SOZIALES
Gelebte Nächstenliebe in der Halle 32
Gummersbach – Die beiden Gummersbacher Rotary Clubs haben heute eine „Weihnachtstafel“ für Bedürftige veranstaltet.
Ein Besuch in der Halle 32 gehört für viele Gummersbacher zum Alltag – ob für kulturelle Veranstaltungen, Feierlichkeiten oder im Rahmen der Bundesligaspiele des VfL. Doch so gewöhnlich es für die einen ist: ihnen stehen Menschen gegenüber, für die der Besuch einer Veranstaltungshalle alles andere als alltäglich ist – nicht zuletzt deshalb, weil Eintrittskarten für sie kaum oder gar nicht zu finanzieren sind. Und so führte heute der Weg für viele Gummersbacher erstmalig in die Halle 32. Dort fand auf Einladung der beiden örtlichen Rotary Clubs Gummersbach und Gummersbach-Oberberg in Kooperation mit der Oberbergischen Tafel zum ersten Mal eine „Weihnachtstafel“ statt.
„Das ist eine Aktion mit großer Wertschätzung. Die Betroffenen merken, dass sie uns wichtig sind“, sagte Ulrich Pfeiffer, Vorsitzender der Oberbergischen Tafel. Die heutige Veranstaltung biete einen anderen Rahmen als ein Weihnachtsessen in den üblichen Räumlichkeiten. Geschmückt mit mehreren Weihnachtsbäumen und dekorierten Tischen sowie musikalischer Begleitung von Joey Kuhlewein am Flügel wurde den Besuchern ein festliches Ambiente geboten. Aufgebaut war ein warmes Buffet, als Dessert stand eine große Auswahl an Kuchen zur Verfügung. Gebacken wurde dieser von Mitarbeitern der Tafel und den Rotariern, die die Gäste auch bewirtet haben. „Das ist ein besonderes Beisammensein“, freute sich Pfeiffer.
Die Idee zu einem derartigen Event ist im Kreise des RC Gummersbach-Oberberg entstanden und fand beim Gummersbacher Pendant schnell Anklang. Spenden zu überweisen sei das eine, Aktionen auf die Beine zu stellen und „mit anzupacken“ jedoch etwas anderes. „Wir möchten den Kunden der Tafel etwas Besonderes bieten. Das haben sie verdient“, sagte Thomas Hütt, Präsident des RC Gummersbach-Oberberg. Ein Zusammenkommen, das auch den Bergneustädter Pfarrer Andreas Spierling freute. Er sprach eingangs über die Weihnachtsgeschichte, übersetzte diese in den Alltag: „Wir sind angesehen, so, wie wir sind. Am Tisch ist genug Platz“ – für alle.
[(v.l.) Tetiana Doliska, Yevhenia Kholoshniuk und ihre Großmutter Halyna sind Ende März aus der Ukraine geflüchtet und werden nun durch die Oberbergische Tafel unterstützt.]
Offiziell ging es in der Halle 32 um 11:30 Uhr los. Angemeldet waren zu der „Weihnachtstafel“ rund 600 Personen. Unter den Gästen befanden sich auch viele Geflüchtete aus der Ukraine, so zum Beispiel Tetiana Doliska. Sie kommt aus der südukrainischen Stadt Mykolajiw, kam Ende März zusammen mit ihrer achtjährigen Tochter und ihrer 17-jährigen Nichte nach Gummersbach.
Auch wenn sie hier in Sicherheit ist, sich wohlfühlt: mit ihren Gedanken ist sie bei den Menschen in der Ukraine, spricht von ihrem Mann, ihrer Schwester und den Schwiegereltern. „Hier leuchtet alles schön, und da sitzen die Menschen ohne Strom. Das tut weh.“ Zeitgleich ist sie dankbar für die vielfältige Unterstützung und äußert Verständnis für die erschwerte Situation bei den Tafeln, die mit den ukrainischen Geflüchteten von noch mehr Menschen aufgesucht werden als ohnehin schon: „Die Tafel ist eine ganz große Hilfe.“
[Ulrich Pfeiffer (m.) freute sich über zahlreiche Gäste, so auch über Dr. Marianne Herzog, Gründungsmitglied der Oberbergischen Tafel, und Wiehls ehemaligen Bürgermeister Werner Becker-Blonigen.]
Andreas Stamm, Präsident des RC Gummersbach, zeigte sich beeindruckt ob der zahlreichen Anwesenden: „Das ist überwältigend. Einerseits ist es schön, dass die ‚Weihnachtstafel‘ so gut angenommen wird.“ Doch andererseits sei es auch erschreckend zu sehen, wie viele Menschen in der näheren Umgebung hilfsbedürftig sind.
Ebenfalls in die Halle 32 kam heute Dr. Marianne Herzog. Sie ist Gründungsmitglied der Oberbergischen Tafel, war als Presbyterin tätig. Das erste Weihnachtsfest der Tafel für Bedürftige habe vor 22 Jahren im alten Gemeindehaus der Evangelischen Kirche Gummersbach stattgefunden. Trotzdem sei die Tafel immer ökumenisch betrieben worden, betonte Herzog: „Und getragen wird sie von den Ehrenamtlichen. Das Wohl des Nächsten ist die allererste Menschenpflicht.“
KOMMENTARE
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Großartig, eine solche Veranstaltung durchzuführen.
Ein tolles Zeichen der Menschlichkeit in unruhigen Zeiten ?
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