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Hängepartie um Ersatzneubau: FV-Chef Noss tritt zurück

lw; 02.09.2021, 14:09 Uhr
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Fotos: Michael Kleinjung --- Manfred Noss zeigt auf die Gebäudeschäden, die den Verein bereits seit Jahren beschäftigen.
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Hängepartie um Ersatzneubau: FV-Chef Noss tritt zurück

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lw; 02.09.2021, 14:09 Uhr
Wiehl – Weiterhin Unklarheit darüber, wie es mit dem geforderten neuen Vereinsheim auf der Walter-Lück-Sportanlage weitergehen soll – Bau- und Sportausschuss treffen sich im November.

Von Lars Weber

 

Manfred Noss, der Vorsitzende des FV Wiehl, ist gestern Abend mit sofortiger Wirkung von seinem Posten in dem Fußballverein zurückgetreten. Grund für diesen Schritt ist der Prozess rund um die vom Verein geforderte Errichtung eines Ersatzneubaus des Vereinsheims auf der Walter-Lück-Sportanlage. Der für Noss schwierigen Entscheidung vorausgegangen war die Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Dienstag im Ratssaal, bei der der Verein aus eigener Sicht zum wiederholten Mal von Stadtverwaltung und Ratsmitgliedern hängengelassen worden sei.

 

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Seit mehr als zehn Jahren ist bereits bekannt, dass das 1992 eingeweihte Vereinsheim auf der Walter-Lück-Sportanlage durch Bodensetzungen abgängig ist. Aufgrund der Verwendung von zwei Bodenplatten auf dem aufgeschütteten Steinbruch bricht das Gebäude langsam auseinander. Der Verein hat inzwischen die meisten Bereiche des Gebäudes gesperrt, nur noch WC und Bewirtungsraum sind zugänglich. Seit fünf Jahren liegt eine Planung für einen Ersatzbau in der Verlängerung der Tribüne vor. Kostenpunkt: etwa eine Million Euro. Seitdem geht es zwischen dem FV Wiehl als Pächter und der Stadt als Eigentümerin aller baulichen Anlagen hin und her. Auch in den politischen Gremien war das Thema in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert worden. Verwaltung und Politik setzte auf diverse Fördermittelanträge, um den klammen Haushalt nicht mehr zu belasten als nötig – bislang ohne Erfolg.

 

 

Nun erhoffte sich der Verein bei der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses endlich Bewegung. Der Verein hatte einen Bürgerantrag eingereicht, zusammen mit rund 500 Unterschriften, die das Vorhaben unterstützen. Das Ergebnis der Sitzung: Die Verwaltung möchte eine weitere Fördermitteloption vor einer endgültigen Entscheidung abwarten. Außerdem sollen Richtlinien für die städtische Förderung von Vereinen aufgestellt werden. Deshalb sollen sich am 18. November Bau- und Sportausschuss zu einer gemeinsamen Sitzung treffen. „Noch in diesem Jahr wird eine Entscheidung unabhängig von Fördermitteln getroffen“, versicherte Bürgermeister Ulrich Stücker dem anwesenden FV Wiehl-Vorstand. Zudem kündigte er an, dass die Sanierung der Umkleidekabinen unter der Tribüne nun starten solle.

 

Dem Vorstandsteam war dieses Ergebnis viel zu wenig. Durch Sponsoring und Eigenleistung seien vom Verein bereits 600.000 Euro in die Sportanlage geflossen. Jetzt sei die Stadt als Eigentümerin dran. „Wir brauchen keine Sitzung mehr, die Pläne stehen seit 2016!“, sagte Noss nach der Sitzung und kündigte schon ein Gesamtvorstandstreffen für den gestrigen Mittwoch an, bei dem das weitere Vorgehen besprochen werden sollte. Dabei entschloss er sich zum vorzeitigen Rücktritt. Ansonsten wäre er noch bis zur nächsten Hauptversammlung Ende des Jahres Chef des 700 Mitglieder starken Vereins gewesen. Hauptgrund sei, dass er als Vorsitzender nicht länger in der Haftung stehen möchte, wenn es beim Vereinsheim zu Unfällen käme. „Die Stadt wollte auch auf Bitte des Vereins keine Haftungserklärung abgeben.“ Außerdem sei er verärgert gewesen, dass sich schon im Vorfeld der Sitzung am Dienstag die großen Fraktionen und die Verwaltung auf einen Beschlussentwurf und die Einberufung der Sondersitzung geeinigt hatten.

 

[Das Vereinsheim bricht immer weiter auseinander. Inzwischen sind die meisten Räume gesperrt. Die Verantwortlichen machen sich besonders um die Leitungen Sorgen. Sie wissen nicht, wielange diese noch halten.]

