SPORT
Nümbrecht will sich in Demut üben
Nümbrecht – Die Handballer des SSV Nümbrecht wollen sich nach dem dritten Platz in der Abschlusstabelle der vergangenen Oberligasaison verbessern, aber auch demütig in die Saison gehen – Trainer Manuel Seinsche freut sich über hochkarätige Verstärkungen.
Von Thomas Giesen
Die vergangene Oberligasaison endete für die Handballer des SSV Nümbrecht standesgemäß. Mit einem Kempatrick erzielte Dag Dissmann den letzten Treffer ebenso spektakulär wie die vorangegangene Handballspielzeit verlaufen war und sicherte seinem Team gegen Schwarz-Rot Aachen noch ein Unentschieden. Zugegeben, spektakulär war eigentlich nur die Hinrunde, in der die Nümbrechter erst nach 13 Siegen in Folge gegen den MTV Köln den ersten Punktverlust hinnehmen mussten und zuvor die Zuschauer meist mit konsequentem Tempohandball begeisterten. Das Ziel, ungeschlagen in die Winterpause zu gehen, verpasste der SSV dann auch noch und unterlag den Schwarz-Roten aus Aachen.
Für Platz eins und den inoffiziellen Titel des Wintermeisters reichte es aber trotzdem. Dennoch deutete sich eine schwierige Rückrunde an. Wehwehchen mehrten sich, hinzu gesellten sich später teils schwere Verletzung. Sebastian Deilmann (Rippenbrüche), Marius Euteneuer (Sprunggelenk ausgekugelt, oberes Sprunggelenk gebrochen, Wadenbeinbruch und Syndesmosebandriss), Philipp Donath (Kreuzbandriss) und Jens Frey (Achillessehne) sind bis heute noch nicht einsatzfähig. Die Erfolgsserie war gerissen, doch am Ende reichte es für die Seinsche-Truppe immerhin noch zu einem starken dritten Rang in der Abschlusstabelle. Jörg Weber, SSV-Vorstand und Sportlicher Leiter, sagte kurz nach der Spielzeit, man wolle sich in der kommenden Saison verbessern und schaffte dafür auch die personellen Voraussetzungen.
Gleich drei Spieler aus Gelpe/Strombach verpflichtet
Mit Tobias „Pepe“ Schröter konnte ein echter Kracher gewonnen werden. Der ehemalige Bundesligaprofi des VfL Gummersbach, zuletzt beim Regionalligadritten HC Gelpe/Strombach unter Vertrag, will zum Ende seiner Handballkarriere noch einmal in der Oberliga angreifen. Mit Tim Hartmann und Harald Roth, ebenfalls vom HCGS, kehren zwei weitere Hochkaräter mit Stallgeruch nach Nümbrecht zurück und verpassen dem Aufgebot eine weitere ordentliche Portion Erfahrung auf Top-Niveau. „Wir haben als Verein daran gearbeitet, dass so tolle Spieler wieder zu uns zurückkommen. Die anderen Spieler werden von ihnen profitieren“, freut sich Weber. Jannis Schoger, vom CVJM Oberwiehl gekommen, sorgt als Nachwuchstalent auf der Torwartposition für mehr Konkurrenzkampf. Zudem gibt es keine Abgänge.
[Manuel Seinsche (2.v.r.) mit seinen Neuzugänngen.]
„Wir haben selbstbewusst gesagt, dass wir uns entwickeln wollen und damit meinen wir die Spielqualitäten der Spieler. Was dabei herauskommt, sehen wir dann“, will sich Weber nicht darauf festlegen, dass es mindestens wieder Tabellenplatz Platz drei werden soll. Über einen möglichen Aufstieg will er ohnehin nicht spekulieren. Auch Trainer Manuel Seinsche ist weit davon entfernt, eine Kampfansage zu formulieren. „Ich sehe die Saison als weitere Treppenstufe. In der vorletzten Saison haben wir so gerade den Sprung in die Aufstiegsrunde geschafft, jetzt sind wir Dritter geworden. Ich glaube, dass das den Anspruch geweckt hat, Platz drei zu bestätigen und uns zu verbessern“, erklärt er.
