JUNGE LEUTE

Schulstart wird zum „Maskenball“

bv, mkj, pn; 13.08.2020, 11:39 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung (4), Gymnasium Lindlar (2), Gesamtschule Marienheide (1) --- Vorbildlich wurde am Morgen die Maskenpflicht von den Schülern in den Schulbussen eingehalten - mittags sah das dann schon anders aus.
JUNGE LEUTE

Schulstart wird zum „Maskenball“

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bv, mkj, pn; 13.08.2020, 11:39 Uhr
Oberberg – Schüler verhalten sich weitgehend diszipliniert – Früheres Schulende aufgrund hoher Temperaturen – Haltestellen werden zum Nadelöhr (AKTUALISIERT).

Von Michael Kleinjung, Peter Notbohm und Bernd Vorländer

 

Draußen zeigen die Thermometer Werte jenseits der 30 Grad an, drinnen schwitzen Lehrer und Schüler unter der Maske. Zum Schuljahresbeginn 2020 ist alles anders. Früher gehörten Schreibwerkzeug, Bücher und Hefte zur Ausrüstung aller, die eine Bildungsstätte besuchten. Heute ist die Vermummung als Reaktion auf das Corona-Virus obligatorisch. Oder kurz ausgedrückt: Ohne Maske kein Einlass. Das beginnt schon mit der Schulbusfahrt und endet für die weiterführenden Klassen nicht einmal im Unterricht. In den Schulen selbst gibt es Einbahnstraßensysteme, weder auf dem Pausenhof noch in der Mensa darf man mit anderen, als der eigene Klasse oder Stufe zusammen sein – willkommen in der Lebenswirklichkeit im Pandemie-Zeitalter. Die oberbergischen Schulen hatten Wochen Zeit, um sich auf den Schulbeginn vorzubereiten, und meistens wurde sich an Hygiene, Maskenpflicht und Abstandsregeln gehalten. Allerdings, auch das gehört zur Wahrheit hinzu – auf dem Nachhauseweg war häufig jeder gute Vorsatz vergessen. An Haltestellen knubbelten sich mancherorts Schüler, ohne Maske.

 

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Gummersbach

 

Schuldezernent Raoul Halding-Hoppenheit ist mit dem schulischen Start unter Corona-Bedingungen zufrieden. Die Schüler hätten die Vorgaben nicht nur umgesetzt, sondern weitgehend auch akzeptiert.  Aufgrund der hohen Temperaturen sollten in allen Gummersbacher Schulen Maskenpausen eingelegt werden. Auch hatte man die Schulleitungen darauf aufmerksam gemacht, dass regelmäßige Flüssigkeitszufuhr notwendig sei. „Die Hitze sorgt im Moment auch für ein frühzeitiges Schulende zwischen 12 und 13 Uhr“, so der Gummersbacher Schuldezernent, der aber darauf verweist, dass die freiwillige Nachmittagsbetreuung stattfindet. Sportunterricht findet derzeit nur draußen statt, Chorgesänge sind im Fach Musik verboten. Einen Plan B hat man nicht standardmäßig in der Tasche, sollte es zu Infektionen kommen. Ob dann Klassen, Stufen oder gar ganze Schulen geschlossen würden, müsse im Fall der Fälle mit dem Kreisgesundheitsamt abgestimmt werden.

 

 

Lindlar

 

Ein zufriedenes Fazit des ersten Schultags zog Christoph Menn-Hilger, Schulleiter am Gymnasium Lindlar. „Der Schulstart ist in der Summe sehr gut gelungen“, so der Rektor. Seit drei Wochen arbeitete das Lehrerkollegium intensiv am Re-Start des Präsenz-Unterrichts für die 597 Schüler, darunter 84 Fünftklässler. Ein Lob gab es auch für die Kinder und Jugendlichen: „Sie haben sich hinsichtlich der Hygienemaßnahmen wirklich vorbildlich verhalten.“  Die angeordnete Maskenpflicht während des Unterrichts habe zu keinen gesundheitlichen Problemen geführt, Eltern und Schüler waren im Vorfeld ausführlich informiert und um Verständnis gebeten worden. Maßnahmen, die halfen: Nur vereinzelt habe es im Vorfeld Kritik aus der Elternschaft gegeben. Während des Unterrichts dürfen Schüler jederzeit etwas trinken, zudem soll der Unterricht teilweise an die frische Luft verlegt werden. „Uns ist bewusst, dass es sich um eine unangenehme und anstrengende Maßnahme für unsere Schüler handelt“, so Menn-Hilger.

