SOZIALES
Kistenweise Weihnachtsfreude schenken
Oberberg – Tafel Oberberg Süd sammelte am Dienstag Pakete mit Lebensmitteln für bedürftige Menschen – Am Mittwoch werden die Geschenke verteilt – Aktion findet bereits zum 19. Mal statt.
Von Lars Weber
Es ist fast genau 12 Uhr mittags, als die Fahrer Frank Stange, Marcel Jürges und Joachim Hahn rückwärts mit dem Mobil der Tafel an die Treppe hoch zum katholischen Pfarrheim in Wiehl fahren. Zuvor waren sie unter anderem bei der TOB in Bielstein und bei der Kita Sonnenhang in adventlicher Mission gewesen. Als sie die Türen zum Laderaum öffnen, geht ein kurzes Raunen um bei den anderen Helfern, die sich am heutigen Dienstag im Pfarrheim zusammengefunden haben, um Weihnachtskisten mit Lebensmitteln anzunehmen. Die Ladefläche ist voll, kaum ein weiteres Paket hätte noch Platz gehabt. Drinnen im Pfarrheim füllen sich die zusammengestellten Tische dementsprechend schnell mit den meist in Geschenkpapier gehüllten Kartons. Da schwingt schon eine Menge Tradition mit. Zum 19. Mal findet die Aktion der Tafel Oberberg Süd statt. Aber die Ehrenamtlichen um Projektleiterin Liane Althoff sind auch dieses Mal wieder überwältigt von der Spendenbereitschaft – ebenso wie die Menschen, die sich am morgigen Mittwoch über die Kisten voller Weihnachten freuen werden.
Angefangen hat alles mit dem WDR, erinnert sich Althoff, die im zweiten Jahr dazustieß, damals noch als Ehrenamtliche. Der Radiosender rief damals im Verbreitungsgebiet dazu auf, Kisten zu packen mit nötigen Lebensmitteln, aber auch schlicht schönen Dingen, die jenen Menschen eine Freude machen sollten, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen. „Das war schon bombastisch“, erinnert sich Althoff an die Resonanz. Nach einigen Jahren ließ sich der WDR andere Aktionen einfallen – die Tafel Oberberg Süd aber führte die Weihnachtskisten-Tradition fort.
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[Kleine Aufmerksamkeiten finden sich fast in jeder Kiste.]
Und das mit großem Erfolg: Kitas sind ebenso dabei wie Schulen. Die Kinder helfen nicht nur tatkräftig beim Packen, sondern merkten durch die Aktion schon früh, dass es auch Menschen gibt, denen es nicht so gut gehe wie ihnen selbst, so Althoff. Hinzu kommen natürlich auch viele private Spender, die jedes Jahr nicht nur in Wiehl am Abgabeplatz vorbeischauen, sondern auch in Waldbröl, Morsbach, Nümbrecht, Denklingen, Hermesdorf, Drabenderhöhe oder Holpe.
In Wiehl sind am Dienstag in nur zwei Stunden rund 100 bunte Weihnachtskisten zusammengekommen. Gesammelt wird dort bis 18 Uhr. Die gebrachten Pakete werden vom Helferteam eingeteilt. Ist der Inhalt für bis zu zwei Personen geeignet, für eine Familie bis zu vier Personen oder sogar für Haushalte mit fünf Personen und mehr? Die Tafel gibt in einer Liste vor, was sich gut in den Kisten machen würde – gerade Kaffee ist stets sehr beliebt, erzählt Althoff. Aber sie sehen auch an den Kisten, dass die Spender sich viele Gedanken machen. Es gibt Kisten für Vegetarier, Kisten für muslimische Familien, Kisten für Familien mit kleinen Kindern.
[Die Wiehlerin Marion Wolters findet es schön, anderen Menschen eine Freude zu machen.]
Viele Gedanken gemacht hat sich auch Marion Wolters, die gerade zwei Kisten vorbeigebracht hat. Es ist das zweite Jahr, in dem die Wiehlerin bei der Aktion mitmacht. Es sei ein schönes Gefühl, etwas Gutes zu tun. Und bei der Weihnachtskistenaktion wisse sie, dass die Spende in der Region ankommt. Sie habe Dinge eingekauft und gepackt, die sie selbst auch gerne isst – und sie hofft, dass die Menschen, die ihre Kisten mit nach Hause nehmen, viel Freude daran haben werden. Auch eine persönliche Notiz hat sie dazu gelegt. „Ich werde noch viele Jahre der Aktion treu bleiben“, ist Wolters klar.
So wie die Wiehlerin machen es viele der Spender. Eine kleine Aufmerksamkeit, eine Karte, ein selbst gemaltes Bild - die Kisten sollen nicht nur satt machen, sondern auch Wärme verbreiten. Dass ist es auch, was die Ehrenamtlichen und Althoff jedes Jahr aufs Neue rührt und beeindruckt – und das doppelt: Erst, wenn sie die Kisten in Empfang nehmen und einen Tag später, wenn sich die Menschen eine Kiste aussuchen dürfen. „Das ist einfach schön zu sehen“, sagt Alfred Freitag, der seit mehr als 20 Jahren ehrenamtlich bei der Tafel hilft. Der Zuspruch motiviere natürlich auch. „Die Aktion ist ein Stück Weihnachten für uns alle“, sagt Liane Althoff, und schließt sich, ihr Helferteam, die Spender und alle bedürftigen Menschen mit ein.
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[Liane Althoff findet es toll, dass sich die Aktion nach fast 20 Jahren so großer Beliebtheit erfreut.]
Althoff dankt ausdrücklich den Spendern und den Ehrenamtlichen. Sie weiß: Ohne sie könnte die Aktion nicht funktionieren. Denn, obwohl der Bedarf auf einem konstant hohen Niveau ist: „Es reicht immer für alle!“ Im vergangenen Jahr kamen rund 800 Kisten zusammen, von denen etwa 700 an die Tafel-Kunden verteilt wurden. Die restlichen Kisten werden über die Kirchengemeinden an bedürftige Menschen verteilt. Und auch in diesem Jahr soll niemand leer ausgehen – und etwas bekommen, was das Weihnachtsfest auch in schwierigen Zeiten verschönert.
Weitere Informationen zur Aktion - auch zur Ausgabe am Mittwoch, 10. Dezember - gibt es auch hier.
