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BCW verpasst erneuten Finaleinzug: Wittorf triumphiert nach Krimi
Wipperfürth – Faustdicke Überraschung im Halbfinale um die Deutsche Badminton-Meisterschaft: Der klar favorisierte 1. BC Wipperfeld unterlag vor eigener Kulisse dem Außenseiter aus dem hohen Norden.
Playoff-Halbfinale um die Deutsche Badminton-Meisterschaft
1. BC Wipperfeld – Blau-Weiss Wittorf-Neumünster 3:4.
Riesenenttäuschung für den 1. BC Wipperfeld: Der Badminton-Bundesligist verlor völlig überraschend das Playoff-Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft gegen Blau-Weiss Wittorf-Neumünster aus Schleswig-Holstein nach einem echten Krimi mit 3:4. Der Dritte der Hauptrunde hatte mit der Qualifikation für das Semifinale bereits den größten Erfolg der Vereinsgeschichte gefeiert und steht nun erstmals im Endspiel, das am 3. August im Rahmen des Multisportevents "Die Finals" in der BallsportArena Dresden stattfindet. Gegner ist der amtierende Champion SV Fun-Ball Dortelweil, der den früheren Serienmeister Saarbrücken-Bischmisheim ebenso knapp mit 4:3 niederrang.
Klubchef Andreas Lamsfuß war nach der Pleite konsterniert, wollte dem Team jedoch keinen Vorwurf machen. „Es tut sehr weh, weil die Mannschaft das ganze Jahr über so toll gekämpft hat. Manchmal ist das Tor wie vernagelt und die einfachen Punkte wollen nicht fallen. Die Spieler haben alles gegeben, sind aber keine Roboter, sondern auch nur Menschen. Da darf es Tage geben, wo es nicht läuft“, erklärte der Teamchef, der sich als fairer Verlierer zeigte. „Wittorf ist über sich hinausgewachsen und hat sich den Sieg verdient. Wir gönnen ihnen, dass sie erstmals im Finale sind.“
[Arnaud Merklé sorgte mit dem Sieg gegen Jonathan Dresp für den Punkt zum 1:2.]
Vor 100 Zuschauern in der Wipperfürther VOSS-Arena war alles angerichtet für den fünften aufeinanderfolgenden Finaleinzug der klar favorisierten Gastgeber, die in der Hauptrunde in beiden Partien gegen die Nordlichter die Oberhand behalten hatten (6:1, 4:3). Doch schon in den Auftaktmatches kristallisierte sich heraus, dass es ein komplizierter Abend werden würde.
Bei Jones Ralfy Jansen und Gregory Mairs waren im 1. Herrendoppel anfangs deutliche Abstimmungsprobleme zu erkennen, sodass das BCW-Duo gegen Sören Toft Hansen und Mathias Thyrri mit 0:2-Sätzen ins Hintertreffen geriet. Danach weckten Jansen/Mairs ihren Kampfgeist, wehrten im dritten Satz drei Matchbälle ab und glichen in der Folge zum 2:2 aus. Die Dänen Hansen/Thyrri ließen sich aber nicht verunsichern und machten mit einem 11:6 im Entscheidungssatz den ersten Punkt für die Gäste klar.
Ähnlich verlief das parallel laufende Frauendoppel auf dem anderen Court. Jenny Mairs und Thuc Phuong Nguyen lagen ebenfalls mit 0:2-Sätzen hinten, schafften dann aber den zwischenzeitlichen Ausgleich. Im fünften Satz gingen die Wittorferinnen Franziska Volkmann und Anna Siess Ryberg schnell deutlich in Führung, weil sich vor allem Nguyen viele leichte Fehler leistete. Zwar konnten die Wipperfelderinnen noch einmal verkürzen, doch letztlich gewannen Volkmann/Ryberg den letzten Abschnitt mit 12:10. Bezeichnend: Beim Matchball landete ein Schlag von Nguyen im Netz.
[Jenny Mairs und Thuc Phuong Nguyen holten im Frauendoppel zwar einen 0:2-Satzrückstand auf, gaben das Match am Ende aber ab.]
Die mit einem kleinen Aufgebot angereisten Gäste – unter anderem fehlten die Stammkräfte Bjarne Geiss, Andi Fadal Muhammad und Hans-Kristian Vittinghus – wurden dann in den Einzeln auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Toft Hansen musste nach dem anstrengenden Doppel nach kurzer Pause gleich wieder ran und unterlag Nhat Nguyen glatt in drei Sätzen. Ebenso deutlich gestaltete Arnaud Merklé das 2. Herreneinzel gegen Jonathan Dresp, der gegen den spielfreudigen Franzosen chancenlos war.