 

Ein Problem besteht aus Sicht des Schulleiters aber weiterhin bei der An- und Abreise zur Schule: Während der Schulhof über viel Platz verfüge und Abstände einzuhalten kein Thema sei, habe es an den Haltestellen die befürchtete Grüppchenbildung gegeben, zudem seien viele Busse sehr voll gewesen. Die Maskenpflicht im Unterricht sieht Menn-Hilger (Bild) dagegen selbst kritisch, nennt sie nach derzeitigem Stand aber auch alternativlos: „Momentan sehe ich leider keine andere Lösung. Ich habe aber lieber Präsenz-Unterricht mit Maske als Distanz-Unterricht ohne Maske. Für die Jugendlichen ist wichtig, die Schulwirklichkeit wieder zu erleben.“

 

Dass man sich am Gymnasium Lindlar im Vorfeld viele Gedanken gemacht hat, beweist auch der Ideenreichtum bei der Gestaltung der Schulstunden. Acht Prozent der Lehrer gehören zur Corona-Risikogruppe, Unterricht haben sie heute trotzdem gegeben – allerdings aus dem Verwaltungstrakt. Mit Kameras, Mikrofonen und Beamern wurden sie über das schulinterne W-LAN in die Klassenräume zugeschaltet, das Verteilen und Einsammeln von Aufgaben und Arbeitsblättern übernahmen Assistenzkräfte, die nicht zur Risikogruppe gehören. „Dieses System hat sich heute in der Praxis bewährt. Die Schüler und Lehrer konnten sich trotz der räumlichen Distanz sehen und miteinander kommunizieren“, so Menn-Hilger.

 

[Archivfoto: Ohne Maske dürfen die Schüler am Lindlarer Gymnasium derzeit nicht in den Unterricht.]

 

Bergneustadt

 

Am Bergneustädter Wüllenweber-Gymnasium (WWG) wird genau darauf geachtet, dass sich die verschiedenen Klassen und Stufen nicht durchmischen. „Wir haben alle vier Schuleingänge aktiviert und ein ausgetüfteltes System entwickelt, wie die Schüler das Schulgebäude betreten und wieder verlassen müssen“, so Schulleiterin Monika Türpe. Dabei versuche man, alle Eingänge und Treppenhäuser optimal zu nutzen. Durch die Klassenlehrer wurden bereits gestern Mails an die Schüler verschickt, in denen erläutert wurde, wie die Abläufe sind und durch welche Eingangstür die jeweiligen Klassen das Schulgebäude betreten müssen. Auch die Schulhöfe für die Pausen und Freistunden sind entsprechend geregelt und aufgeteilt.

 

Zeitversetzte Anfangszeiten wird es am WWG nicht geben. Dazu sei das Klassen- und Kurssystem zu groß. „Wir haben vom Schulträger die Information, dass versucht wird, die besonders stark belasteten OVAG-Linien doppelt fahren zu lassen, damit es sich dort nicht so stark knubbelt“, so Türpe weiter. Auch die unterschiedlichen Anfangszeiten der übrigen Schulen im Stadtgebiet würden diese Situation entzerren.

 

[Zunächst wurde den Schülern am WWG die Sitzordnung erklärt, bevor der Unterricht starten konnte.]

 

In den Klassen herrscht grundsätzlich Maskenpflicht. „Wir sind nicht mehr an die Abstandsregeln gebunden, wohl aber daran, dass alle dauerhaft eine Maske tragen“, erklärt Türpe. Die Bestuhlung ist in Reihen angeordnet und nicht etwa in U-Form. Ein Gegenübersitzen gibt es vorerst nicht mehr. „Die Lehrer dürften theoretisch, wenn sie einen Abstand von 1,50 Metern einhalten, die Maske abnehmen. Wir haben uns jedoch überlegt, dass, wenn es möglich ist, wir den Vorbildcharakter wahren und auch die Masken tragen wollen.“  Ein Visier darf nicht genutzt werden, da in der Corona-Schutzverordnung von einem textilen Mund-Nasen-Schutz die Rede ist.