Seinsche hat einen anderen Meisterschaftsfavoriten
Von der Favoritenrolle sind die Nümbrechter auch ein gutes Stück entfernt. Die HSG Siebengebirge hat ihren Kader mächtig aufgerüstet und verpflichtete gleich drei Drittligaspieler. „Die haben andere finanzielle Möglichkeiten als wir. Sie haben offensiv gesagt, dass sie die dritte Liga anpeilen“, will Seinsche mit dem scheinbar übermächtigen Gegner gar nicht erst in Konkurrenz treten. Sollte es überraschend doch zu einem Rennen um den Titel kommen, ist der Showdown schon angelegt. Am letzten Spieltag ist Nümbrecht Gast am Oberpleiser Sonnenhügel.
Ohnehin müsse man sich in Demut üben. „Vor dem Auftakt steht ein großes Fragezeichen. Die ersten fünf Spiele sind die erste Treppenstufe der Saison. Mit Pulheim, Schwarz-Rot Aachen, Birkesdorf, Longerich und Rheinbach haben wir ein schweres Programm“, mahnt Seinsche, der auch die jüngste Leistung bei der 26:30-Niederlage gegen den HC Gelpe/Strombach im BSP-Cup nicht überbewerten will. „Wir haben lange gegengehalten und viele Beobachter haben später gesagt, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben. An diese Leistung müssen wir anknüpfen“, so Seinsche, der das Unentschieden im dritten BSP-Cup-Duell gegen den CVJM Oberwiehl als „Signal“ bewertet. „Das hat gezeigt, dass wir einiges nachzuholen haben und dass es nur reicht, wenn wir 100 Prozent geben. Das war wichtig für den Kopf.“
„Wir haben eine tolle Mannschaft“
Bei aller Demut schlägt Seinsche (Foto) dann aber auch optimistische Töne an. „Wir haben eine tolle Mannschaft. Die Neuzugänge verschaffen uns ein variableres Rückraumspiel und eine neue Abwehrformation. Wir haben jetzt ganz andere Möglichkeiten. Früher ist viel über Jannik Lang gegangen. Jetzt wollen wir schwerer auszurechnen sein.“ Noch sei nicht jede Entscheidung gefallen, wer nun letztendlich dem Oberligakader angehören wird. Eine enge Kooperation mit der zweiten Mannschaft werde es auch weiterhin geben. So wird so mancher aus dem unten angegeben Aufgebot zunächst einen Platz in der Verbandsligareserve haben.
Zugänge
Jannis Schoger (CVJM Oberwiehl)
Tim Hartmann
Harald Roth
Tobias Schröter (alle HC Gelpe/Strombach)
Abgänge
Keine
Spielerkader
Tor
Tom Rydzewski
Jannis Schoger
Alexander Orth
Feld
Lucas Söntgerath
Dag Dissmann
Benedikt Opitz
Dominik Donath
Fabian Benger
Tim Hartmann
Jan Sonka
Jannik Lang
Harald Roth
Marcel Miebach
Jens Frey
Johannes Urbach
Markus Meister
Mario Weißner
Philipp Donath
Marius Euteneuer
Sebastian Deilmann
Simon Schanz
Stefan Ufer
Tobias Schröter
Niklas Witthaut
Torben Lang
Moritz Menger
Trainer
Manuel Seinsche
Co-Trainer
Ingo Werblow
Torwarttrainer
Sven Achenbach
Athletiktrainer
Christian Hebenstreit
Physiotherapeutin
Geli Hebenstreit
KOMMENTARE
1
Stärkster SSV-Kader seit Jahren. Man darf gespannt sein, ob die Verantwortlichen ruhig bleiben, wenn es nicht läuft. Das war ja in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Aufstieg auf jeden Fall machbar mit dem Personal.
Nümbrechter, 17.08.2023, 18:28 Uhr2
Mit diesem Kader in "Demut" üben ist für mich pures understatement. Ganz klar ein Kandidat für die vorderen Plätze!
Handballfreund, 21.08.2023, 09:02 Uhr3
Mit dem Kader & den Neuzugängen ist mind. Platz 2 absolute Pflicht. Und auch mit Siebengebirge ist der SSV vom Kader her auf Augenhöhe.
Alles andere als 24 Pflichtsiege und zwei spannende direkte Duelle um den Aufstieg, wären eine Enttäuschung.
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