Alles schien den erwarteten Gang zu nehmen, zumal die Grimley-Zwillinge im 2. Herrendoppel nichts anbrennen ließen und gegen Jonathan Dresp/Patrick Volkmann mit 3:0 triumphierten. So war es die Aufgabe von Kristin Kuuba bzw. Gregory Mairs und Jenny Mairs, den entscheidenden vierten Zähler unter Dach und Fach zu bringen.
Doch obwohl Kuubas Widersacherin Anna Siess Ryberg bereits das Doppel in den Beinen hatte, hinterließ die Dänin den frischeren Eindruck und verpasste der Wipperfelderin, die im Einzel sonst eine sichere Bank ist, eine 1:3-Niederlage. Und auch die Eheleute Mairs waren nicht in der Lage, die sich abzeichnende Pleite abzuwenden. Sie gaben das gemischte Doppel gegen Mathias Thyrri/Franziska Volkmann unerwartet in vier Sätzen ab – das sensationelle Aus für Wipperfeld war besiegelt.
[Mark Lamsfuß (oberes Foto 2. v.li.) unterstützte seine Teamkollegen als Coach, Jones Ralfy Jansen und Gregory Mairs verloren das 1. Herrendoppel mit 2:3.]
Ärgerlich für den BCW: Die frischgebackene Einzel-Europameisterin Line Højmark Kjærsfeldt – sie wurde bei den Teamvorstellung von Andreas Lamsfuß mit einem Präsent geehrt – durfte nicht eingesetzt werden, weil sie während der regulären Saison nicht die ausreichende Zahl an Partien bestritten hat. Um in den Playoffs spielberechtigt zu sein, müssen die Akteure bei mindestens 40 Prozent der Ligabegegnungen im Kader gestanden haben.
„Die Europameisterin auf der Bank lassen zu müssen, ist eigentlich eine Schande“, erklärte Andreas Lamsfuß. Allerdings hatten auch die Wittorfer mit dieser Regel zu kämpfen und mussten deshalb auf Muhammad und Vittinghus verzichten. BCW-Nationalspieler Mark Lamsfuß konnte wegen der Folgen seiner langwierigen Knieverletzung nicht mitwirken, unterstützte seine Mannschaftskollegen aber als Coach. Wahrscheinlich wird der 30-Jährige im Sommer wieder auf dem Parkett stehen.
Ob eine andere Aufstellung den Ausgang des Duells beeinflusst hätte, ist Spekulation. Womöglich wäre es besser gewesen, die Grimley-Brüder im 1. Herrendoppel zu platzieren, meinte Andreas Lamsfuß. Der Kader der Wipperfelder Equipe bleibt in der nächsten Spielzeit nahezu unverändert. nach Angaben des Teamchefs wird sich lediglich Kenneth Neumann verabschieden und zum Halbfinal-Kontrahenten Wittorf wechseln. Lamsfuß gab sich kämpferisch und versicherte, dass in der kommenden Spielzeit ein weiterer Anlauf auf den Titelgewinn gestartet werden soll.
Zu Beginn wurde mit Werner Lammerich ein verdienter Referee verabschiedet. Nach 40-jähriger Tätigkeit, auch auf internationaler Bühne, hatte er gestern seinen letzten Einsatz als Offizieller auf dem Schiedsrichterstuhl.
Ergebnisse
1. Herrendoppel
Jones Ralfy Jansen/Gregory Mairs – Sören Toft Hansen/Mathias Thyrri 5:11, 10:12, 14:12, 11:9, 6:11
Frauendoppel
Jenny Mairs/Thuc Phuong Nguyen – Franziska Volkmann/Anna Siess Ryberg 9:11, 10:12, 11:8, 11:6, 10:12
1. Herreneinzel
Nhat Nguyen – Sören Toft Hansen 11:7, 11:5, 11:6
2. Herreneinzel
Arnaud Merklé – Jonathan Dresp 11:3, 11:8, 11:5
2. Herrendoppel
Christopher Grimley/Matthew Grimley – Jonathan Dresp/Patrick Volkmann 11:8, 11:9, 11:8
Fraueneinzel
Kristin Kuuba – Anna Siess Ryberg 4:11, 11:9, 2:11, 9:11
Mixed
Gregory Mairs/Jenny Mairs – Mathias Thyrri/Franziska Volkmann 9:11, 4:11, 11:9, 9:11
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