SOZIALES
Das (Weihnachts-) Herz blutet
Gummersbach - Normalerweise bringt Theo Pater im Dezember als Nikolaus Kinderaugen zum Leuchten, in diesem Jahr fallen Besuche aber aus und er ist fast „arbeitslos“.
Von Leif Schmittgen
Die Pandemie macht Theo Pater in diesem Jahr einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Normalerweise besucht der Pensionär, als Nikolaus oder Weihnachtsmann verkleidet, etwa zehn Institutionen pro Saison, um Kinderaugen zum Leuchten zu bringen. „Das macht mir große Freude und wird mir in diesem Jahr besonders fehlen“, berichtet der Gummersbacher. Zu den größten Aktionen Paters gehört der traditionelle Besuch der Kinderstation im Gummersbacher Krankenhaus an Heiligabend.
„Ich habe lange überlegt, ob es kontaktlos vielleicht doch möglich ist“, sagt der 69-Jährige. Da er aufgrund seines fortgeschrittenen Alters zur Risikogruppe zählt, hat er den Gedanken, im sowieso sensiblen Krankenhausbereich aufzutreten, schnell wieder verworfen. Am Klinikum Oberberg ist man ähnlicher Ansicht: „Wir wissen das Engagement von Herrn Pater sehr zu schätzen, aber ein Nikolausbesuch ist leider in diesem Jahr nicht möglich“, erklärt Kliniksprecherin Angela Altz.
Gänzlichen Verzicht musste der engagierte Weihnachtsmann in diesem Jahr allerdings nicht üben: Sein Enkelkind besucht die Kindertagesstätte Henneweide in Bergneustadt, dort winkte er im roten Kostüm und Rauschebart den begeisterten Kindern durch das Fenster zu (Foto), die kleinen Präsente wurden durch die Mitarbeiter verteilt. So schaute Pater zumindest indirekt in glückliche Gesichter. Durch „Mund-zu Mund-Propaganda“ gelangte Pater in der Vergangenheit an seine „Aufträge“, so kam es auch vor, dass er Erwachsene besuchte, zum Beispiel in Pflegeheimen.
Dafür hat Pater kürzlich eigens ein Bischofskostüm angeschafft, das jedoch genauso wie das klassische Outfit für den Rest des Jahres im Schrank bleibt. Sein (Weihnachts-) Herz blutet auch wegen der vielen persönlichen Gespräche, die er ansonsten bei seinen Stippvisiten führt. „Bei manchen Schicksalen muss ich schlucken und brauche eine gewisse Zeit, bis ich das Erzählte verarbeitet habe“, so Pater. Der Kontakt mit hilfsbedürftigen und kranken Menschen sei für ihn aber immer eine Bereicherung. Die übliche Weitergabe von Schecks an das Kinderhospiz in Olpe wird durch das Virus erheblich eingeschränkt. „Ich bitte bei meinen Besuchen um freiwillige Spenden, die ich eins zu eins überweise. In diesem Jahr geht das Hospiz somit leider leer aus“, sagt der Gummersbacher mit Bedauern.
[Auf Nikolausmütze und Rauschebart verzichtet Theo Pater für den Rest des Jahres. 2021 soll es mit seinen Besuchen weitergehen.]
Innerhalb der eigenen Familie fallen Darbietungen ebenfalls aus, was allerdings nicht ausschließlich dem Kontaktverbot geschuldet ist: „Meine kleinen Enkelkinder haben zu viel Angst vor dem Weihnachtsmann“, sagt der Pensionär und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Geschenke gibt es aber trotzdem. Die Befürchtung, dass sein Job in Zukunft ein Auslaufmodell sein könnte, hat Theo Pater keinesfalls: „Solange ich das gesundheitlich machen kann, bleibe ich aktiv." Optimistisch schaut er deswegen schon jetzt auf das kommende Jahr und ist überzeugt, wieder mit voller Kraft für die Jüngsten und Hilfebedürftigen der Gesellschaft da zu sein.
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