BLAULICHT

Angriff auf Polizisten: Morsbacher muss hinter Gitter

ks; 10.07.2024, 15:30 Uhr
Foto: Archiv.
BLAULICHT

Angriff auf Polizisten: Morsbacher muss hinter Gitter

ks; 10.07.2024, 15:30 Uhr
Waldbröl – Ein 39-jähriger Morsbacher soll Polizisten beschimpft und mit Wackersteinen beworfen haben – Nun musste er im Amtsgericht Waldbröl auf der Anklagebank Platz nehmen.

Dass Alexej S. (Anm.d.Red.: Name geändert) gestern nicht ganz nüchtern im Amtsgericht Waldbröl aufgeschlagen ist, war dem 39-Jährigen deutlich anzusehen. Auf Nachfrage von Richter Haase gab der Angeklagte zu, erst kürzlich Drogen konsumiert zu haben – zuletzt wohl am vergangenen Wochenende. Doch seine Sucht war nicht das größte Problem, mit dem der Morsbacher gestern konfrontiert war. „Ich habe hier eine grüne Akte von Ihnen. Das ist eine Bewährungsakte“, erklärte der Vorsitzende am Ende der Beweisaufnahme. „Sie müssen dann wegen der alten und der neuen Straftat ins Gefängnis.“

 

Im Juli 2022 wurde Alexej S. erstmals schuldig gesprochen – damals am Amtsgericht Gummersbach. Vorausgegangen war dem eine Auseinandersetzung, die der heute 39-Jährige mit seiner damaligen Frau hatte. Nach einem verbalen Streit soll er sie geschlagen und verletzt haben – auch dann, als seine Frau bereits auf dem Boden lag. Verurteilt wurde er vor zwei Jahren deshalb zu einer einjährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung. Ausgesetzt war diese bis Ende Juli 2025. Gestern musste Alexej S. wegen einer anderen Sache im Amtsgericht Waldbröl auf der Anklagebank Platz nehmen – und ist diesmal nicht mit einer Bewährungsstrafe davongekommen.

 

Die Staatsanwaltschaft warf dem Morsbacher Beleidigung, Sachbeschädigung und einen tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte vor. Zusammen mit einem Kumpel soll er sich am 14. Oktober 2023 auf dem Vorplatz des Morsbacher Rathauses aufgehalten haben. „Ich war bei der Sparkasse am Schlafen. Dann wurden wir kontrolliert und haben einen Platzverweis bekommen“, erzählte der Angeklagte. Zunächst habe er sich auf den Heimweg gemacht – doch dann sei die Situation eskaliert. „Ich weiß nicht, warum das eskaliert ist“, sagte er im Gerichtssaal. Auch daran, Polizeibeamte beleidigt und mit Wackersteinen nach ihnen geworfen zu haben, könne er sich nicht erinnern.

 

Anders stand es um das Erinnerungsvermögen der Polizisten, die gestern ausgesagt haben. „Wir haben lange versucht, die beiden wach zu bekommen“, sagte ein Polizeikommissar. Bei der Personenkontrolle sei dann aufgefallen, dass noch eine Fahndung offen und die Fahrerlaubnis von Alexej S. zur Einziehung ausgeschrieben sei. Nachdem die Polizisten den Führerschein einkassiert hatten, hätten sie die beiden Männer aus der Bank begleitet und ihnen einen Platzverweis erteilt. Zunächst sei Alexej S. von dannen gezogen – doch dann in Rage geraten.

 

Der 39-Jährige soll gegen eine Laterne getreten und damit angefangen haben, „zu Brüllen, zu Fluchen und zu Schimpfen“, sagte eine Polizeioberkommissarin. Dabei seien vorwiegend russische Schimpfwörter gefallen. „Die Klassiker“, wie ein Polizist anmerkte. Außerdem soll er den Beamten auf Deutsch „Ich schneide euch die Köpfe ab!“ zugebrüllt und faustgroße Wackersteine in Richtung der Polizisten geschmissen haben, sich dann abrupt umgedreht und auf die Beamten zugelaufen sein. Diese wiederum sollen den Mann zu Boden gebracht, festgenommen und nach Gummersbach gebracht haben, wo er in Gewahrsam kam.

 

Alexej S. soll zu dem Zeitpunkt 1,53 Promille gehabt und zuvor auch Amphetamine und womöglich auch Ecstasy konsumiert haben. Um etwas gegen seine Drogenabhängigkeit zu tun, soll er seinem Anwalt zufolge bereits zwei Termine bei der Suchtberatung wahrgenommen haben – bloß was bei den Terminen besprochen worden ist, konnte der Morsbacher so gut wie gar nicht wiedergeben. Die Staatsanwaltschaft sah ein einschlägiges Bewährungsversagen und keine positive Sozialprognose, forderte deshalb eine neunmonatige Freiheitsstrafe. Anders sah das der Verteidiger des 39-Jährigen. Er sprach sich für eine sechsmonatige Freiheitsstrafe aus, die zur Bewährung ausgesetzt werden sollte.

 

„Ihr Rechtsanwalt hat alles für Sie versucht. Aber ich sehe bei Ihnen keine Auseinandersetzung mit der Tat und der Sucht“, sagte Richter Haase zu dem Angeklagten. „Sie wissen, was eine Bewährung bedeutet, aber machen dann so einen Mist.“ Verurteilt wurde Alexej S. zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten. Dessen Anwalt erklärte keinen Rechtsmittelverzicht.

WERBUNG