stüttem überreichen. Nach dem Zug ging für viele die Party weiter. Andere zogen es aber dann doch vor, mit vollen Tüten den Heimweg anzutreten. So oder so: Das Wetter wurde von den Jecken heute ordentlich genarrt.
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