WIPPERFüRTH
Dauerhaftes Mahnmal für die Opfer
Wipperfürth – In Kreuzberg erinnert ab sofort eine Stolperschwelle an die Bewohnerinnen des ehemaligen Liebfrauenklosters, die im Jahr 1942 von den Nationalsozialisten deportiert wurden.
Von Kathrin Roloff-Jamin
Der Arbeitskreis zur Aufarbeitung der Opfer des Nationalsozialismus der Stadt Wipperfürth hatte 2023 seine Arbeit aufgenommen. Ziel ist es, anhand von Aufzeichnungen, Zeitzeugen oder Angehörigen jene Menschen zu finden, deren Schicksale bisher unklar war oder auch noch ist und ihnen zu gedenken. Der Initiator der „Stiftung Spuren“, Gunter Demnig, setzt den Opfern des NS-Regimes seit vielen Jahren europaweit ein besonderes Denkmal mit Stolpersteinen und -schwellen. „Mein Antrieb ist die Dankbarkeit der Angehörigen, aber auch das Interesse von Jugendlichen, die sich fragen, wie das im Land der Dichter und Denker passieren konnte“, erzählte der Künstler.
[Bürgermeisterin Anne Loth, Künstler Gunter Demnig und Mitglieder des Arbeitskreises gedenken den Opfern.]
Die Gedenksteine werden vor den Wohnhäusern der Opfer in den Boden eingelassen. Darauf stehen die Namen und, wenn bekannt, welches Schicksal sie erfahren haben. Am 9. Juni 1942 wurden 44 Patientinnen mit psychischen Erkrankungen und anderen Beeinträchtigungen vom Liebfrauenkloster Kreuzberg in die berüchtigte Anstalt Galkhausen deportiert. Viele wurden weiter verlegt in andere Einrichtungen. Ihre Schicksale sind unbekannt. Um den Frauen zu gedenken, wurde am Sonntag am Standort des ehemaligen Liebfrauenklosters in der Westfalenstraße eine Stolperschwelle aus Beton und Messing in den Boden gelassen, die erste in Oberberg. „Sie soll daran erinnern und gleichzeitig mahnen, was hier passiert ist“, sagte Wipperfürths Bürgermeisterin Anne Loth.
An der Verlegung nahmen viele Menschen teil, sie säumten die Straße. Darunter waren nicht nur Mitglieder des Arbeitskreises, sondern auch Angehörige und der örtliche Schützenverein. Für die Zeremonie wurde die Straße gesperrt. Als Gunter Demnig die Stolperschwelle behutsam in die Öffnung hob, entstand eine ganz besondere Atmosphäre. Dann wischte er vorsichtig noch einmal mit einem Tuch über die in Messing gestanzte Schrift. „Die Stolperschwelle soll uns auch daran erinnern, wie wertvoll Frieden ist“, ergänzte Loth andächtig.
Demnig gibt vielen Menschen einen Namen und macht ihr Schicksal öffentlich. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, zitiert er immer wieder gern. Der gebürtige Berliner erinnert mit Stolpersteinen seit 1996 an die Opfer des Nationalsozialismus. Mehr als 90.000 Gedenksteine soll seine Initiative bereits in Europa verlegt haben.
BILDERGALERIE