SOZIALES

Die Botschaft des Tages: „Wir wollen euch helfen“

ks; 25.11.2025, 18:50 Uhr
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Fotos: Katharina Schmitz --- (v.l.) OBK-Gleichstellungsbeauftragte Magdalena Tertel, Forum-Centermanager Alireza Eftekhari, Landrat Klaus Grootens, Manuela Ringsdorf (Forum), Torsten Beer (Forum), Sarah Schalenbach, stellv. OBK-Gleichstellungsbeauftragte, und Bürgermeister Raoul Halding-Hoppenheit.
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Die Botschaft des Tages: „Wir wollen euch helfen“

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ks; 25.11.2025, 18:50 Uhr
Gummersbach – Im Forum hat heute ein Aktionstag unter dem Motto „Oberberg sagt NEIN zu Gewalt!“ stattgefunden – Viele Akteure aus dem Kreis haben ihre Hilfsangebote präsentiert.

Das Forum in Gummersbach ist schon weihnachtlich geschmückt. Doch rund um den großen Weihnachtsbaum, der derzeit in dem Einkaufszentrum steht, wurde heute ein anderes Thema ins Zentrum gerückt. Anlässlich des „Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen“, der alljährlich am 25. November begangen wird, hat heute im Forum unter dem Motto „Oberberg sagt NEIN zu Gewalt!“ ein Aktionstag stattgefunden. Während die einen freudig den Feiertagen entgegenblicken, wird es für andere noch schwieriger werden. „Für viele Frauen wird die besinnliche Vorweihnachtszeit zum Albtraum“, sagte Magdalena Tertel, Gleichstellungsbeauftragte des Oberbergischen Kreises. Denn „in dieser Zeit sind die betroffenen Frauen häufig noch isolierter.“

 

Viele waren heute ins Forum gekommen, darunter Mitarbeiter und Ehrenamtler von Beratungsstellen, Organisationen und Initiativen aus dem Oberbergischen – mit dem Ziel, über Gewalt an Frauen und Mädchen aufzuklären, zu sensibilisieren und Hilfsangebote aufzuzeigen. Vor Ort war auch Landrat Klaus Grootens, der gestern Abend über den heutigen Tag nachgedacht und eine durchaus emotionale Rede geschrieben hat. „Viel zu oft wird einfach zugeschlagen“, sagte Grootens. Viel zu oft würden Frauen erniedrigt, gedemütigt, verletzt oder gar getötet werden. Und viel zu oft würden Nachbarn oder Familienmitglieder wegschauen und Kinder betroffen sein. „Und viel zu selten hält sich die Gesellschaft einen Spiegel vor“, sagte er.

 

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Auch Gummersbachs Bürgermeister Raoul Halding-Hoppenheit war ins Forum gekommen und sagte, dass in Deutschland alle vier Minuten eine Frau Gewalt in einer Partnerschaft erleben würde. „Das ist ein weltweites Thema, das sich auch in unserem ländlichen Bereich widerspiegelt“, sagte er. Umso wichtiger sei es, Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz zu ermächtigen, Rechtslagen anzupassen und bestehende Strafrahmen auszureizen – nicht zuletzt im Hinblick auf Femizide. Wichtig sei aber auch, die Frauenhäuser zu unterstützen und mehr Plätze zu schaffen. „Das kostet Geld, das kostet Engagement, aber das sollte es uns wert sein“, ist der Bürgermeister überzeugt.

 

Rund 380 Straftaten habe es vergangenes Jahr im Oberbergischen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt gegeben, sagte Sabrina Maar auf Nachfrage von OA. „Aber wir vermuten, dass das Dunkelfeld viel höher ist.“ Maar ist bei der oberbergischen Polizei beschäftigt und als „Opferschutzbeauftragte Kriminalität“ tätig. Ein Großteil der Taten sei unter dem Einfluss von Alkohol begangenen worden. Und in rund 95 Prozent der Fälle seien Frauen geschädigt worden. In 250 Fällen (ca. 66 Prozent) seien die zuständigen Jugendämter informiert worden, und in 47 Fällen seien auch Kinder direkt betroffen gewesen, etwa weil sie auf dem Arm ihrer Mutter waren, als diese geschlagen worden ist. Darüber hinaus stellt man bei der Polizei online eine Zunahme von sexualisierter Gewalt fest. Und: nach zwei Femiziden im Jahr 2023 soll es im Oberbergischen bislang noch keinen weiteren Fall gegeben haben – zumindest das eine gute Nachricht.

