GUMMERSBACH

Klimaanpassung in Gummersbach: Verbesserungspotential vorhanden

pn; 27.06.2025, 21:50 Uhr
Foto: Peter Notbohm ---- Die beiden Staudenmisch-Biotope am Eingang zur Gummersbacher Fußgängerzone sind eine der Klimaanpassungsmaßnahmen in der Kreisstadt aus den vergangenen Jahren.
GUMMERSBACH

Klimaanpassung in Gummersbach: Verbesserungspotential vorhanden

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pn; 27.06.2025, 21:50 Uhr
Gummersbach - Die Kreisstadt ist mit dem European Climate Adaption Award in Bronze ausgezeichnet worden - Im Rathaus will man weiter aktiv bleiben und hat bereits ein Aktivitätenprogramm beschlossen.

Von Peter Notbohm

 

Bereits seit mehreren Jahren setzt die Stadt Gummersbach zahlreiche Maßnahmen im Rahmen des kommunalen Klimaschutzes um. Aufgrund des zunehmend schneller voranschreitenden Klimawandels hat die Klimaanpassung für Städte eine immer größere Bedeutung gewonnen. Für ihr Engagement im Bereich Klimaanpassung und nachhaltige Stadtentwicklung wurde sie nun mit dem European Climate Adaption Award (ECA) in Bronze ausgezeichnet.

 

Bereits im Jahr 2020 hatte der Stadtrat beschlossen, sich aktiv an dem europäischen Qualitätsmanagement- und Zertifizierungsverfahren der Beratungs- und Servicegesellschaft Umwelt zu beteiligen. Unabhängig begleitet wurde man dabei von der Gertec-Ingenieurgesellschaft aus Essen. Nach einem vierjährigen Prozess gab es nun Ergebnisse bei einem externen Audit in der Alten Vogtei. Gummersbach bekam eine Basis-Zertifizierung mit 46,9 Prozent. Der ECA-Prozess umfasst dabei die Überprüfung des aktuellen Standes, Identifizierung von Handlungsfeldern und Umsetzung von Maßnahmen zur Anpassung an veränderte klimatische Verhältnisse.

 

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Eine der wichtigsten Aussagen: Der Klimawandel macht sich auch in Gummersbach bemerkbar. Die jährliche Durchschnittstemperatur steigt von 8,4 Grad (Referenzzeitraum 1961 bis 1990) auf 10,3 Grad (Projektion 2021 bis 2050). Damit einher gehen mehr Hitzetage über 30 Grad (5,9 statt 1,7) und weniger Eistage unter 0 Grad (3,5 statt 16,1). Auch Extremwetter wie Dürren und Starkregen nehmen zu. „Das führt zu Folgen, die nicht gut absehbar sind“, sagt Gummersbachs Klimaschutzmanager Felix Borscz.

 

Das ECA-Ergebnis bewertet man im Rathaus als erfreulich, „gleichzeitig ist es aber auch Ansporn, nicht stehen zu bleiben“, sagt Borscz. Die Verwaltung tue viel, um mehr Grün in die Stadt zu kriegen. Silber hätte es ab einer Basis-Zertifizierung von 50 Prozent gegeben. Gold hat bislang nur die Stadt Münster erhalten. „Wir haben an Silber gekratzt und sind auf einem guten Weg“, meint der Technische Beigeordnete Jürgen Hefner. Der Prozess sei auch deshalb hilfreich gewesen, weil Gummersbach vieles bereits umsetze, was gefordert wird. Eine eigene Personalstelle für den Bereich Hochwasserschutz habe längst nicht jede Kommune.

 

Um für die Zukunft gewappnet zu sein, hat man im Gummersbacher Rathaus ein sogenannten klimaanpassungspolitisches Aktivitätenprogramm erarbeitet und im vergangenen November beschlossen. Schwerpunkte sind eine Hochwasser- und Starkregenvorsorge, die strategische Kombination von natürlichen und naturnahen Wasserflächen (blau) und Grünflächen (grün), die sogenannte blau-grüne Infrastruktur, eine Optimierung der Bauleitplanung (u.a. Entsiegelungsmaßnahmen) sowie die Optimierung der klimaresilienten Trinkwasserversorgung und die Stärkung klimaresilienter Wälder.

 

Schon kleine Maßnahmen wie die Errichtung von Trinkwasserbrunnen und Sonnensegeln können der menschlichen Gesundheit helfen. Eine größere Maßnahme ist die Erarbeitung eines interkommunalen Klimawandelanpassungskonzeptes mit dem Oberbergischen Kreis. Gleichzeitig will man im Rathaus aber auch die Bürger mitnehmen, da man nicht auf alle Handlungsfelder einen direkten Einfluss habe. Dazu zählen Rückbau von Schottergärten, achtsamer Umgang mit Wasserverbrauch oder mehr Dach- und Fassadenbegrünung. „Wo wir Einfluss haben, versuchen wir etwas zu tun. Aber wir müssen den Bürger auch befähigen, selbst Schritte einzuleiten“, so Borscz.

 

Hitzecheck

 

Wie schon im Vorjahr (OA berichtete) hat Gummersbach im Hitzecheck der Deutschen Umwelthilfe die grüne Karte erhalten. 190 Städte mit mindestens 50.000 Einwohnern wurden erneut auf ihre Grünausstattung und Flächenversiegelung analysiert, basierend auf den Daten der Potsdamer Luftbild Umwelt Planung GmbH (alle Ergebnisse gibt es hier).

 

Gummersbach klettert von Rang sieben auf Platz zwei. Die Verbesserung resultiert aus der erstmals erfassten „Hitzebetroffenheitsindex“. Hierbei wird erfasst, wie viele Menschen innerhalb der Kommunen in stark belasteten Gebieten leben – also dort, wo hohe Temperaturen, dichte Versiegelung und zu wenig Grün zusammentreffen. Im vergangenen Jahr wurden nur Grünvolumen und Versiegelung betrachtet. Da die Daten zu Versiegelung und Grünvolumen nur in mehrjährigen Intervallen reale Veränderungen abbilden, wurden beim Hitzecheck 2025 die Werte aus dem Vorjahr verwendet.

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