 

Bei der Einschulung der Fünftklässler kam man auf kreative Lösungen. „Uns war wichtig, mit den neuen Schülern in der Aula ein schönes Willkommensfest zu feiern. Dabei haben wir darauf geachtet, dass die Corona-Regeln eingehalten werden“, so Monika Türpe. So fanden heute Vormittag für die neuen fünften Klassen drei getrennte Willkommensfeiern statt, zu der die Kinder jeweils zwei Personen mitbringen durften. Auch konnten die Begleitpersonen im Anschluss mit in die einzelnen Klassenräume gehen, um die ersten Abläufe in der Schule kennenzulernen.

 

Im Bergneustädter Grundschulverbund „Sonnenschule Auf dem Bursten“ geht man in diesem Jahr ein Stück weit eigene Wege. Dort wurden schon vor dem heutigen offiziellen Start die drei Klassen mit den Erstklässlern getrennt voneinander eingeführt. „Unsere Einschulungsfeiern fanden schon gestern und vorgestern nachmittags statt“, erklärt Schulleiterin Gabriele von Blücher. „Dabei wurden die Erstklässler mit ihren Eltern zuerst auf den Schulhof eingeladen und dort begrüßt. Alle, auch die Kinder, mussten dabei einen Mund- und Nasenschutz tragen. Später gab es eine Informationsveranstaltung für die Eltern in Hinblick auf Corona.“ Es war der Schule wichtig, dass die anderen Kinder noch nicht anwesend waren. „So konnten wir das mit großer Ruhe machen, ohne noch auf die Abstandsregeln mit den anderen Kindern achten zu müssen“, so von Blücher.

 

[Für die Erstklässler der „Sonnenschule Auf dem Bursten“ führten zwei Lehrer ein Puppentheater auf.]

 

Getrennt von ihren Eltern und bevor es zu einer Schulstunde in die Klassenräume ging, bekamen die Kinder im Foyer der Schule von zwei Lehrern noch ein kleines Puppentheater aufgeführt. „Ich glaube, die Kinder sind trotz der besonderen Umstände gut angekommen“, ist sich von Blücher sicher. „Man merkt aber schon, dass Corona auf allen lastet.“ So gab es in diesem Jahr keinen offiziellen Einführungsgottesdienst, auf den sonst immer großen Wert gelegt wird. Trotzdem fand gestern mit der Evangelischen und der Katholischen Kirche ein gemeinsamer Gottesdienst mit begrenzter Besucherzahl für die Schul-Beginner statt. Dies sei aber kein offizieller Schulgottesdienst gewesen, betont die Schulleiterin.

 

Wenn die Kinder in die Schule kommen, müssen sie einen Mund- und Nasenschutz tragen. Auf ihrem Platz in der Klasse darf der Mundschutz abgelegt werden. Sobald sie sich in der Klasse bewegen, muss die Maske jedoch wieder angezogen werden. Diese Regel gilt für alle vier Schuljahre. Die Lehrer haben ebenfalls im ganzen Schulgebäude Maskenpflicht. „Sie dürfen aber vor den Kindern, wenn sie genügend Abstand haben, die Maske ausziehen“, so von Blücher. An der Grundschule ist seit gestern auch die „Offene Ganztagsschule“ (OGS) mit ihren speziellen Corona-Regeln zur Unterstützung der Schule wieder in Betrieb. 

 

Marienheide

 

Auch an der Gesamtschule Marienheide begingen die Fünftklässler ihren ersten Tag an der neuen Bildungsstätte. Zur Einschulungsfeier nahmen sie mit ihren Verwandten im Pädagogischen Zentrum der Schule auf vorher festgelegten Stühlen Platz, natürlich mit Mund-Nasen-Schutz, wie die Schule mitteilt. Ohne Möglichkeit auf große Vorbereitungen führte Abteilungsleiterin Anette Sändker die Besucher durch das Programm.

 

[Die Eltern freuten sich über die Einschulung ihrer Kinder auch mit angezogener Maske.]

 

Trotz alledem spielte die Bläserklasse der fünften Stufe des vergangenen Schuljahres den Neuankömmlingen, nach fast einem halben Jahr Pause, zwei kleine Orchesterstücke. Schulleiter Wolfgang Krug verkündete in seiner Begrüßung: „Alle sitzen hier in einem Boot. Schüler, Eltern und Lehrer. Ich hoffe, dass wir alle in die gleiche Richtung und im gleichen Takt rudern“.

 

Die Auftritte der Einrad- und der Akrobatik-AG rundeten das Programm ab und die Schüler durften ihre neuen Klassen begutachten. Unterdessen hatten die Eltern noch die Möglichkeit Fragen zu klären und Informationen einzuholen.

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