POLITIK
FDP unterstützt weder Hein noch Helmenstein
Gummersbach – Ortsverband der Liberalen stimmt bei Parteitag dafür, sich auf keinen der beiden Bürgermeister-Kandidaten festzulegen – Hein kann Entscheidung nachvollziehen.
Von Lars Weber
Nach den Unruhen in den vergangenen Wochen war das Ergebnis des Ortsparteitags der FDP Gummersbach kaum noch überraschend: Die Liberalen werden den Bürgermeisterkandidaten Thomas Hein trotz der Empfehlung des Vorstands im Wahlkampf nicht geschlossen unterstützen. Stattdessen folgten die Mitglieder einem Antrag, wonach sich die FDP Gummersbach weder für Hein noch für den amtierenden Bürgermeister Frank Helmenstein ausspricht.
Thomas Hein war bei der Versammlung im Brauhaus gestern selbst anwesend und stellte sich allen Mitgliedern vor – und auch deren Fragen, wie die Vorsitzende Gabriele Priesmeier heute im Gespräch mit OA erzählte. Dabei sei es unter anderem um die Zukunft des Theaters oder auch die Angebote der Offenen Ganztagsbetreuung gegangen. Befürworter von Hein, unter anderem Kassierer Dieter Wagener und Martin Thoma, die auch den Antrag stellten, gemäß der Vorstandsempfehlung Hein zu unterstützen, erhofften sich vom Sozialamtschef frischen Wind im Rathaus bei einer Wahl. Gerade in Sachen Kommunikation zwischen Verwaltung, Fraktionen und Bürgern, ein Hauptthema von Hein, sehen sie den Herausforderer Helmensteins vorne. Mit dem amtierenden Bürgermeister habe es bei diesem Thema mehrmals gehakt, so Priesmeier.
Als gewichtige Gegenstimme war gestern extra der 91-jährige Ex-Stadtdirektor Gummersbachs, Dr. Hansjochen Kochheim, ins Brauhaus gekommen. Er habe sein Unverständnis darüber ausgedrückt, wie man mit der Arbeit von Helmenstein nach 15 Jahren nicht zufrieden sein könne, sagte Priesmeier. Bei der Abstimmung wurde der Antrag von Wagener und Thoma bei 26 stimmberechtigten Mitgliedern mit 16 Nein-Stimmen abgelehnt. In der Folge brachte Prof. Dr. Friedrich Wilke den Antrag ein, sich auf keinen der Kandidaten festzulegen. Dieser erhielt 17 Ja- und sieben Nein-Stimmen. Ein Mitglied enthielt sich, eine Stimme war ungültig.
Priesmeier stellte noch einmal klar, dass es die FDP generell begrüße, dass es bei der Wahl eine Alternative gibt und dass sich Hein der Herausforderung stellt. Die Entscheidung der Mitglieder sieht sie vor dem Hintergrund, dass parteiintern kein Zwist entsteht und dass nun Ruhe einkehren soll. „Es war ein hartes Ringen“, sagte Fraktionsvorsitzender Dr. Ulrich von Trotha auf Nachfrage. Jedes Mitglied könne nun frei entscheiden, wen er unterstützen möchte. „Jetzt können wir uns auf Inhalte und auf den Wahlkampf konzentrieren“, so von Trotha weiter.
Thomas Hein sagte heute, dass er zwar „ein bisschen überrascht“ über den Ausgang des Abends gewesen sei. Die Entscheidung könne er aber nachvollziehen. „Es ging vor allem um die Befriedung der FDP.“ Von einzelnen Mitgliedern habe er aber noch am Abend weitere Unterstützung zugesagt bekommen. An seiner Kandidatur ändere sich nichts, auch wenn er „die FDP gerne im Boot gehabt hätte“. Nun werde er gemeinsam mit SPD und Grünen weiterarbeiten.
Vorausgesetzt freilich, beide Ortsverbände sprechen sich bei ihren Versammlungen (die Grünen treffen sich am Montag, die SPD am 12. März) für ihn aus. Weitere Überraschungen sind dort aber vermutlich nicht zu erwarten, wie Grünen-Sprecher Lothar Winkelhoch und der Gummersbacher SPD-Vorsitzende Sven Lichtmann auf Nachfrage sagten. Der Sozialdemokrat macht keinen Hehl daraus, dass er auf ein anderes Ergebnis bei der FDP gehofft habe, überrascht zeigte er sich aber nicht. „Jetzt freuen wir uns auf das Zweierbündnis und auf einen guten Wahlkampf mit Hein.“ Winkelhoch war „nicht fröhlich“ darüber, dass die FDP nach mehreren Wochen guter Gespräche jetzt einen Rückzieher macht. „Die konservativen Kräfte haben sich durchgesetzt. Wir werden unser Ziel jetzt noch vehementer verfolgen. Jetzt erst recht.“
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