BLAULICHT
Fälle von Kinderpornografie machen Polizei Sorgen
Oberberg – Kriminalitätsstatistik wurde heute präsentiert – Insgesamt wurden weniger Straftaten verübt als noch 2018 – Mehr Wohnungseinbrüche und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung.
Von Lars Weber
Der Oberbergische Kreis bleibt einer der sichersten im Land. Wie Landrat Jochen Hagt und Florian Mohr, Leiter der Direktion Kriminalität heute berichteten, ist die Zahl der Straftaten insgesamt um 9,2 Prozent auf 10.745 zurückgegangen. 2018 waren es noch 11.833. Leicht gesunken ist die Aufklärungsquote von 60,15 auf 59,75 Prozent. Hagt bezeichnete die Zahlen als einen „Schritt nach vorne“. Als besonders positiv hob er hervor, dass es weniger Raub- (82, 8,9 Prozent weniger) sowie weniger gefährliche und schwere Körperverletzungsdelikte im öffentlichen Raum gab (143, rund 20 Prozent weniger). Dies zeige, dass das Präsenzkonzept greife. Mehr als 50 Prozent der Straftaten machten schwerer (12,7 Prozent) und einfacher Diebstahl (20,4 Prozent), Vermögensdelikte (13,6 Prozent) sowie Sachbeschädigungen (13,5) aus. Der Oberbergische Kreis ist an dritter Stelle der sichersten Kreise im Land NRW. Ein Überblick über die wichtigsten Zahlen:
Kinderpornografie
[Florian Mohr, Leiter der Direktion Kriminalität.]
Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stiegen im vergangenen Jahr von 150 auf 178. Dazu gehören Vergewaltigungen, sexueller Missbrauch oder aber auch die Verbreitung von pornografischen Inhalten. Meistens, in fast 50 Prozent der Fälle, waren Kinder die Opfer. Allein an Kinderpornografie (Besitz und Verbreitung) gab es 27 mehr Fälle als 2018 (von 14 auf 41 Fälle, 193 Prozent mehr). Die Fälle von Lügde und Bergisch Gladbach hätten das Thema in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, so Mohr. Auch die Polizei des OBK habe die Ermittlungsarbeit intensiviert. Es gehe vor allem darum, schneller Fälle bearbeiten zu können. Daher gab es Veränderungen in der Personalstruktur, aber auch Investitionen in bessere Technik. In Sachen Verbreitungs- und Speichermöglichkeiten erlebe die Polizei „den Fluch des digitalen Fortschritts“, so Mohr. „Der Trend macht uns Sorgen. Wir stellen uns aber der Herausforderung.“ Die Dunkelziffer könnte aber erheblich sein. Er rechnet daher eher mit steigenden Fallzahlen.
Wohnungseinbrüche
Nachdem die Anzahl der Wohnungseinbrüche die vergangenen Jahre kontinuierlich zurückgegangen war, gab es 2019 wieder einen Anstieg zu verzeichnen (von 285 auf 315, 10,5 Prozent). Vergleicht man diese Zahl beispielsweise mit der Statistik von 2015 (717 Einbrüche), wird deutlich, dass sich die Zahl trotzdem noch auf einem niedrigen Niveau befindet. Unzufrieden ist Mohr mit der Aufklärungsquote, die von 28,4 Prozent auf 15,5 Prozent gesunken ist. Er machte aber darauf aufmerksam, dass die Ermittlungsarbeit ein hoher Aufwand sei, gerade wenn Banden am Werk seien. „Es ist schwer, bei den Profis die Nase dran zu bekommen. Das kann Jahre dauern.“ Wenn keine Profis am Werk sind, handelt es sich meist um Beschaffungskriminalität. Besonders betroffen sind Kommunen, die nah an Autobahn oder Bundesstraßen liegen, wie Bergneustadt, Engelskirchen und Waldbröl. Polizei und Kreis hoffen, mit dem Programm „Sicherheit zur Winterzeit“ weiter präventiv wirken zu können.
Betrug
[Landrat Jochen Hagt bezichnete Betrugsmaschen wie den Enkeltrick oder den falschen Polizisten als perfide.]
Als perfide bezeichnete Landrat Hagt die Betrugsmaschen, mit denen vor allem ältere Menschen immer wieder ausgetrickst werden sollen. „Jetzt gibt es schon Maschen mit dem Coronavirus“, sagte der Landrat. Zwar fiel die Anzahl der Betrugsdelikte von 1.287 auf 1.069 bei einer Aufklärungsquote von 74,4 Prozent. Allerdings fließen viele angezeigte Straftaten nicht in die Statistik mit ein. Dafür müsse der Tatverdächtige im Kreis wohnhaft sein. „Betrug ist aber ein internationales Geschäft.“ Die Anrufer sitzen laut Mohr meist im Ausland. Deshalb teilte er auch die Anzahl der Delikte mit, die insgesamt bearbeitet wurden: 4.000. 2019 sei durch Betrüger bei älteren Menschen 140.000 € Schaden entstanden. Wird nur die Zahl der erfassten Betrugsdelikte zum Nachteil älterer Menschen erfasst, stieg diese in den vergangenen beiden Jahren von 245 auf 474. 424 Mal blieb es allerdings nur bei dem Versuch.
Tatverdächtige
Die meisten Taten werden von Jugendlichen (4.551) und Heranwachsenden (4.308) verübt. Kinder (1.366) und Erwachsene (1.722) verüben weit weniger. 87 Prozent der Tatverdächtigen hätten dabei ihren Wohnsitz im Kreis. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozentpunkte auf 23,5 Prozent. Er liegt damit 1,1 Prozentpunkte unter dem Mittelwert der vergangenen fünf Jahre. Der Anteil Nichtdeutscher an der Bevölkerung liegt mit 9,6 Prozent auf dem höchsten Stand der vergangenen fünf Jahre. 2019 gab es aber 46 nichtdeutsche Tatverdächtige weniger als das Jahr zuvor (insgesamt 1.139). Die Zahl der tatverdächtigen Zuwanderer ist im Verhältnis zum Vorjahr nahezu konstant (2018: 348, 2019: 342).
KOMMENTARE
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
ARTIKEL TEILEN