 

[Ausstellung zur Kampagne „#unhatewomen“, die sich mit sexistischen, frauenverachtenden und gewaltverherrlichenden Texten in der Popkultur auseinandersetzt.]

 

Beteiligt haben sich am heutigen Aktionstag der „Fachdienst Frauen“ des Caritasverbandes Oberberg, die „Koordinatoren der Frühen Hilfen“ der Jugendämter, die „Jugendförderung, Jugendpflege, erzieherischer Kinder- und Jugendschutz“ der Jugendämter, das „Netzwerk ASS – anonyme Spurensicherung nach sexualisierter Gewalt im Oberbergischen Kreis“, das „Netzwerk Oberberg no - GEGEN GEWALT“, „nina + nico – Verein zur Beratung von Kindern, jungen Menschen + Frauen“, der Opferschutz der Kreispolizeibehörde im Oberbergischen Kreis, die Regional AG Gleichstellung Oberberg (Zusammenschluss der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Oberbergischen Kreis und des Aggerverbandes), die VSB gGmbH sowie der Weiße Ring.

 

[(v.l.) Rolf-Helmut Becker, Barbara Reichler und Joachim Schöpe vom Weißen Ring blicken auf ein anspruchsvolles Jahr zurück, in dem das achtköpfige Team rund 150 offizielle Fälle bearbeitet hat.]

 

„Gewalt gegen Frauen ist kein Randthema und kein Einzelfall – sie betrifft uns als Gesellschaft. Jeder Tag, an dem wir nicht hinschauen, ist ein Tag zu viel“, sagte Magdalena Tertel. „Mit dem Aktionstag im Forum wollen wir Menschen im Oberbergischen Kreis niedrigschwellig informieren, zu Gesprächen einladen und Betroffenen Mut machen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.“ Ein wichtiger Baustein sei dabei die anonyme Spurensicherung (ASS). Sie ermöglicht es Betroffenen, nach sexualisierter Gewalt medizinische Spuren sichern zu lassen – ohne sofort eine Anzeige erstatten zu müssen. Dieses Angebot gibt Zeit, Sicherheit und Entscheidungsfreiheit – ein Zeichen des Respekts vor der Selbstbestimmung der Betroffenen.

 

Mit dabei waren auch Schüler der Jakob-Moreno-Schule aus Gummersbach, die mit ihrer Trommelaktion ein deutliches Zeichen gegen Gewalt setzen wollten. Außerdem gab es einen Flashmob zu „One Billion Rising“ – einer weltweiten Kampagne gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Ziel der Choreografie sei, Aufmerksamkeit zu schaffen und Mut zu machen, hinzusehen und sich einzumischen. Darüber hinaus gab es eine Ausstellung zur Kampagne „#unhatewomen“, die sich mit sexistischen, frauenverachtenden und gewaltverherrlichenden Texten in der Popkultur auseinandersetzt. Nicht zuletzt ging es dabei darum, Sprache, Haltung und Verhalten zu hinterfragen und für mehr Respekt und Gleichwertigkeit einzustehen. Und ein besonders berührendes Zeichen wurde erneut mit dem Mahnmal der Kinderschuhe gesetzt: Die zahlreichen kleinen Schuhe standen symbolisch für die 47 Kinder, die im vergangenen Jahr im Oberbergischen direkt von häuslicher Gewalt betroffen gewesen sind.

 

[Das Kreisjugendamt hat 47 Paar Schuhe aufgestellt, die an Kinder und Jugendliche erinnern sollen, die direkt von häuslicher Gewalt betroffen gewesen sind.]

 

Egal ob körperlich, psychisch, sexuell oder digital – „Gewalt gegen Frauen darf niemals hingenommen werden“, sagte Magdalena Tertel. Wie Bundesfamilienministerin Karin Prien befürwortet auch sie den Einsatz der elektronischen Fußfessel für gewalttätige Ex-Partner. Nicht zuletzt gehe es dabei um eine höhere Transparenz, mehr Sicherheit und auch Kontrolle. Und das Beispiel Spanien zeige, dass der Einsatz der elektronischen Fußfessel Leben retten kann. „Gewalt gegen Frauen gehört leider zur Lebenswirklichkeit“, sagte Klaus Grootens. „Aber Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist keine Privatsache.“ Nicht zuletzt sei die Botschaft dieses Tages: „Fühlt euch nicht allein. Wir sehen euer Leid und wir wollen euch helfen.“

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