 

Sowohl die CDU-Fraktionsvorsitzende Larissa Gebser als auch Bernd Teuber, Chef der Wiehler SPD, plädierten im Ratssaal dafür, im Sinne der Gleichberechtigung für Sportvereine Standards beziehungsweise Richtlinien zu definieren, um finanzielle Unterstützung seitens der Stadt transparent zu gestalten. „Es ist unstrittig, dass wir helfen wollen, aber wir müssen das auch finanziell stemmen können“, sagte UWG-Fraktionsvorsitzender Hans-Peter Stinner. Bei den Fraktionen der Grünen, der AfD und von Die Linke herrschte über die Vorgehensweise teils Unverständnis. „Wir müssen ein Zeichen an den Verein senden“, sagte Manfred Kriegeskorte (Die Linke). „Wir sollten jetzt beschließen, dass dem Verein geholfen wird, auch damit die Verwaltung unter Druck gesetzt wird“, sagte Jürgen Körber, Fraktionschef der Grünen. Letztlich stimmte nur Körber gegen die Sondersitzung, Daniel Schwach (AfD) enthielt sich.

 

Egal, wie die Geschichte weitergeht: Manfred Noss, der seit 2007 Vorsitzender des FV war, wird mit seinem Rücktritt für noch mehr Rumoren in Wiehl sorgen. Zudem verriet er, dass auch weitere Möglichkeiten seitens des Vereins geprüft werden, um sich weiter Gehör zu verschaffen. Diskutiert werde beispielsweise ein Bürgerbegehren.

 

KOMMENTARE

1

Die Stadt Wiehl ist wirklich weit weg davon, sinnvolle Stadtentwicklung zu betreiben.
Es werden keine bezahlbare Grundstücke erschlossen.
Die Entscheidung des Gymnasiums seit Jahren (fast Jahrzenten) ist eine einzige Farce und der Mitgliederstärkste Fußballverein Oberbergs wird in der Hinsicht auch im Stich gelassen.
Da kann man nur froh sein, dass es danach aussieht dass wenigstens das Stadion stehenbleibt für alle anderen Sportvereine Wiehls

Traurig.

Wiehler Junge, 02.09.2021, 14:25 Uhr
2

Ein richtig guter ist von Bord gegangen , das macht traurig und schadet dem Verein sehr. Ich kann seine Entscheidung jedoch nachvollziehen ich möchte da auch keine Haftung übernehmen. Echt schade

Ingo, 02.09.2021, 19:48 Uhr
3

Zitat "im Sinne der Gleichberechtigung für Sportvereine Standards beziehungsweise Richtlinien zu definieren, um finanzielle Unterstützung seitens der Stadt transparent zu gestalten."
Das ist Bull Shit Bingo.
Macht endlich was, kommt aus den Hufen

Roman Theis, 02.09.2021, 21:32 Uhr
4

Für alles wird unsinniger Weise von der Stadtverwaltung und dem Rat Geld ausgegeben, aber nicht für so ein sinnvolles Projekt.

Stellen wir uns einmal vor, es gäbe keine Vereine mit Ihren ehrenamtlich Tätigen mehr und die Stadtverwaltung müßte die Kosten für die Arbeit tragen.

Ich erinnere an ein Rede des ehemaligen Sparkassendirektors Bösinghaus.

Locke, 02.09.2021, 21:49 Uhr
5

Der FV Wiehl , der eine der größten und erfolgreichsten Jugendabteilung im Gebiet des FVM hat, wird hier zum Spielball der Kommunalpolitik. Und wer leidet darunter, hunderte von Jugendlichen die einfach nur Fußball spielen wollen. Einfach nur traurig.

Jugendtrainer , 03.09.2021, 07:04 Uhr
6

Nahezu 1 1/2 Jahre stehen die Dusch- und Umkleidecontainer auf der WLS und in dieser Zeit hat es die Verwaltung nicht geschafft, die Instandsetzung der Kabinen und Duschen in Auftrag zu geben. Die Hängepartie um den Ersatzneubau ist ein Zeichen von fehlender Weitsicht innerhalb der Verwaltung. Die Jugendvereine in Wiehl schließen sich zu Jugendspielgemeinschaften zusammen, um attraktiv zu bleiben und den Standort Wiehl zu stärken. Dabei wird sicherlich auch von der ersten Mannschaft des FV Wiehl partizipiert, die überregional attraktiven Fußball mit dem "Wiehler Weg" verfolgt. Wieso schafft es die Verwaltung und die Parteien nicht, einen ähnlichen Elan wie die Wiehler Vereine an den Tag zu legen? Ich erinnere an den Beitrag zum Kids Day in Weiershagen und die große Resonanz.

Wiehler Jung, 03.09.2021, 09:04 Uhr
7

Das es soweit kommen muss das ein Vorsitzender Ehrenamtler die Verantwortung über die Gesundheit seiner Vereinsmitglieder nicht mehr gewährleisten kann, ist total verständlich.
Ich stelle mir nur die Frage, ob die Verantwortlichen in der Verwaltung und in der Politik ihre Prioritäten mal schnell überdenken sollten.
Im Moment ist fremdschämen angesagt.

