BLAULICHT

Gummersbacher Amtsrichter sagt am Landgericht zu sieben Jahre altem Prozess aus

pn; 14.09.2024, 09:00 Uhr
Foto: Peter Notbohm ---- Am Landgericht Köln läuft derzeit ein Prozess gegen drei Männer. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung vor.
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Gummersbacher Amtsrichter sagt am Landgericht zu sieben Jahre altem Prozess aus

pn; 14.09.2024, 09:00 Uhr
Gummersbach - Im Prozess um eine brutale Attacke in Gummersbach aus dem Jahr 2016 musste Amtsrichter Ulrich Neef am zweiten Verhandlungstag aussagen - Laut ihm soll ein Familienstreit der Hintergrund für die gewalttätige Auseinandersetzung gewesen sein.

Von Peter Notbohm

 

Mehr als acht Jahre ist die brutale Attacke auf zwei Männer aus Gummersbach her, die seit Mittwoch am Landgericht Köln verhandelt wird. Nachdem die drei Angeklagten zum Auftakt weitgehend geschwiegen oder die Tat bestritten hatten (OA berichtete), kam am zweiten Verhandlungstag etwas mehr Licht ins Dunkel des bislang verworrenen Falls.

 

Die 5. Große Strafkammer um den Vorsitzenden Richter Peter Koerfers nahm sich ausführlich Zeit, um den Gummersbacher Richter Ulrich Neef zu vernehmen, der das Verfahren 2017 am Amtsgericht geleitet hatte und zu den damaligen Aussagen der Angeklagten Angaben machen sollte. Er hatte den Prozess damals ausgesetzt und an das Landgericht abgetreten, da aus Sicht des Schöffengerichts auch eine Verurteilung wegen eines versuchten Tötungsdeliktes in Betracht kam, wofür ein Schwurgericht zuständig ist.

 

Bei den drei Angeklagten Eason O. (43), Haias O. (47) und Laith O. (40) (Anm.d.Red.: alle Namen geändert) handelt es sich demnach um Brüder, die am 18. Februar 2016 nach Gummersbach gereist sein sollen, um den Schwiegervater von Eason O. sowie dessen Sohn in der Gummersbacher Ortschaft Steinenbrück brutal mit Holzlatten und Baseballschlägern zusammenzuschlagen. Auch ein Messer wurde damals eingesetzt. Eins der Opfer erlitt zwei Schnittwunden an Kopf und Nacken. Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Irakern gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung vor.

 

Der genaue Hintergrund der Tat blieb aber auch nach der Vernehmung Neefs noch nebulös, da sich der Amtsrichter nach über sieben Jahren, in denen der Fall ausgesetzt war, nur noch schemenhaft an den Prozess erinnern konnte und zur Auffrischung nur die damaligen Protokolle, aber nicht die Akte, zur Verfügung hatte. Er erinnerte sich allerdings daran, dass der Schwiegervater sich darüber beschwert haben soll, dass seine Töchter von der Familie der drei Angeklagten schlecht behandelt worden sein sollen.

 

Zudem soll ein nicht zurückgezahltes Darlehen in Höhe von 10.000 Euro im Raum gestanden haben. Mit dem Geld sollten demnach weitere Familienangehörige aus dem Irak nach Deutschland geholt werden. Von der angeheirateten Familie soll der Mann nichts gehalten haben. „Ich bin böse auf die gesamte Familie“, soll er damals gesagt haben. An den genauen Wortlaut konnte sich Richter Neef aber auch auf Vorhalt der Kammer nicht mehr genau erinnern.

 

Von insgesamt fünf Männern soll der Schwiegervater damals gesprochen haben, zwei sind bis heute unbekannt. Eigentlich soll ein Gespräch vereinbart gewesen sein, doch es wurde wohl ein Hinterhalt. Eason O. soll demnach sofort mit einer Holzlatte auf seinen Schwiegervater losgegangen sein. Auch die anderen beiden Angeklagten sollen laut Neef von dem Mann damals belastet worden sein.

 

An viele Einzelheiten konnte sich der Richter aber nicht mehr erinnern. Wortfetzen wie „Wir haben ihn umgebracht“ oder „Aufhören, es ist es erledigt“, waren ihm allerdings in Erinnerung geblieben. Sein Fazit der zweitägigen Verhandlung in Gummersbach lautete daher: „Mir blieb der gesamte Sachverhalt ziemlich im Trüben. Ich hatte den Eindruck, dass einiges verschwiegen wurde und Einzelheiten zu den Hintergründen nicht vollständig aufgedeckt wurden.“

 

Auch an die Aussagen der drei Angeklagten hatte Neef nur noch vage Erinnerungen. Eason O. habe damals behauptet mit zwei Männern mit dem Zug nach Gummersbach gereist zu sein. Am Bahnhof soll sein Bruder Haias O. mit einem Fahrzeug gewartet haben und die Männer nach Steinenbrück gebracht haben. An der Attacke sei der Bruder aber nicht beteiligt gewesen, sondern im Auto gewartet haben. Zeugen berichteten am Amtsgericht laut Neef von einem VW mit Münchener Kennzeichen als Fluchtfahrzeug. Eine ähnliche Geschichte wie sein Bruder habe auch Haias O. damals erzählt. Sein Bruder habe ihm damals berichtet, dass der Schwiegervater übergriffig geworden sei und er sich mit der mitgebrachten Holzlatte verteidigt habe.

 

Ob das Alibi von Laith O. stimmt, der damals behauptet hatte, noch nie in Gummersbach gewesen zu sein und am Tattag in München in einem Bauhaus-Markt angeblich einkaufen war, konnte Neef ebenfalls nicht abschließend beurteilen. Zwar sei dem Gericht damals eine Quittung vorgelegt worden, von wem diese wirklich gestammt habe, sei aber nicht zu ermitteln gewesen. Die Brüder hätten laut Neef damals gesagt, dass es keine Verabredung gebe, dass einer von ihnen die Schuld übernehme.

 

Der Prozess wird kommende Woche fortgesetzt.

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