Ehrenamtler, 03.09.2021, 12:52 Uhr
8

Das Verhalten der Stadt Wiehl, aber auch des Rates, ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Ehrenamtler. Und hier ist es auch vollkommen egal, wie der Verein heißt, der an dieser Stelle den Missstand aufzeigt. Am Ende ist es ein klarer Fingerzeig der Politik, wie man zur Unterstützung des Sports steht. Umso trauriger ist es, dass ein Vorsitzender diesen Weg wählen muss, um Gehör zu finden und ein Thema, welches seit vielen Jahren bekannt ist, öffentlich zu machen. Ich drücke den Fußballern die Daumen, dass die Entscheidung von Herrn Noss der richtige Weg ist, um endlich Bewegung in dieses Thema zu bekommen. Wer zahlt eigentlich die Kosten für die Container, die sich seit Ende 2019 auf dem Platz befinden? Ich hoffe, dass dies nicht durch den Verein geschehen muss.

Benjamin, 03.09.2021, 14:05 Uhr
9

Schade schade, das man eine solch tolle Vereinsarbeit durch die Mühlen der Politik kaputt macht. In der Politik, aber nicht nur in Wiehl, stimmt es schon länger nicht. Wird Hilfe gebraucht duckt man sich weg, aber beim nächsten Kameraklick ist man wieder im Bild. Macher wie der Kollege Noss werden im Regen stehengelassen.

, 05.09.2021, 16:42 Uhr
10

Welcher Verein bekommt eigentlich sonst so ein Vereinsheim von der Kommune hingestellt und darf es günstig pachten? Es gibt 5 (!) Fußballvereine in Wiehl, nicht nur einen. Dass die Politik hier jeden Verein gleich behandeln möchte, zeigt, dass man mal etwas weiter blickt, als der FV Wiehl. Für ihn scheint die Stadtgemeinde von der Walter-Lück-Sportanlage bis zum Wiehltalstadion zu gehen. Konsequent wäre: Pachtvertrag auflösen, Gebäude abreißen und dann einen Betrag X zu einem Neubau zuschießen. Das wäre fair gegenüber allen anderen Sportvereinen, die ihre Vereinsheime größtenteils selbst finanziert haben.

Wiehler, 07.09.2021, 11:35 Uhr
11

Der FV Wiehl hat seit 2007 rd. 600.000 EUR an Eigenleistung in die Infrastruktur der Sportanlage-Walter-Lück eingebracht (Eigenleistung, Sponsoring, Spenden). Insofern muss man keine Angst vor einem von der Politik geforderten Vergleich mit den übrigen Vereinen haben.

Ein Südkreisler, 08.09.2021, 07:05 Uhr
12

Lieber Wiehler zum Kommentar Nr.10.
Der FV Wiehl Abteilung Fußball hat in der Vergangenheit ca. 600.000 Euro selbst generiert um unter anderem einen Kunstrasenplatz zuerrichten, eine Tribüne mit einem Sponsor zu bauen, eine Anzeigentafel über Sponsering anzuschaffen ,Zäune um den Platz zu bauen und als letztes Projekt eine LED Flutlichtanlage über Fördermittel und zur Hälfte aus eigenem Mitteln bzw. durch Spenden zu installieren.
Anscheinend soll hier der Eindruck entstehen, das der FV Wiehl nur fordert und sich alles bezahlen lassen möchte. Dem ist nicht so! Das Vereinsheim ist nicht mehr sicher und ist in der Verantwortung der Stadt Wiehl. Nur zur Erinnerung!

Auch ein Wiehler, 08.09.2021, 11:25 Uhr
13

Lieber Wiehler von Kommentar Nr 12:
Na ich sagte ja: Die Stadt Wiehl reißt das Vereinsheim ab, gibt den Anteil, den alle anderen Vereine auch bekommen für ihr Projekt (egal ob Kunstrasen oder Vereinsheim) dem FV Wiehl und der baut sich dann ein neues Vereinsheim? Wenn der FV Wiehl mehr als alle anderen haben möchte, ist sein Eigenanteil natürlich höher als bei anderen Vereinen.
Worauf es hinaus läuft: Jeder Verein hat aber von der Stadt ein Anrecht auf identische Förderung. Die Aufrechnung der Eigenleistungen ist ja schön und gut. Aber am Ende ist das nur eventuell der qualitative Unterschied zu den anderen Vereinen.

Im übrigen käme die Stadt Wiehl mit einem Abriss des Vereinsheims ihrer Verantwortung nach.

Wiehler, 08.09.2021, 13:18 Uhr
14

Lieber Wiehler Nr. 10
Der FV Wiehl kooperiert hervorragend mit den umliegenden kleineren Vereinen, und hat natürlich eine gigantische Jugendforderung, von denen alle profitieren, von daher aber auch eine ganz andere Mitgliederzahl, für die es gilt die Verantwortung zu übernehmen. Ich kann dem Kollegen Noss nur meine größte. Wertschätzung aussprechen und bin sicher das ihm keine andere Wahl blieb. Ich kenne aber auch kaum einen Sportverein in der Stadt Wiehl der benachteiligt würde. Gelder die dringend für die Jugend gebraucht wird, sollten gewissenhaft diskutiert werden.

, 08.09.2021, 18:53 Uhr
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